Deutsche Tageszeitung - Früherer US-Außenminister Colin Powell nach Corona-Infektion gestorben

Früherer US-Außenminister Colin Powell nach Corona-Infektion gestorben


Früherer US-Außenminister Colin Powell nach Corona-Infektion gestorben
Früherer US-Außenminister Colin Powell nach Corona-Infektion gestorben / Foto: ©

Im Alter von 84 Jahren ist der frühere US-Außenminister Colin Powell an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben. Der pensionierte Vier-Sterne-General und frühere US-Generalstabschef starb am Montag nach "Komplikationen von Covid-19", wie seine Familie mitteilte. Er war demnach vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Weggefährten und Spitzenpolitiker zollten dem Republikaner Respekt, dessen Amtszeit durch falsche Aussagen vor dem Irakkrieg 2003 über angebliche Massenvernichtungswaffen überschattet wurde.

Textgröße ändern:

US-Präsident Joe Biden bezeichnete Powell als "Patrioten von unübertroffener Ehre und Würde". "Colin verkörperte die höchsten Ideale eines Kriegers und eines Diplomaten", erklärte der Demokrat. "Als jemand, der in Kriegen gekämpft hat, hat er besser als jeder andere verstanden, dass militärische Macht alleine nicht ausreicht, um Frieden und Sicherheit zu wahren." Biden ordnete an, die US-Flaggen auf halbmast zu setzen.

Der frühere republikanische Präsident George W. Bush, der Powell 2001 zum ersten schwarzen Außenminister in der Geschichte des Landes gemacht hatte, betonte, der Verstorbene sei "im In- und Ausland hoch geachtet" gewesen. "Er war ein großartiger Staatsdiener, angefangen mit seiner Zeit als Soldat in Vietnam."

Powell war in Bushs erster Amtszeit von 2001 bis 2005 Außenminister der USA. Bekannt ist Powell insbesondere für einen umstrittenen Auftritt vor dem UN-Sicherheitsrat 2003, wo er zur Rechtfertigung für einen Einmarsch der USA im Irak vermeintliche Belege für Massenvernichtungswaffen präsentierte. Später wurde klar, dass der damalige irakische Diktator Saddam Hussein über keine Massenvernichtungswaffen verfügte. Den Auftritt bezeichnete Powell später selbst als "Schandfleck" in seinem Lebenslauf.

Powell kam 1937 im New Yorker Stadtteil Harlem als Sohn jamaikanischer Einwanderer zur Welt. Er studierte Geologie und startete eine Karriere in der US-Armee, die ihn unter anderem nach Deutschland und zwei Mal nach Vietnam führte. 1987 wurde Powell unter Präsident Ronald Reagan als erster Schwarzer Nationaler Sicherheitsberater.

Zwei Jahre später machte Reagans Nachfolger George Bush den hochdekorierten General als ersten Afroamerikaner zum Generalstabschef der US-Streitkräfte. Für viele wurde er das Gesicht des Golfkriegs 1991 - und so populär, dass er sogar als möglicher Präsidentschaftskandidat gehandelt wurde.

1993 zog Powell sich aus den Streitkräften zurück. Statt eine politische Karriere einzuschlagen, engagierte er sich für benachteiligte Jugendliche, bevor er schließlich 2001 Außenminister wurde. Er genoß bis zuletzt hohes Ansehen.

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin erklärte, der Verstorbene gehöre zu den "größten Führungspersönlichkeiten, die wir je erlebt haben", und beklagte den Verlust "eines großartigen persönlichen Freundes und Mentors". Austin - der erste afroamerikanische Verteidigungsminister in der US-Geschichte - betonte Powells Vorreiterrolle als erster Schwarzer in zahlreichen Spitzenämtern.

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) nannte Powell einen "geradlinigen Außenpolitiker". Europa verliere "einen transatlantischen Brückenbauer". Powell sei Deutschland "als General zur Zeit der Wiedervereinigung" sehr verbunden gewesen.

Powell wurde zu Lebzeiten mit zahlreichen hohen Auszeichnungen bedacht. Neben militärischen Ehrungen erhielt der dreifache Familienvater gleich zwei Mal die Freiheitsmedaille des Präsidenten, die höchste zivile Auszeichnung für US-Bürger.

Politisch ging er im Laufe der Jahre immer mehr auf Distanz zur Republikanischen Partei. Der unter anderem in gesellschaftlichen Fragen liberal gesinnte Powell beklagte einen Rechtsruck der Konservativen. 2008 sprach er eine Wahlempfehlung für den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Barack Obama aus. 2016 und 2020 stellte er sich ebenfalls hinter die demokratischen Kandidaten Hillary Clinton und Joe Biden.

Nach einer Corona-Infektion wurde Powell zuletzt im Militärkrankenhaus Walter Reed vor den Toren der US-Hauptstadt Washington behandelt, wie seine Familie erklärte. Er war demnach vollständig gegen das Coronavirus geimpft. US-Medienberichten zufolge war sein Immunsystem aber durch eine Krebserkrankung geschwächt. Impfdurchbrüche mit dem Coronavirus verlaufen nur in seltenen Fällen tödlich.

(I.Beryonev--DTZ)

Empfohlen

Entscheidende Runde der Präsidentschaftswahl in Chile hat begonnen

In Chile hat die entscheidende Runde der Präsidentschaftswahl begonnen. In der Stichwahl um die Nachfolge des linksgerichteten Präsidenten Gabriel Boric treten der deutschstämmige Rechtsextreme José Antonio Kast, der Sohn eines Wehrmachtssoldaten, und die Sozialdemokratin Jeannette Jara gegeneinander an. Wichtigste Themen im Wahlkampf waren die Bekämpfung krimineller Banden und die Einwanderung.

Kämpfe zwischen Thailand und Kambodscha dauern ungeachtet der US-Friedensbemühungen an

Zwei Wochen nach der Wiederaufnahme der Kämpfe zwischen Thailand und Kambodscha haben sich beide Seiten am Wochenende ungeachtet der Friedensbemühungen von US-Präsident Donald Trump weiterhin unter Beschuss genommen. Laut dem thailändischen Verteidigungsministerium beschoss und bombardierte Kambodscha am Sonntag mehrere thailändische Provinzen im Grenzgebiet. Aus dem kambodschanischen Verteidigungsministerium hieß es, Thailand habe nach Mitternacht Mörsergranaten und Bomben abgefeuert. Thailands Regierungschef Anutin Charnvirakul hatte am Samstag eine von Trump verkündete Einigung auf eine Feuerpause dementiert.

Vor Berliner Ukraine-Treffen: Deutsche Außenpolitiker fordern starke Rolle Europas

Die Grünen haben die Teilnahme der USA an den Ukraine-Beratungen in Berlin über eine Waffenruhe in der Ukraine scharf kritisiert. "Wieder sitzen die USA mit am Tisch und bekommen so die Chance, alles für die Geschäftsinteressen des Trump-Clans zu manipulieren und im Sinne Putins die Linien des Denkbaren zu verschieben", sagte die Sicherheitsexpertin der Grünen-Bundestagsfraktion, Sara Nanni, der "Rheinischen Post" vom Montag.

US-Soldaten in Syrien bei mutmaßlichem IS-Angriff getötet - Trump droht mit Vergeltung

In Syrien sind am Samstag zwei US-Soldaten und ein Übersetzer bei einem Angriff eines mutmaßlichen Mitglieds der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) getötet worden. Drei weitere US-Soldaten seien bei dem Angriff auf eine gemeinsame Patrouille von syrischen und US-Soldaten verletzt worden, teilte das US-Regionalkommando Centcom mit. "Wir trauern um den Verlust von drei großen amerikanischen Patrioten in Syrien", erklärte US-Präsident Donald Trump und drohte mit "sehr ernster Vergeltung".

Textgröße ändern: