Deutsche Tageszeitung - Russland verkündet weitere Geländegewinne in Ostukraine und übt mit Atomwaffen

Russland verkündet weitere Geländegewinne in Ostukraine und übt mit Atomwaffen


Russland verkündet weitere Geländegewinne in Ostukraine und übt mit Atomwaffen
Russland verkündet weitere Geländegewinne in Ostukraine und übt mit Atomwaffen / Foto: © AFP

Die russische Armee hat nach Moskauer Angaben ihre Geländegewinne in der Ostukraine fortgesetzt und vier weitere Orte eingenommen, darunter die Stadt Selydowe. Die Frontstadt sei "vollständig befreit" worden, verkündete das russische Verteidigungsministerium am Dienstag. Parallel dazu hielten die russischen Streitkräfte unter Aufsicht von Präsident Wladimir Putin neue Atomwaffenübungen ab. In Kiew wurde unterdessen bekannt, dass die ukrainische Armee um 160.000 Soldaten aufgestockt werden soll.

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Das laut den Moskauer Angaben nun eingenommene Selydowe in der Region Donezk liegt nur etwa 18 Kilometer südöstlich der logistisch bedeutsamen Stadt Pokrowsk. Vor Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 hatte Selydowe etwa 20.000 Einwohner.

Das russische Verteidigungsministerium gab zudem die Einnahme der nahe Selydowe gelegenen Dörfer Bogoyawlenka und Kateryniwka sowie der Kleinstadt Girnyk bekannt. Diese drei Orte liegen südlich von Selydowe und nahe der Industriestadt Kurachowe, die unter ukrainischer Kontrolle steht.

Laut einer Analyse der Nachrichtenagentur AFP, die sich auf Daten des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) stützt, hat die russische Armee in diesem Monat bereits 478 Quadratkilometer ukrainischen Territoriums eingenommen. Dies ist Russlands größter Gebietsgewinn seit seinen anfänglichen Erfolgen im März 2022.

Die ukrainische Armee leidet in ihrem Abwehrkrieg zunehmend an Ausrüstungs- und Personalmangel. Der Sekretär des Nationalen Sicherheitsrats der Ukraine, Oleksandr Lytwynenko, kündigte vor diesem Hintergrund am Dienstag im Parlament in Kiew an, dass zusätzliche rund 160.00 Männer zum Wehrdienst einberufen werden sollten.

Die Ankündigung Lytwynenkos war in einem Video zu verfolgen, das von von einem Parlamentarier verbreitet wurde. Die ukrainische Regierung unterlässt normalerweise konkrete öffentliche Bekanntmachungen zur Personalstärke ihrer Streitkräfte und ihren Mobilisierungsplänen.

Laut dem Video sagte Lytwynenko, dass die Armee durch die neue Mobilisierungswelle 85 Prozent ihrer Sollstärke erreichen werde. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 seien bereits 1,05 Millionen Männer zur Armee eingezogen worden.

Eine Quelle im ukrainischen Sicherheitsapparat ergänzte, dass die Mobilisierung zusätzlicher rund 160.000 Soldaten in den kommenden drei Monaten stattfinden solle. Das ukrainische Parlament beschloss am Dienstag eine erneute Verlängerung des Kriegsrechts, das die Einberufungen ermöglicht, für die Periode von Anfang November bis Anfang Februar.

Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte unterdessen ferner mit, dass unter Aufsicht Putins eine "Trainingsübung mit Kräften und Mitteln der Land-, See- und Luftfahrtkomponenten der strategischen Abschreckungsstreitkräfte" stattgefunden habe. Auch eine Interkontinentalrakete sei abgefeuert worden.

In einem Video sagte Verteidigungsminister Andrej Beloussow dem Staatschef, einer der Tests bestehe darin, "einen massiven Atomschlag (...) als Reaktion auf einen feindlichen Atomschlag" zu simulieren. Das Verteidigungsministerium erklärte, die Ziele der Übungen seien vollständig erreicht worden: "Alle Raketen haben ihre Ziele getroffen."

Putin hat seit Beginn des Kriegs gegen die Ukraine dem Westen wiederholt mit dem Einsatz von Atomwaffen gedroht. Erst im September kündigte er Änderungen an der russischen Atomwaffendoktrin an, die darauf abzielen, die Schwelle für den Einsatz dieser Waffen zu senken.

Für Sorgen bei der Ukraine und ihren westlichen Verbündeten sorgen auch Informationen, wonach Nordkorea tausende Soldaten nach Russland entsandt hat, die mutmaßlich die russischen Truppen im Ukraine-Krieg unterstützen sollen. Das US-Verteidigungsministerium hatte am Montag mitgeteilt, dass schätzungsweise 10.000 nordkoreanische Soldaten nach Russland verlegt worden seien.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj telefonierte deswegen am Dienstag mit seinem südkoreanischen Kollegen Yoon Suk Yeol. "Wir sind zu derselben Schlussfolgerung gelangt: Dieser Krieg internationalisiert sich", teilte Selenskyj anschließend im Onlinedienst Telegram mit.

Die Ukraine und Südkorea wollen nach seinen Angaben ihre Kooperation verstärken. Laut Medienberichten soll noch diese Woche eine südkoreanische Delegation in die Ukraine reisen. Südkorea ist ein wichtiger Produzent von Rüstungsgütern.

Im Krieg gegen die Ukraine setzt Moskau neben dem Vorrücken seiner Truppen am Boden im Osten auf permanente Luftangriffe in verschiedenen Landesteilen. Bei Angriffen auf die ukrainische Großstadt Charkiw in der Nacht zum Dienstag wurden nach Angaben von Bürgermeister Ihor Terechow mindestens vier Menschen getötet.

Bei russischen Luftangriffen in der südukrainischen Stadt Cherson starben nach Angaben der örtlichen Menschen zwei Menschen. Ein weiterer Mensch wurde nach Behörden-Angaben in der benachbarten Region Odessa durch einen russischen Angriff getötet.

(I.Beryonev--DTZ)

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