
Papst verurteilt "Sklaverei" und "Folter" in Flüchtlingslagern

Papst Franziskus hat bei seinem Besuch in Zypern die Zustände in Flüchtlingslagern kritisiert und Parallelen zum Zweiten Weltkrieg gezogen. "Es erinnert uns an die Geschichte des letzten Jahrhunderts, an die Nazis, an Stalin, und wir fragen uns, wie das passieren konnte", sagte das Oberhaupt der Katholiken am Freitag bei einem ökumenischen Gebet mit Migranten in Nikosia. Er sprach von "Folter" und Sklaverei" in den Aufnahmezentren. "Es gibt Orte der Folter, Menschen werden verkauft", sagte Franziskus.
Der Papst kritisierte "Engstirnigkeit und Vorurteile" im Umgang mit Migranten und sprach vom Traum einer "Menschheit ohne trennende Wände, befreit von Feindschaft, in der es keine Fremde mehr gibt, sondern nur Mitbürger".
Der zyprische Präsident hatte am Donnerstag angekündigt, Franziskus werde 50 Migranten von Zypern nach Italien mitnehmen. Einzelheiten wurden dazu nicht bekannt, der Vatikan bestätigte dies zunächst nicht.
Die Republik Zypern verzeichnet nach eigenen Angaben gemessen an ihrer eigenen Einwohnerzahl die höchste Flüchtlingsquote der Europäischen Union. So seien in den ersten zehn Monaten des Jahres 10.000 Flüchtlinge irregulär ins Land gekommen, die meisten von ihnen aus dem Norden, der unter türkischer Verwaltung steht. Am Samstag reist der Papst nach Griechenland weiter, wo er unter anderem ein Flüchtlingslager auf der Insel Lesbos besuchen will.
Über das Mittelmeer führen einige der wichtigsten Flüchtlingsrouten für Menschen aus Afrika und Asien, die nach Europa gelangen wollen. Die Überfahrt ist häufig lebensgefährlich. Seit Jahresbeginn sind nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) bereits etwa 1400 Migranten bei dem Versuch, Europa über das Mittelmeer zu erreichen, ums Leben gekommen. Experten gehen zudem von einer hohen Dunkelziffer aus.
(S.A.Dudajev--DTZ)