Trump und Harris verstärken Kampagnen in wahlentscheidenden US-Bundesstaaten
In den letzten Tagen des Wahlkampfes in den USA verstärken die Rivalen Kamala Harris und Donald Trump ihre Kampagnen in den entscheidenden US-Bundesstaaten. Vizepräsidentin Harris wurde am Mittwoch in North Carolina und Pennsylvania erwartet, wo auch Ex-Präsident Trump Auftritte absolvierte. Der Ausgang der national wie international extrem bedeutsamen Präsidentschaftswahl steht auf Messers Schneide, Harris und Trump liefern sich in den Umfragen seit Wochen ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
Am Dienstagabend hielt die Demokratin Harris eine Kundgebung an jenem Ort in Washington ab, wo Trump am 6. Januar 2021 seine fanatischen Anhänger mit erfundenen Wahlbetrugsvorwürfen zum Sturm auf das Kapitol aufgestachelt hatte. Ihr republikanischer Kontrahent sei "instabil, besessen von Rache, verzehrt von Groll und auf unkontrollierte Macht aus", sagte Harris vor zehntausenden Anhängern im Park The Ellipse südlich des Weißen Hauses.
Der Republikaner sei kein Präsidentschaftskandidat, "der darüber nachdenkt, wie er Euer Leben verbessern kann", fuhr Harris fort. Die US-Bürger hätten am 5. November die Wahl "zwischen einem Land, das in der Freiheit verankert ist oder einem Land, das von Chaos und Spaltung regiert wird". Es sei Zeit für eine "neue Generation in der Führung" und Zeit, ein "neues Kapitel" aufzuschlagen.
Trump hatte seine Wahlniederlage 2020 gegen Joe Biden geleugnet und seine Anhänger am 6. Januar 2021 aufgefordert, "wie der Teufel zu kämpfen". Bei der Erstürmung des Kapitols wurden 140 Polizisten verletzt. Den Vorfall betrachten viele als eines der dunkelsten Kapitel in der Geschichte der US-Demokratie.
Die Wahl am kommenden Dienstag gilt als eine der wichtigsten der jüngeren US-Geschichte, ihr wird unter anderem richtungsweisende Bedeutung für die Zukunft der US-Demokratie beigemessen. Der 78-jährige Rechtspopulist Trump verfolgt eine autoritäre Agenda und will nach seiner ersten Amtszeit (2017-2021) ein Comeback schaffen.
Die amtierende Vizepräsidentin Harris hatte nach dem Verzicht von Präsident Biden Ende Juli die Kandidatur der Demokratischen Partei übernommen. Sie wäre bei einem Wahlsieg die erste Frau an der Spitze der größten Wirtschafts- und Militärmacht der Welt.
Aufgrund der Besonderheiten des US-Wahlsystems kommt es bei der Wahl vor allem auf die Ergebnisse in sieben sogenannten Swing States an, in denen sowohl Harris als auch Trump Chancen auf einen Sieg haben. Wer die Wahl gewinnen will, muss mindestens 270 der insgesamt 538 Wahlleute für sich gewinnen, die von den einzelnen Bundesstaaten gestellt werden.
Trump sprach am Dienstag auf einer Kundgebung in Allentown im Bundesstaat Pennsylvania, der 19 Wahlleute entsendet und somit als der wichtigste der sieben Swing States gilt. Der Republikaner musste auf die Empörung über seine Wahlkundgebung am Wochenende im New Yorker Madison Square Garden reagieren, auf der mehrere Redner vor tausenden fanatischen Trump-Anhängern rassistische und frauenfeindliche Kommentare verbreitet hatten.
Ein Comedian hatte das US-Außenterritorium Puerto Rico als "Insel aus Müll" verhöhnt und Latinos diffamiert, die es liebten, "Babys zu machen". Die Bemerkungen sorgten für Entrüstung in der Latino-Gemeinschaft und vor allem unter Menschen puerto-ricanischer Herkunft, von denen rund 400.000 in Pennsylvania leben. Trump, der Migranten aus Lateinamerika in seiner Kampagne ohne Unterlass rassistisch beleidigt, sagte, es gebe niemanden, der die Latinos und Puerto-Ricaner so sehr liebe wie er.
Auch eine Bemerkung des scheidenden Präsidenten Biden sorgte unterdessen für Irritationen. Scheinbar bezeichnete er Trump-Anhänger als "Müll" - eine Bemerkung, die vom Weißen Haus so erklärt wurde, dass sie sich auf die "hasserfüllte Rhetorik" der Trump-Kundgebung im Madison Square Garden bezogen habe.
(L.Barsayjeva--DTZ)