Deutsche Tageszeitung - Hohe Haftstrafen wegen Mordes an Kriminalreporter in den Niederlanden

Hohe Haftstrafen wegen Mordes an Kriminalreporter in den Niederlanden


Hohe Haftstrafen wegen Mordes an Kriminalreporter in den Niederlanden
Hohe Haftstrafen wegen Mordes an Kriminalreporter in den Niederlanden / Foto: © ANP/AFP/Archiv

Drei Jahre nach der Ermordung des niederländischen Kriminalreporters Peter R. de Vries auf offener Straße hat ein Gericht in Amsterdam am Mittwoch hohe Haftstrafen gegen die drei Hauptangeklagten verhängt. Zwei Männer, die die Schüsse auf de Vries abgaben beziehungsweise das Fluchtauto steuerten, müssen für 28 Jahre ins Gefängnis, ein dritter Angeklagter wurde wegen der Planung der Tat zu 26 Jahren Haft verurteilt.

Textgröße ändern:

Der bekannte Reporter de Vries war am 6. Juli 2021 am hellichten Tag auf einer belebten Straße in Amsterdam erschossen worden. Die Tat löste in den Niederlanden und europaweit Entsetzen aus. Nach Überzeugung der Ermittler wurde de Vries wegen seiner Rolle im Prozess gegen einen niederländischen Drogenboss umgebracht.

"Der Mord an Peter R. de Vries ist eine Hinrichtung", erklärte das Gericht in Amsterdam nach der Urteilsverkündung. Es gebe hinreichende Beweise für die Schuld der drei Angeklagten. Die Tat sei "minutiös geplant" worden.

Gegen drei weitere Männer wurden wegen Beihilfe zum Mord Haftstrafen zwischen zehn und 14 Jahren verhängt. Zwei Männer, denen Beteiligung an einer kriminellen Organisation vorgeworfen worden war, wurden freigesprochen. Ein neunter Angeklagter wurde vom Vorwurf der Mittäterschaft freigesprochen, aber wegen Drogenbesitzes verurteilt. Alle Angeklagten hatten auf nicht schuldig plädiert.

Der Mord an de Vries stand nach Überzeugung der Ermittler im Zusammenhang mit der Strafverfolgung des berüchtigten Drogenbosses Ridouan Taghi, der im Februar zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Der Kriminalreporter war eine Vertrauensperson des früheren Bandenmitglieds Nabil B., der zum Kronzeugen in dem Mammut-Prozess gegen Taghi wurde.

Im Laufe des fast sechs Jahre dauernden Prozesses gegen den Kopf des Drogenkartells Mocro Maffia wurden außer de Vries noch zwei weitere Menschen mit Verbindungen zu Nabil B. ermordet: 2018 dessen Bruder und 2019 sein Anwalt. Der Prozess zum Mord an de Vries fand deshalb in einem hochgesicherten Gericht in Amsterdam statt, das allgemein als der "Bunker" bekannt ist.

De Vries hatte zunächst als Polizeireporter für die niederländische Zeitung "De Telegraaf" gearbeitet und wurde vor allem durch seine Berichterstattung über die Entführung des Millionärs Freddy Heineken im Jahr 1983 bekannt. Er schrieb einen Bestseller über den Fall, der 2015 mit Anthony Hopkins in der Hauptrolle verfilmt wurde.

Später wechselte de Vries zum Fernsehen und machte sich durch seine Rolle bei der Aufklärung aufsehenerregender Kriminalfälle sowie als Sprecher von Opfern einen Namen. Nach seiner Ermordung erwiesen tausende Niederländer de Vries die letzte Ehre.

(B.Izyumov--DTZ)

Empfohlen

Ungarn fordern Rücktritt Orbans nach Bekanntwerden von Missbrauchsfällen

Nach dem Bekanntwerden von Missbrauchsfällen in staatlichen Kinder- und Jugendeinrichtungen haben in Ungarns Hauptstadt Budapest am Samstag mehr als 50.000 Menschen den Rücktritt von Ministerpräsident Viktor Orban gefordert. Sie riefen Parolen wie "Orban, hau ab!". Zu der Demonstration hatte Oppositionsführer Peter Magyar aufgerufen, dessen Partei Tisza vor der Parlamentswahl im Frühling die Meinungsfragen anführt. Er führte den Protestzug an und trug ein Banner mit den Worten "Lasst uns Kinder schützen".

US-Soldaten in Syrien in mutmaßlichem Hinterhalt des IS getötet

In Syrien sind am Samstag zwei US-Soldaten und ein US-Übersetzer bei einem Angriff eines mutmaßlichen Mitglieds der Dschihadistenmiliz IS auf eine gemeinsame Patrouille von syrischen und US-Soldaten getötet worden. Drei weitere US-Soldaten seien verletzt worden, teilte das Nahost-Regionalkommando der US-Armee, Centcom, mit. "Wir trauern um den Verlust von drei großen amerikanischen Patrioten in Syrien", erklärte US-Präsident Donald Trump auf seiner Online-Plattform Truth Social und drohte mit "sehr ernster Vergeltung".

Belarus lässt nach US-Vermittlung Oppositionelle Bjaljazki und Kolesnikowa frei

Im autoritär regierten Belarus sind nach der Vermittlung der USA überraschend mehr als 120 politische Gefangene freigelassen worden, darunter die prominente Oppositionspolitikerin Maria Kolesnikowa, der Friedensnobelpreisträger Ales Bjaljazki und der Lukaschenko-Gegner Viktor Babariko. Machthaber Alexander Lukaschenko habe insgesamt 123 Häftlinge aus verschiedenen Ländern begnadigt, hieß es in einem der belarussischen Präsidentschaft angegliederten Telegram-Kanal. Trotz der jahrelangen Haft zeigten sich Kolesnikowa und Bjaljazki bereits wenige Stunden nach ihrer Freilassung kämpferisch.

Belarussische Oppositionelle Bjaljazki und Kolesnikowa sowie weitere Gefangene frei

Die prominente belarussische Oppositionspolitikerin Maria Kolesnikowa und der Friedensnobelpreisträger Ales Bjaljazki sind zusammen mit mehr als 120 weiteren Gefangenen in dem autokratisch regierten Land freigelassen worden. Staatschef Alexander Lukaschenko habe insgesamt 123 Häftlinge aus verschiedenen Ländern begnadigt, hieß es am Samstag in einem der belarussischen Präsidentschaft angegliederten Telegram-Kanal. Dazu zählen laut der Menschenrechtsorganisation Wjasna auch Kolesnikowa, Bjaljazki und der Oppositionelle Viktor Babariko. Den Freilassungen war eine Lockerung von US-Wirtschaftssanktionen gegen Belarus vorausgegangen.

Textgröße ändern: