
Forderungen nach mehr Gleichstellung zum Internationalen Frauentag

Politiker unterschiedlicher Parteien haben zum Weltfrauentag am Freitag mehr Entschlossenheit bei der Gleichstellung gefordert. Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) nannte den Frauentag am 8. März, der in Berlin in diesem Jahr erstmals gesetzlicher Feiertag ist, einen "Ermutigungstag für die Zukunft". Kritik gab es erneut besonders an ungleicher Bezahlung von Frauen und Männern.
Der Frauentag zeige, "dass es sich lohnt, weiter zu streiten" für die Beseitigung der Lohnlücke von 21 Prozent und der Rentenlücke von 53 Prozent zwischen Männern und Frauen, sagte Giffey der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitagsausgabe). Bei einem Treffen mit Müllwerkerinnen in Berlin hob Giffey hervor: "Ich möchte eine Arbeitswelt, in der Frauen in typischen Männerberufen genauso gut arbeiten können wie Männer in typischen Frauenberufen." Frauen sollten überall Karriere machen können.
"Mehr Wertschätzung der Lebensleistung von Frauen" forderte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB). DGB-Vize Elke Hannack rief deswegen in Berlin die Koalition auf, "die Grundrente ohne Bedürftigkeitsprüfung umgehend auf den Weg zu bringen", so wie es die SPD fordert.
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi verwies darauf, dass Frauen neben ihrer Erwerbsarbeit täglich 81 Minuten mehr als Männer unbezahlte Sorgearbeit wie Pflege oder Kinderbetreuung leisteten. Dies spiegele sich "weder in der Anerkennung der unbezahlten noch in der Vergütung der bezahlten Sorgearbeit" wider, erklärte Verdi-Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger.
Der SPD-Bundesvorstand forderte in einer Resolution zum Frauentag die paritätische Vertretung von Frauen in unterschiedlichen Bereichen der Politik. "Im Europäischen Parlament und in der Europäischen Kommission, im Bundestag, in den Landtagen, in den kommunalen Vertretungen. Unser Ziel ist Parität: 50:50 für Frauen und Männer", heißt es in dem am Donnerstag verbreiteten , den auch tausende Unterstützer unterzeichneten.
Auch Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) rief zu verstärkten Anstrengungen auf. "Gleichstellung ist eine Frage der Gerechtigkeit" und "ohne Gleichstellung gibt es keine echte Demokratie", sagte Maas in einer Rede zum Internationalen Frauentag in Berlin. "Wenn im Deutschen Bundestag heute wieder weniger Frauen sitzen als noch vor 20 Jahren, dann läuft etwas schief", kritisierte der Außenminister.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sagte, Chancengleichheit sei "ein Wirtschaftsthema und ein handfester Wettbewerbsfaktor". Ohne die Leistung von Frauen wäre Deutschland nicht Weltspitze. Dennoch seien Frauen in Führungsetagen weiter unterrepräsentiert, verdienten im Schnitt weniger und gründeten seltener eigene Unternehmen, kritisierte er in Berlin.
"Ohne die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen steht unsere Demokratie vor der Gefahr, die Hälfte der Bevölkerung nicht mehr zu repräsentieren", warnte die Vorsitzende der Gruppe der Frauen in der Unionsfraktion, Yvonne Magwas. Sie forderte mehr Möglichkeiten für Führungstätigkeiten auch in Teilzeit.
Um ungleicher Bezahlung entgegenzutreten, forderte die frauenpolitische Sprecherin der Grünen, Ulle Schauws, erweiterte Auskunftsansprüche über betriebliche Gehaltsstrukturen und wirksame Sanktionen bei Verstößen. "Wir machen weiter und sind noch lange nicht am Ende", erklärte sie mit Blick auf den Kampf um Gleichstellung.
Eine "ellenlange Liste geschlechtsspezifischer Ungleichheiten" kritisierte die gleichstellungspolitische Sprecherin der Linken, Doris Achelwilm. Sie forderte Reformen für gleiche Bezahlung, bei Ehegattensplitting und Kitaversorgung sowie beim Schutz für Frauen vor Ausbeutung und Gewalt.
(A.Nikiforov--DTZ)