Deutsche Tageszeitung - Mindestens 20 Tote bei Explosion in Treibstofflager in Bergkarabach

Mindestens 20 Tote bei Explosion in Treibstofflager in Bergkarabach


Mindestens 20 Tote bei Explosion in Treibstofflager in Bergkarabach
Mindestens 20 Tote bei Explosion in Treibstofflager in Bergkarabach / Foto: © AFP

Bei der Explosion eines Treibstofflagers in der umstrittenen Kaukasusregion Bergkarabach sind nach jüngsten Angaben mindestens 20 Menschen ums Leben gekommen. Die Behörden der selbsternannten Republik baten das Ausland eindringlich um Hilfe bei der Versorgung von hunderten bei der Explosion Verletzten. In Armenien trafen derweil am Dienstag tausende weitere Flüchtlinge ein, nachdem pro-armenische Kräfte in Bergkarabach vergangene Woche einem Angriff Aserbaidschans unterlegen waren.

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Am Montag war ein Treibstofflager in der Region explodiert. Nach Angaben der pro-armenischen Separatisten wurden dabei mindestens 20 Menschen getötet. Die Opferzahl könnte nach Angaben der Behörden noch steigen, da da viele der mehr als 290 Verletzten in Lebensgefahr schwebten und mehrere Menschen noch vermisst würden.

Das armenische Gesundheitsministerium entsandte nach eigenen Angaben ein Ärzteteam per Hubschrauber in die Gebietshauptstadt Stepanakert. Die aserbaidschanische Präsidentschaft erklärte, Baku habe Medikamente für die Verletzten geschickt. Ihre Behandlung wurde dadurch erschwert, dass den örtlichen Krankenhäusern nach der monatelangen aserbaidschanischen Blockade des Latschin-Korridors - der einzigen Landverbindung zwischen Bergkarabach und Armenien - die Medikamente ausgegangen sind.

Die meisten der Opfer hatten sich mit Treibstoff für die Flucht durch den Latschin-Korridor eingedeckt. Baku hatte die Landverbindung im Dezember geschlossen.

Eriwan wirft Baku vor, eine "ethnische Säuberung" in Bergkarabach zu planen, nachdem Aserbaidschan vergangene Woche eine großangelegte Militäroffensive in Bergkarabach gestartet hatte. Bereits nach einem Tag mussten die pro-armenischen Kämpfer von Bergkarabach eine Waffenstillstandsvereinbarung akzeptieren. Nach jüngsten Angaben der pro-armenischen Behörden wurden bei den Kämpfen vergangene Woche rund 200 Menschen getötet.

Bergkarabach gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan, in dem Gebiet leben aber überwiegend Armenier. Aserbaidschan und Armenien kämpfen seit Jahrzehnten um die Enklave.

Bis Dienstag trafen nach Angaben der armenischen Regierung rund 13.350 Flüchtlinge aus der Kaukasusregion in Armenien ein. Viele von ihnen hatten die Nacht in ihren Autos verbracht, während sich an der Grenze hunderte Fahrzeuge stauten. AFP-Reporter sahen entlang des Latschin-Korridors hunderte mit Habseligkeiten beladene Autos, die sich mühsam über die überfüllte Straße vorwärts quälten. Mehrere Fahrzeuge schleppten sich mit platten Reifen voran. Zahlreiche Menschen passierten den letzten aserbaidschanischen Grenzposten zu Fuß.

Die meisten von ihnen trafen in der armenischen Stadt Goris ein, der ersten Anlaufstelle hinter der Grenze. In der 20.000-Einwohnerstadt bildeten sich am Dienstag lange Schlagen vor Läden mit Telefonkarten.

"Sie haben uns vertrieben", sagte ein Mann, der die Grenze zu Fuß passierte. "Wir haben schreckliche Tage durchlebt", sagte Anabel Gulasjan aus dem Ort Rew, der in Aserbaidschan Schalwa genannt wird.

Trotz von Aserbaidschans Präsident Ilham Alijew am Montag zugesicherten rechtlichen "Garantien" sind viele armenische Bewohner Bergkarabachs verunsichert, ob sie bleiben oder gehen sollen. Alijew hatte erklärt, "unabhängig von ihrer ethnischen Zugehörigkeit" seien die Bewohner der Region "Bürger Aserbaidschans". Ihre Rechte würden vom aserbaidschanischen Staat "garantiert".

Russland als traditionelle Schutzmacht Armeniens hatte die Aserbaidschaner bei ihrer Militäroffensive gewähren lassen. Armeniens Regierungschef Nikol Paschinjan machte Moskau deshalb bittere Vorwürfe. Russland warf Eriwan am Montag wiederum vor, mit seiner jüngsten Hinwendung zum Westen einen "großen Fehler" zu begehen.

Unterdessen wollten am Dienstag Vertreter Armeniens und Aserbaidschans auf Initiative der EU in Brüssel zusammenkommen. Die Gespräche zwischen den nationalen Sicherheitsberatern der verfeindeten Kaukasusländer im Beisein von Vertretern der EU-Schwergewichte Frankreich und Deutschland standen unter der Schirmherrschaft von EU-Ratspräsident Charles Michel.

(M.Dylatov--DTZ)