
Pro Asyl fordert nach Aus für EU-Mission Aufbau ziviler Seenotrettung im Mittelmeer

Nach dem Aus für die EU-Operation Sophia hat die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl den Aufbau eines zivilen Seenotrettungssystems im Mittelmeer gefordert. "Die EU hat die Pflicht, einen zivilen, flächendeckenden EU-Seenotrettungsdienst aufzubauen", sagte der Leiter der Europa-Abteilung von Pro Asyl, Karl Kopp, der "Neuen Osnabrücker Zeitung" vom Donnerstag. "Die menschenverachtende Blockade der zivilen Seenotrettung muss ein Ende haben", verlangte Kopp weiter.
Die EU-Kommission hatte am Mittwoch bekanntgegeben, dass die Rettung von Flüchtlingen auf See vorerst eingestellt werde. Lediglich aus der Luft soll das Seegebiet zwischen Italien und Libyen weiter überwacht werden. Zudem soll die EU-Unterstützung für die libysche Küstenwache fortgesetzt werden. Hintergrund des Aus für Sophia ist die Forderung Italiens, gerettete Flüchtlinge auf die EU-Staaten zu verteilen. Darüber konnte auf EU-Ebene keine Einigung erzielt werden. Italien weigert sich seit Monaten, gerettete Flüchtlinge an Land gehen zu lassen. Der Sophia-Einsatz fand mit auch mit Beteiligung der Bundeswehr statt.
Kopp kritisierte die weitere Zusammenarbeit mit der libyschen Küstenwache als "moralischen Bankrott". Bei der Küstenwache handele es sich um einen Zusammenschluss von "Milizionären und Menschenschmugglern". Aufgefangene Bootsflüchtlinge würden "in die Folter- und Vergewaltigungslager Libyens zurückgeschafft".
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hatte den EU-Staaten wegen ihrer Flüchtlingspolitik im Mittelmeer am Mittwoch "moralisches und politisches Versagen" vorgeworfen.
(U.Beriyev--DTZ)