
EU-Ratspräsident will Teilnahme der Briten an EU-Wahl nicht ausschließen

EU-Ratspräsident Donald Tusk hat sich für eine Teilnahme der Briten an der Europawahl für den Fall ausgesprochen, dass Großbritannien eine längere Zeit benötige, um seine "Strategie zu überdenken". "Sie dürfen die wachsende Mehrheit (der Briten) nicht verraten, die in der Europäischen Union bleiben wollen", appellierte Tusk am Mittwoch vor dem Europaparlament in Straßburg an die Abgeordneten.
Tusk erinnerte in diesem Zusammenhang an die Petition für den Verbleib Großbritanniens in der EU, die von mehr als fünf Millionen Briten unterzeichnet wurde, sowie an die Londoner Massenkundgebung gegen den Brexit vom Wochenende.
Ursprünglich war der britische Austritt aus der Europäischen Union für diese Woche geplant gewesen. Nachdem die britische Premierministerin Theresa May mit ihrem Austrittsvertrag jedoch in zwei Abstimmungen gescheitert war, hatte sie die EU um Aufschub gebeten. Sollte das britische Parlament das Austrittsabkommen diese Woche doch noch annehmen, wird der Brexit auf den 22. Mai verschoben. Ohne einen Beschluss müsste London die EU bis zum 12. April über das weitere Vorgehen informieren.
Der 12. April sei nun das neue entscheidende Datum, betonte Tusk. Bis zu diesem Tag könne Großbritannien noch wählen - zwischen einem ungeregelten Brexit, einem längerem Aufschub oder aber einem Verzicht auf den Austritt. Im britischen Unterhaus stimmen die Abgeordneten am Mittwoch in einer Reihe von Probeabstimmungen über verschiedene Brexit-Szenarien ab.
Im Europaparlament äußerten sich mehrere Redner am Mittwoch frustriert über die Lage. "Wir brauchen endlich Klarheit, wir müssen aus dieser Unsicherheit herauskommen", betonte der Fraktionsvorsitzende der Europäischen Volkspartei (EVP), Manfred Weber (CSU). Der Vorsitzende der sozialdemokratischen Fraktion, Udo Bullmann (SPD), forderte ein neues Referendum über den Brexit. Der Vorsitzende der liberalen Fraktion, Guy Verhofstadt, rief die beiden großen Parteien im britischen Parlament - Labour und Konservative - auf, sich vor der anstehenden Abstimmung auf einen Kompromiss zu einigen.
(W.Novokshonov--DTZ)