Deutsche Tageszeitung - Trump jubelt über relativ mildes Urteil gegen Ex-Wahlkampfchef

Trump jubelt über relativ mildes Urteil gegen Ex-Wahlkampfchef


Trump jubelt über relativ mildes Urteil gegen Ex-Wahlkampfchef
Trump jubelt über relativ mildes Urteil gegen Ex-Wahlkampfchef / Foto: ©

US-Präsident Donald Trump hat das unerwartet milde Urteil gegen seinen Ex-Wahlkampfleiter Paul Manafort wie einen Sieg gefeiert, die oppositionellen Demokraten üben hingegen harsche Kritik. Ein Bundesrichter hatte Manafort am Donnerstag wegen Finanzdelikten zu knapp vier Jahren Gefängnis verurteilt. Er blieb damit deutlich unter der von Russland-Sonderermittler Robert Mueller geforderten Haftstrafe von 19 bis 24 Jahren.

Textgröße ändern:

Trump schrieb am Freitag im Kurzbotschaftendienst Twitter, der Richter wie auch Manaforts Verteidiger hätten "laut und deutlich" erklärt, dass es keine Geheimabsprachen mit Russland gegeben habe. Zu Reportern sagte der Präsident später, Manafort tue ihm "sehr leid", er mache eine "sehr schwere Zeit" durch. Die demokratische Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez kritisierte hingegen, das Urteil bestätige, dass "reiche Leute" vom US-Justizsystem bevorzugt würden.

Manafort war von dem Richter in Alexandria bei Washington wegen Steuer- und Bankenbetrugs zu 47 Monaten Gefängnis verurteilt worden. Trumps Wiedergabe der Äußerungen von Richter T.S. Ellis wie auch von Manaforts Anwalt Kevin Downing zur Russland-Affäre ist allerdings inkorrekt.

Ellis hatte lediglich konstatiert, dass der Prozess sich nicht auf den Vorwurf illegaler Kooperation des Trump-Teams mit Moskau bezogen hatte - es ging um Finanzdelikte im Zusammenhang mit Manaforts früherer Tätigkeit in der Ukraine. Anwalt Downing wiederum sagte, es gebe "absolut keinen Beweis" für illegale Absprachen seines Mandanten mit der russischen Regierung. Er äußerte sich aber nicht zu Russland-Kontakten anderer Trump-Mitarbeiter.

Der Verdacht möglicher Kungeleien zwischen Trumps Wahlkampfteam und Moskau steht im Zentrum der von Mueller seit Mai 2017 geführten Untersuchung. Der Präsident bezeichnet die Ermittlungen immer wieder als "Hexenjagd" .

Muellers Untersuchung hat zu Anklageerhebungen gegen sechs frühere Trump-Mitarbeiter und teilweise auch bereits zu Urteilen geführt. In keinem der Fälle geht es aber direkt um eine mögliche illegale Kooperation des Trump-Teams mit Russland.

So wurde Manafort im August von den Geschworenen in Alexandria für schuldig verbunden, Einnahmen aus seiner Ukraine-Tätigkeit von mehr als 55 Millionen Dollar (49 Millionen Euro) auf Auslandskonten vor dem US-Fiskus und Banken versteckt zu haben.

Die relativ milde Strafe für den 69-Jährigen begründete der Richter damit, dass Manafort nicht deutlich härter bestraft werden dürfe als andere Angeklagte in vergleichbaren Fällen. Ellis hob auch hervor, dass Manafort abgesehen von den angeklagten Vergehen ein "tadelloses Leben" geführt habe.

Die demokratische Senatorin und Präsidentschaftsbewerberin Amy Klobuchar twitterte hingegen, Manafort habe seine Verbrechen über Jahre begangen und alles Andere als "tadellos" gelebt. Der demokratische Vorsitzende des Geheimdienstausschusses im Repräsentantenhaus, Adam Schiff, nannte die Äußerungen von Manaforts Anwalt einen "gezielten Appell" an Trump, Manafort zu begnadigen.

Tatsächlich hatte der Präsident in der Vergangenheit eine Amnestie für Manafort nicht ausgeschlossen, den er einen "guten Mann" nannte. Trumps mitfühlende Worte für seinen Ex-Wahlkampfchef stehen in Kontrast zu seinen wütenden Attacken gegen seinen früheren Anwalt Michael Cohen. Dieser war im Dezember wegen Steuer- und Finanzdelikten sowie Falschaussagen zu drei Jahren Haft verurteilt worden, teils ebenfalls aufgrund der Mueller-Ermittlungen.

Im Unterschied zu Manafort steht Cohen aber inzwischen mit Trump auf Kriegsfuß. In einer öffentlichen Kongressanhörung warf Cohen seinem Ex-Chef vergangene Woche Rechtsbrüche und permanente Lügen vor.

Trump wiederum beschuldigte Cohen nun, den Kongress mit der Aussage belogen zu haben, er habe den Präsidenten nie um seine Begnadigung ersucht. "Er hat mich direkt um eine Begnadigung gebeten. Ich habe Nein gesagt", twitterte Trump.

Auf Manafort wiederum kommt am kommenden Mittwoch noch eine zweite Strafmaßverkündung zu. Vor einem Bundesgericht in Washington ist er der Verschwörung gegen die USA und Zeugenbeeinflussung angeklagt.

(I.Beryonev--DTZ)

Empfohlen

Hunderttausende zu Berliner Christopher Street Day erwartet

In Berlin werden am Samstag (12.00 Uhr) zur Demonstration zum Christopher Street Day (CSD) hunderttausende Menschen erwartet. Neben 75 Trucks sollen dem veranstaltenden Verein zufolge auch mehr als hundert Fußgruppen bei dem Demonstrationszug unterwegs sein. Die Kundgebung steht in diesem Jahr unter dem Motto "Nur gemeinsam stark - für Demokratie und Vielfalt".

Baerbock fordert von Deutschland und EU mehr Investitionen in Sicherheit

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat Deutschland und die EU aufgefordert, mehr in die Sicherheit zu investieren. Der europäische Pfeiler in der Nato müsse gestärkt werden, unabhängig davon, wer demnächst in den USA regiert, sagte Baerbock am Freitag bei einer Veranstaltung der "Zeit". "Die Vorstellung, dass wir uns nicht verteidigen müssen, hat (Russlands Präsident Wladimir) Putin zerbombt."

Trump trifft Netanjahu und warnt vor "drittem Weltkrieg" bei Wahlniederlage

Ex-US-Präsident Donald Trump hat bei einem Treffen mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu vor einem "dritten Weltkrieg" gewarnt, sollten seine Republikaner nicht die Präsidentschaftswahl gewinnen. "Wenn wir gewinnen, wird alles ganz einfach. Dann klappt alles und ganz schnell", sagte Trump, der am Freitag Netanjahu und dessen Frau an seinem Anwesen in Florida empfing. "Wenn wir nicht gewinnen, gibt es große Kriege im Nahen Osten und vielleicht den dritten Weltkrieg."

Israels Armee: Bereiten "entscheidende Offensive" gegen Hisbollah im Libanon vor

Die israelische Armee bereitet laut eigenen Angaben eine "entscheidende Offensive" gegen die Hisbollah-Miliz im Libanon vor. Die Truppen bereiteten sich auf den "Übergang zur Offensive" vor, sagte der israelische Generalmajor Ori Gordin laut Militärangaben vom Freitag. "Wenn der Moment kommt und wir in die Offensive gehen, wird es eine entscheidende Offensive", fügte er hinzu.

Textgröße ändern: