Deutsche Tageszeitung - SPD und Grüne dringen auf rasche Haushaltseinigung und Ende öffentlichen Streits

SPD und Grüne dringen auf rasche Haushaltseinigung und Ende öffentlichen Streits


SPD und Grüne dringen auf rasche Haushaltseinigung und Ende öffentlichen Streits
SPD und Grüne dringen auf rasche Haushaltseinigung und Ende öffentlichen Streits / Foto: © AFP/Archiv

SPD und Grüne dringen auf eine rasche Einigung in der Koalition über den Haushalt 2025 ohne weiteren öffentlichen Streit. Über die zu klärenden Fragen fänden bereits "sehr intensive Gespräche statt", sagte Vizeregierungssprecherin Christiane Hoffmann am Mittwoch in Berlin. Vor allem aus der SPD wurde aber auch erneut Kritik an der nicht abgesprochenen Veröffentlichung der Ergebnisse von Prüfaufträgen und deren Interpretation durch das Finanzressort laut.

Textgröße ändern:

"Fünf Milliarden Euro sind nichts, das man nicht hinbekommt", sagte SPD-Chef Lars Klingbeil in Berlin. Der "öffentliche Zirkus" darüber wäre hingegen "vermeidbar gewesen". Insbesondere hätte es über die Prüfergebnisse "letzte Woche keine öffentliche Kommunikation gebraucht", sagte Klingbeil weiter, ohne Finanzminister Christian Lindner (FDP) direkt zu nennen. Sinnvoller wäre es gewesen, diese zunächst regierungsintern zu bewerten.

"Eine Regierung muss Probleme lösen und darf nicht bei Problembeschreibungen stehen bleiben", sagte Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstagausgaben). Aus seinem Umfeld hieß es den Funke-Zeitungen zufolge, Habeck sei "sehr irritiert" darüber gewesen, dass ein Gutachten "einseitig und selektiv öffentlich gemacht wurde", anstatt mit den Regierungspartnern über Lösungen zu beraten.

Bei den Prüfaufträgen geht es um mögliche Darlehen an die Deutsche Bahn sowie die Autobahn GmbH des Bundes, die nicht auf die Schuldenbremse angerechnet würden, sowie um eine zunächst geplante Umwidmung von Mitteln der Förderbank KfW, die eigentlich für die Gaspreisbremse vorgesehen waren, dort aber nicht gebraucht wurden. Laut einem vom Finanzministerium in Auftrag gegebenen Rechtsgutachten wären die beiden ersten Maßnahmen rechtlich vertretbar, die Umwidmung der KfW-Mittel aber nicht.

Der Wissenschaftliche Beirat des Ministeriums bewertete allerdings alle drei Maßnahmen kritisch. Als Alternative zu Darlehen wurde die Erhöhung des Eigenkapitals der Deutschen Bahn ins Gespräch gebracht. Lindner sprach mit Blick auf die Prüfergebnisse von einer Finanzlücke von rund fünf Milliarden Euro, die im Etatplan für 2025 noch durch weitere Einsparungen zu schließen sei.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte am Dienstag deutlich gemacht, dass er auf Grundlage der Prüfergebnisse bei den Zahlungen für die Bahn und die Autobahnen keine Probleme sieht. "Das geht", sagte er dem Portal Zeit Online. Ohne ins Detail zu gehen, fügte er an: "Es bleibt ein Mysterium, wie das eigentlich klare Votum des juristischen Gutachtens vorübergehend grundfalsch aufgefasst werden konnte."

Dies war teilweise als Abgrenzung von Lindner interpretiert worden. Die Äußerungen von Scholz hätten sich "nicht an eine Person und schon gar nicht an den Finanzminister gerichtet" und auch nicht an andere Kabinettsmitglieder, sagte nun aber Vize-Regierungssprecherin Hoffmann. Der Kanzler habe deutlich machen wollen, dass "mindestens zwei der drei Maßnahmen verfassungsrechtlich möglich sind". Über die Umsetzung werde nun in der Regierung beraten, dazu fänden "intensive Gespräche" statt. Klingbeil verwies auf Gespräche von Scholz mit Lindner und Habeck.

FDP-Fraktionschef Christian Dürr wies im Portal table.media Vorwürfe eines "Foulspiels" durch Lindner zurück. Allerdings wollte sich Dürr nicht dazu äußern, ob der Finanzminister vor der Weitergabe der Prüfergebnisse mit den Koalitionspartnern gesprochen hatte.

Der haushaltspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Christian Haase, wertete die Intervention von Scholz als Abkanzeln "wie einen Schulbuben". Es sei an der Zeit, "dass die FDP aus der Koalition austritt", sagte Haase weiter der "Rheinischen Post" (Donnerstagsausgabe). CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt warnte die Ampel-Regierung in der Mediengruppe Bayern vor "Betrug" und "Vorbeitricksen" beim Haushalt.

(T.W.Lukyanenko--DTZ)

Empfohlen

Ukraine-Krieg: Ex-Botschafter Melnyk regt diplomatische Initiative Deutschlands an

Der frühere ukrainische Botschafter in Deutschland, Andryj Melnyk, sieht die Bundesregierung in der Lage, eine diplomatische Lösung für den Ukraine-Krieg auszuloten. "Deutschland könnte eine diplomatische Vermittlung anstoßen", sagte Melnyk in einem Interview mit der "Berliner Zeitung" (Wochenendausgabe). In dieser Hinsicht könne Berlin eine "genauso wichtige Rolle" wie die USA übernehmen, fügte der mittlerweile als ukrainischer Botschafter in Brasilien tätige Diplomat hinzu.

Präsidentenwahl in Algerien: Amtsinhaber Tebboune trotz Kritik absoluter Favorit

Bei der Präsidentschaftswahl in Algerien ist Amtsinhaber Abdelmadjid Tebboune am Samstag als klarer Favorit angetreten. Spannend bei dem Urnengang, zu dem 24 Millionen Bürger aufgerufen waren, war weniger, wer gewinnt, als die Frage, wie viele Wähler der mit harter Hand regierende Tebboune mobilisieren kann. Bei seiner Wahl im Jahr 2019 waren 60 Prozent der Bürger den Wahlurnen ferngeblieben.

Tausende protestieren gegen rechtsgerichteten Premierminister Barnier in Frankreich

In Frankreich haben am Samstag tausende Linke gegen die Ernennung des neuen rechtsgerichteten Premierministers des Landes demonstriert. In Paris, aber auch in vielen anderen Städten wie Nantes, Nizza oder Marseille gingen die Menschen gegen die Regierungsübernahme durch den 73-jährigen Konservativen Michel Barnier auf die Straße. Die Linke war aus der Parlamentswahl Anfang Juli zwar als stärkste Kraft hervorgegangen, hat aber keine eigene Mehrheit.

Erneut Drohnenangriffe in Russland und Ukraine - Meloni sichert Kiew Hilfe zu

Russland und die Ukraine haben sich am Wochenende erneut gegenseitig mit Drohnen angegriffen. In der westrussischen Region Woronesch brach Gouverneur Alexander Gusew zufolge durch den Abschuss einer ukrainischen Drohne am frühen Samstagmorgen ein Großbrand aus, der mehrere Explosionen auslöste. Russland feuerte laut der ukrainischen Luftwaffe insgesamt 67 Drohnen auf die Ukraine ab. Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni sicherte derweil dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj die anhaltende Unterstützung ihres Landes zu.

Textgröße ändern: