Deutsche Tageszeitung - Freilassung weiterer Hamas-Geiseln aus dem Gazastreifen erwartet

Freilassung weiterer Hamas-Geiseln aus dem Gazastreifen erwartet


Freilassung weiterer Hamas-Geiseln aus dem Gazastreifen erwartet
Freilassung weiterer Hamas-Geiseln aus dem Gazastreifen erwartet / Foto: © AFP

Drei Tage nach Beginn der Feuerpause zwischen Israel und der islamistischen Hamas wird die Freilassung weiterer von ihr verschleppter Geiseln aus dem Gazastreifen erwartet. Das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte, es habe inzwischen von der Hamas eine Liste über die Geiseln erhalten, die am Sonntag freigelassen würden. Derweil meldete der bewaffnete Arm der Hamas den Tod mehrerer hochrangiger Verantwortlicher der Essedin-al-Kassam-Brigaden.

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Netanjahus Büro erklärte, die Liste der Geiseln für die vereinbarte Freilassung werde von Sicherheitsbeamten geprüft, die Angehörigen der Geiseln seien informiert worden.

Am Samstagabend hatte die radikalislamische Palästinenserorganisation nach langer Verzögerung 13 von ihr verschleppte Israelis, darunter vier deutsche Doppelstaatler, und vier Thailänder freigelassen. Im Gegenzug ließ Israel 39 palästinensische Gefangene frei.

Bei den Deutsch-Israelis handelt es sich um die 38-jährige Adina Schoham, ihre dreijährige Tochter Jahel und ihren achtjährigen Sohn Naveh sowie um Schohams 67-jährige Mutter Schoschan Haran.

Mit der 21-jährigen Maja Regev kam erstmals auch eine Geisel frei, die von Kämpfern der Hamas bei ihrem brutalen Angriff auf das Supernova-Musikfestival verschleppt worden war. Bei dem Überfall am 7. Oktober wurden hunderte weitere meist junge Menschen getötet.

Regevs Mutter erklärte, sie sei glücklich, dass Maja heimkomme - "dennoch ist mein Herz zerrissen, denn mein Sohn Itaj ist immer noch in der Gefangenschaft der Hamas" im Gazastreifen, hieß es in einer Erklärung, die das Forum der Angehörigen der Geiseln veröffentlichte.

"Wir sind überglücklich, Emily wieder in die Arme schließen zu können", erklärte auch die Familie der neunjährigen, irisch-israelischen Emily Hand über das Familien-Forum. Ein Video der israelischen Armee zeigte, wie das Mädchen nach der Freilassung in die Arme ihres Vater rannte. Ihr Vater hatte die Neunjährige zunächst für tot gehalten.

Im Gegenzug gab die israelische Strafvollzugsbehörde noch in der Nacht die Freilassung von 39 palästinensischen Gefangenen aus israelischen Gefängnissen bekannt. Ebenso wie auf israelischer Seite handelt es sich bei allen Freigelassenen um Frauen und Minderjährige.

Eine erste Gruppe von Geiseln aus dem Gazastreifen war am Freitag freigelassen worden. Die Freilassung der zweiten Gruppe Geiseln am Samstag verzögerte sich um einige Stunden. Sie kam nach Angaben aus Doha erst nach dem Eingreifen der Vermittler Katar und Ägypten zustande.

Die Hamas hatte die Übergabe kurzfristig gestoppt, weil aus ihrer Sicht Israel gegen eine am Mittwoch getroffene Vereinbarung zur Feuerpause verstoßen habe. Konkret ging es um Hilfslieferungen in den nördlichen Teil des Gazastreifens. Israels Armee wies die Vorwürfe zurück.

Nach Angaben der UNO erreichten bereits 61 Lastwagen mit medizinischen Hilfsgütern, Lebensmitteln und Wasser den Norden des Gazastreifens. Das UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten (Ocha) teilte am Samstag mit, 200 weitere Lkw seien von Israel losgefahren, 187 von ihnen hätten bis zum Abend die Grenze überquert.

Am Freitag hatten nach UN-Angaben bereits 173 Lkw mit dringend benötigten Hilfsgütern den Gazastreifen erreicht.

Israel und die Hamas hatten sich nach langwierigen Verhandlungen unter Vermittlung von Katar, den USA und Ägypten auf eine viertägige Feuerpause geeinigt. Die Vereinbarung sieht unter anderem vor, dass insgesamt 50 israelische Geiseln sowie 150 palästinensische Gefangene freigelassen werden sollen.

Der Krieg zwischen Israel und Hamas dauert bereits seit rund sieben Wochen an. Am 7. Oktober waren hunderte Kämpfer der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas nach Israel eingedrungen und hatten dort Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt, darunter zahlreiche Frauen und Kinder. Nach Angaben der israelischen Regierung wurden etwa 1200 Menschen getötet, rund 240 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.

Als Reaktion darauf begann Israel damit, Ziele im Gazastreifen aus der Luft und vom Boden aus massiv anzugreifen. Angaben der Hamas zufolge, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seitdem mehr als 14.800 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet.

Der bewaffnete Arm der Hamas bestätigte am Sonntag den Tod von vier führenden Vertretern, darunter des für den Norden des Gazastreifens zuständigen Kommandeurs Ahmed Al-Gandur. Die Islamisten machten jedoch keine Angaben zum Zeitpunkt ihrer Tötung. Israelischen Medien zufolge war unter den Getöteten auch Ayman Sijjam, Chef der Raketeneinheit der Brigaden.

Al-Gandur wurde seit 2017 von den USA auf einer Terror-Liste geführt und mit wirtschaftlichen Sanktionen belegt. Nach Einschätzung des US-Außenministeriums war er an "zahlreichen Terroraktivitäten" beteiligt.

Unterdessen brachen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundestagspräsidentin Bärbel Bas zu einem zweitägigen Besuch in Israel auf. Nach Angaben des Bundestages war ein Treffen mit Israels Präsident Isaac Herzog geplant. Davor sei eine gemeinsame Begegnung mit Angehörigen der von der Hamas entführten Geiseln vorgesehen.

(M.Travkina--DTZ)

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