Deutsche Tageszeitung - USA liefern mutmaßlichen Mörder von Musiker Victor Jara nach Putsch 1973 an Chile aus

USA liefern mutmaßlichen Mörder von Musiker Victor Jara nach Putsch 1973 an Chile aus


USA liefern mutmaßlichen Mörder von Musiker Victor Jara nach Putsch 1973 an Chile aus
USA liefern mutmaßlichen Mörder von Musiker Victor Jara nach Putsch 1973 an Chile aus / Foto: © Immigration and Customs Enforcement/AFP

50 Jahre nach der Ermordung des populären Sängers Victor Jara während des Militärputsches in Chile haben die USA einen seiner mutmaßlichen Mörder an das südamerikanische Land ausgeliefert. Der 75 Jahre alte Pedro Barrientos landete am Freitag aus der US-Metropole Miami kommend auf dem Flughafen von Santiago de Chile, wie die chilenische Polizei der Nachrichtenagentur AFP bestätigte. Dort riefen bei seinem Eintreffen einige Menschen "Mörder, Mörder".

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Barrientos sei mit einem Hubschrauber auf ein Militärgelände im Osten der Hauptstadt gebracht worden, wo er festgenommen und von dem Richter Guillermo de la Barra befragt werde, hieß es weiter.

Barrientos hatte seit 1989 in den USA gelebt. Seine von Chile bereits seit 2013 geforderte Überstellung in sein Heimatland war möglich geworden, nachdem Barrientos seine US-Staatsbürgerschaft verloren hatte. Sie wurde ihm entzogen, weil er den Einwanderungsbehörden Informationen zu seinem Militärdienst in Chile verschwiegen hatte.

Einen Tag nach dem von der CIA unterstützten Militärputsch vom 11. September 1973 gegen Chiles linksgerichteten Präsidenten Salvador Allende war dessen glühender Unterstützer Jara festgenommen worden. Einige Tage später wurde die Leiche des 40-jährigen Sängers mit 44 Schusswunden sowie Folterspuren gefunden.

Im August waren sieben frühere Militärs im Zusammenhang mit dem Mord an Jara zu Haftstrafen zwischen acht und 15 Jahren verurteilt worden. Einer der Verurteilten, der General im Ruhestand Hernán Chacón, entzog sich seiner Inhaftierung durch Suizid.

Der für seine Protestlieder bekannte Pazifist Jara war mit rund 5000 weiteren politischen Gefangenen in ein Sportstadion in Santiago de Chile gebracht worden, wo er verhört, gefoltert und schließlich umgebracht wurde. Seine Peiniger hatten mit Gewehrkolben und Stiefeltritten die Finger des Sängers und Gitarristen gebrochen. Durch seinen gewaltsamen Tod wurde Jara zum Idol für Künstler, die unter dem chilenischen Diktator Augusto Pinochet unterdrückt wurden.

Jaras einzige Tochter Amanda sprach in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP von einem "sehr langen Weg" zur Gerechtigkeit nach dem Mord an ihrem Vater. Jaras Frau, die britischstämmige ehemalige Tänzerin und Menschenrechtsaktivistin Joan Turner, erlebte die Auslieferung von Barrientos nicht mehr: Sie starb am 12. November im Alter von 96 Jahren.

(U.Beriyev--DTZ)

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