Deutsche Tageszeitung - Zentralrat der Juden und Politiker verurteilen Angriff auf jüdisches Restaurant in Chemnitz

Zentralrat der Juden und Politiker verurteilen Angriff auf jüdisches Restaurant in Chemnitz


Zentralrat der Juden und Politiker verurteilen Angriff auf jüdisches Restaurant in Chemnitz
Zentralrat der Juden und Politiker verurteilen Angriff auf jüdisches Restaurant in Chemnitz / Foto: ©

Der Zentralrat der Juden hat den Angriff auf ein jüdisches Restaurant in Chemnitz verurteilt. Zentralratspräsident Josef Schuster äußerte sich am Sonntag in Berlin "erschüttert". "Die rassistischen Ausschreitungen und der Anschlag auf das koschere Restaurant in Chemnitz zeigen, wie stark der Rechtsextremismus in der Region verwurzelt ist", erklärte Schuster. Auch zahlreiche Politiker nannten den Angriff unerträglich.

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Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Montagausgabe), Angriffe rechter Gruppen auf jüdisches Leben in Deutschland "wecken schlimmste Erinnerungen". Jede antisemitische Tat sei "ein Angriff auf uns alle, auf unser friedliches und respektvolles Zusammenleben, auf unsere Gesellschaft insgesamt".

Sachsens Innenminister Roland Wöller (CDU) sprach nach einem Treffen mit dem Restaurantbesitzer am Samstagabend von einem "widerlichen und feigen Angriff" und sicherte Aufklärung zu. "Angriffe auf jüdisches Leben sind Angriffe auf uns und unser Zusammenleben", sagte Wöller am Sonntag.

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) wertete die Attacke als "Versuch der Vertreibung". "Dieser Vorfall muss uns alle aufrütteln", sagte Ramelow der "Welt". "Das erinnert an das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte". Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern und frühere Zentralratspräsidentin Charlotte Knobloch sprach am Sonntag von einer "Kampfansage an die Demokratie".

Im Zuge der Proteste nach dem gewaltsamen Tod eines 35-Jährigen in Chemnitz, war auch ein jüdisches Restaurant angegriffen worden. Wie Restaurantbesitzer Uwe Dziuballa der Nachrichtenagentur AFP am Samstag sagte, wurden am Abend des 27. August aus einer Gruppe heraus Gegenstände auf die Gaststätte geworfen - dabei sei auch gerufen worden: "Judensau, verschwinde aus Deutschland". Dziuballa sprach von zehn bis zwölf teils vermummten Menschen vor dem Lokal.

Zuvor hatte die "Welt am Sonntag" berichtet, Dziuballas koscheres Restaurant "Schalom" sei von etwa einem Dutzend Neonazis angegriffen worden. In dem Fall ermittelt demnach das Landeskriminalamt. Auch der sächsische Staatsschutz und das polizeiliche Terrorismus- und Extremismus- Abwehrzentrum seien mit dem Fall befasst.

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, zeigte sich alarmiert. Sollten die Berichte zutreffen, wäre eine neue Qualität antisemitischer Straftaten erreicht, sagte er der "Welt am Sonntag". Der Staat müsse nun mit aller Deutlichkeit zeigen, "dass antisemitische Straftaten unverzüglich geahndet werden".

Das Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus kritisierte, die Behörden hätten diesen "gewaltigen Fall von Antisemitismus" zeitnah öffentlich machen müssen. "Es ist ungeheuerlich, dass in Chemnitz ein vermummter Mob das einzige jüdische Restaurant attackiert, antisemitische Parolen ruft und die Öffentlichkeit erst Tage später von dem Fall erfährt", erklärte Vereinssprecher Levi Salomon am Wochenende.

Dziuballa will indes nicht aufgeben. "Das ist nicht typisch für Chemnitz", sagt er. "Seit das Restaurant im Jahr 2000 eröffnet wurde, ist es das erste Mal, dass ich so etwas erlebe." "Scheitern" sei deshalb "keine Option". "Wir werden weiter arbeiten", sagt er. "Damit versuche ich, die Gesellschaft positiv zu prägen."

(U.Beriyev--DTZ)

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