Deutsche Tageszeitung - Dritter Prozess gegen rechtsextremes Aktionsbüro Mittelrhein startet zäh

Dritter Prozess gegen rechtsextremes Aktionsbüro Mittelrhein startet zäh


Dritter Prozess gegen rechtsextremes Aktionsbüro Mittelrhein startet zäh
Dritter Prozess gegen rechtsextremes Aktionsbüro Mittelrhein startet zäh / Foto: ©

Der dritte Anlauf im Prozess gegen Mitglieder des rechtsextremen Aktionsbüros Mittelrhein hat begonnen, wie die vorangegangenen beiden Verfahren endeten - mit Anträgen. Seit Dienstag müssen sich 13 verbliebene Angeklagten des Netzwerks vor dem Landgericht Koblenz unter anderem wegen des Vorwurfs der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung und Angriffen auf Mitglieder der linken Szene verantworten.

Textgröße ändern:

Doch noch bevor Oberstaatsanwalt Walter Schmengler die Anklage verlesen konnte, stellten die Verteidiger diverse Anträge. Der erste Befangenheitsantrag richtete sich gegen den Vorsitzenden Richter der Kammer, Reiner Rühmann.

Grund für seine Befangenheit sei, dass sich Rühmann in einer Initiative engagiere, die die Umbenennung eines Kurzkommentars zum Bürgerlichen Gesetzbuch fordere. Das Buch "Palandt" sei nach dem bekennenden Nationalsozialisten Otto Palandt benannt. Der Kommentar gehöre zu den Standardwerken der deutschen Rechtswissenschaft.

Zudem sei Rühmann Mitglied der SPD, die in Rheinland-Pfalz mit der Antifa verstrickt sei. Da seinem Mandanten die Mitgliedschaft in einer rechtsextremen Vereinigung vorgeworfen werde, könne Rühmann aufgrund seiner politischen Ausrichtung nicht angemessen urteilen, erklärte einer der Verteidiger.

Weitere Anträge richteten sich gegen die Besetzung der zwölften Strafkammer. Tenor war, dass die Kammer für das Verfahren nicht zuständig sei. Im November 2018 war bereits der zweite Prozess ausgesetzt worden, weil es im Gerichtspräsidium und in der Kammer unterschiedliche Meinungen darüber gab, ob die richtige Kammer den Prozess führt.

Die zwölfte Strafkammer erklärte sich selbst für nicht zuständig, das Präsidium gab dem Antrag jedoch nicht statt. Nun ist erneut die zwölfte Strafkammer für den Prozess zuständig. Die Besetzung des Gerichts blieb gleich. Dies rügten mehrere Verteidiger.

In einer weiteren Rüge wurde das Präsidium des Landgerichts Koblenz kritisiert. Es sei gesetzlich festgelegt, dass die Zahl der Kammern an rheinland-pfälzischen Landgerichten 16 zu betragen habe. Durch die Kammern 7A und 7B sowie 8A und 8B seien es faktisch jedoch 18. Aus diesem Grund solle die Staatsanwaltschaft die Anklage zurücknehmen, bis das Präsidium die Anzahl der Strafkammern angepasst habe.

Der Prozess hat eine lange Geschichte. Bereits 2012 standen 26 Angeklagte vor Gericht. Das Verfahren musste nach knapp fünf Jahren ohne Urteil eingestellt werden, weil der Vorsitzende Richter in Pension ging.

Im Oktober 2018 begann der zweite Prozess. Dieser wurde nach wenigen Wochen wegen des Streits zwischen Kammer und Präsidium ausgesetzt. Mittlerweile sind nur noch 13 Angeklagte übrig. Die restlichen Prozesse wurden entweder wegen Geringfügigkeit eingestellt oder separat verhandelt.

(W.Novokshonov--DTZ)

Empfohlen

Trump zieht Nominierung von Elise Stefanik als Botschafterin bei UNO zurück

US-Präsident Donald Trump hat seine Nominierung der republikanischen Kongressabgeordneten Elise Stefanik als Botschafterin bei der UNO in New York überraschend zurückgezogen. Zur Begründung erklärte Trump am Donnerstag, er wolle angesichts der knappen Mehrheit seiner Republikaner im US-Repräsentantenhaus nicht riskieren, dass Stefaniks Mandat bei einer Nachwahl an die oppositionellen Demokraten falle.

Israels Regierungschef Netanjahu warnt bei umstrittener Konferenz vor Antisemitismus

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hat bei einer umstrittenen Konferenz in Jerusalem vor weltweit ansteigendem Antisemitismus gewarnt. "Das Schicksal freier Gesellschaften ist mit ihrem Willen verknüpft, die Geißel des Antisemitismus zu bekämpfen", sagte Netanjahu am Donnerstag. Die Teilnahme von Politikern rechtsextremer europäischer Parteien an der Konferenz für den Kampf gegen Antisemitismus hatte für weltweite Kritik und Absagen gesorgt.

Russlands Präsident Putin nennt Übernahmepläne der USA für Grönland "ernst"

Die USA meinen es nach Ansicht des russischen Präsidenten Wladimir Putin mit ihren Übernahmeplänen für Grönland "ernst". Es sei "ein tiefer Fehler zu denken, dies sei eine Art extravagantes Gerede" Washingtons, sagte Putin beim russischen Arktis-Forum am Donnerstag in Murmansk. Moskau sei besorgt, dass Nato-Staaten "den fernen Norden immer mehr als Sprungbrett für mögliche Konflikte betrachten", fügte er hinzu.

Selenskyj zu europäischem Kontingent in der Ukraine: Viele Fragen offen

Zum möglichen Einsatz eines europäischen Kontingents zur Überwachung einer möglichen Waffenruhe in der Ukraine sind nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj noch viele Fragen offen. "Was die Tätigkeiten dieses Kontingents sind, seine Verantwortlichkeiten, was es tun kann, wie es eingesetzt werden kann, wer verantwortlich ist – es gibt viele Fragen", sagte Selenskyj am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. "Bisher gibt es nur wenige Antworten."

Textgröße ändern: