Taiwan meldet mehr als 100 chinesische Kampfflugzeuge nahe der Insel
Inmitten anhaltender Spannungen zwischen China und Taiwan hat das Verteidigungsministerium in Taipeh nach eigenen Angaben binnen 24 Stunden mehr als 100 chinesische Kampfflugzeuge in der Nähe der Insel gesichtet. Diese Zahl sei die höchste der jüngeren Vergangenheit, erklärte das Ministerium am Montag. Peking kommentierte die Angaben aus Taipeh zunächst nicht, machte aber erneut seine Ansprüche auf Taiwan geltend.
Die zwischen dem 17. und 18. September registrierten 103 chinesischen Flugzeuge stellten "die Sicherheit in der Straße von Taiwan und in der Region vor große Herausforderungen", hieß es in der Erklärung des taiwanischen Verteidigungsministeriums. Von den Flugzeugen hätten 40 die Median-Linie der Straße von Taiwan überquert und seien in die südöstliche und südwestliche Luftverteidigungszone der Insel eingedrungen. Außerdem seien neun chinesische Marineschiffe gesichtet worden.
Die Median-Linie ist eine inoffizielle Demarkationslinie in der Mitte der Taiwan-Straße, also der Meerenge zwischen dem chinesischen Festland und Taiwan.
Seit der politischen Spaltung zwischen Festlandchina und Taiwan im Jahr 1949 betrachtet Peking die demokratische und selbstverwaltete Insel als abtrünniges Gebiet, das es wieder mit dem Festland vereinigen will. In den vergangenen Jahren hat die Präsenz chinesischer Kriegsschiffe und Armeeflugzeuge rund um Taiwan deutlich zugenommen.
Pekings "anhaltende militärische Belästigung kann leicht zu einem starken Anstieg der Spannungen führen und die regionale Sicherheit verschlechtern", erklärte das Verteidigungsministerium in Taipeh. Es forderte China auf, die "zerstörerischen einseitigen Aktionen sofort einzustellen".
Peking äußerte sich nicht offiziell zu möglichen Militärübungen. Die Sprecherin des chinesischen Außenministeriums, Mao Ning, erklärte jedoch, Taiwan sei "Teil des chinesischen Hoheitsgebiets". Die "sogenannte Median-Linie gibt es nicht", fügte sie hinzu.
Zum Ärger Pekings entsandten die USA und ihre westlichen Verbündeten in jüngster Zeit wiederholt Schiffe in die Straße von Taiwan sowie in das Südchinesische Meer, ein umstrittenes und für die Anrainerstaaten strategisch und wirtschaftlich enorm wichtiges Seegebiet. Nach US-Ansicht handelt es sich in beiden Fällen um internationale Gewässer.
(L.Svenson--DTZ)