Deutsche Tageszeitung - CDU beschließt Wirtschaftskonzept "Agenda 2030" mit Milliarden-Steuersenkungen

CDU beschließt Wirtschaftskonzept "Agenda 2030" mit Milliarden-Steuersenkungen


CDU beschließt Wirtschaftskonzept "Agenda 2030" mit Milliarden-Steuersenkungen
CDU beschließt Wirtschaftskonzept "Agenda 2030" mit Milliarden-Steuersenkungen / Foto: © POOL/AFP

Sechs Wochen vor der Bundestagswahl hat die CDU ein Wirtschaftskonzept mit milliardenschweren Steuersenkungen beschlossen. Bei einer zweitägigen Klausurtagung mit Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) in Hamburg wurde das Papier mit dem Titel "Agenda 2030" am Freitagabend verabschiedet. Nach der Ampel-Regierung sei das Vertrauen "in die Politik insgesamt tief erschüttert", sagte CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann. Die CDU wolle mit klarer Wirtschaftspolitik wieder Zuversicht und Planungssicherheit schaffen.

Textgröße ändern:

Als Ziel gibt die "Agenda 2030" aus, das Wirtschaftswachstum auf "mindestens zwei Prozent" zu steigern. Zentraler Baustein ist eine schrittweise Senkung der Steuerlast von Unternehmen von heute rund 30 auf 25 Prozent. Zudem will die CDU im Rahmen einer "großen Steuerreform" bis 2029 den Tarif bei der Einkommensteuer abflachen. Der Spitzensteuersatz soll dabei künftig erst ab 80.000 Euro greifen. Der Solidaritätszuschlag, der inzwischen nur bei höheren Einkommen anfällt, soll ganz gestrichen werden.

Steuerliche Anreize für Arbeit sollen gleichzeitig erhöht werden. Überstundenzuschläge bei Vollzeitbeschäftigten sollen steuerfrei gestellt werden. Rentner, die freiwillig arbeiten möchten, sollen künftig bis 2000 Euro keine Steuern zahlen.

Die CDU wolle über die Steuererleichterungen neben Unternehmen "die "breite Mitte" der Bürgerinnen und Bürger entlasten, sagte Linnemann. Zudem wolle die Partei die Innovationskraft Deutschlands stärken und eine "Mentalität des Machens" etablieren.

Dazu gehöre auch die Reform des Sozialsystems, sagte der CDU-Generalsekretär. Einer der ersten Schritte nach einer Regierungsübernahme werde es sein, "den Vermittlungsvorrang in Arbeit" wieder einzuführen.

Das Bürgergeld will die CDU dabei durch eine "neue Grundsicherung" ersetzen. Der Druck auf Leistungsempfänger soll dadurch erhöht werden. "Wenn jemand grundsätzlich nicht bereit ist, Arbeit anzunehmen, obwohl er arbeiten könnte, muss der Staat davon ausgehen, dass er nicht bedürftig ist", heißt es in dem Papier. "Dann muss die Grundsicherung komplett gestrichen werden."

Linnemann ließ weiter offen, wie die Steuerreform genau finanziert werden soll, deren Kosten von Experten auf rund 100 Milliarden Euro beziffert wird. Die Finanzierung des Konzepts sei "in der Tat der Schwachpunkt", sagte der zur CDU gehörende Vorsitzende des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft, Christoph Ahlhaus, der ARD. "Die Finanzierung ist nicht geklärt." Die Frage sei nun, "mit wem und wie will die Union dieses inhaltlich richtige Programm durchsetzen".

In der "Agenda 2030" wird zur Finanzierung ohne genaue Zahlen auf Einsparungen beim bisherigen Bürgergeld "in Milliardenhöhe" sowie in den Bereichen Migration und Verwaltung verwiesen. Zudem verspricht sich die CDU durch mehr Wachstum auch zusätzliche Steuereinnahmen in zweistelliger Milliardenhöhe.

Linnemann verwies vor diesem Hintergrund darauf, die Steuerreform werde nicht "von heute auf morgen" kommen. Geplant sei die Einführung in vier Schritten ab Januar 2026. Die Hoffnung ist offenbar, dass dies im Gleichklang mit höheren Wachstumsraten und damit Steuereinnahmen erfolgen kann.

Das Wachstum sollen auch niedrigere Energiepreise ankurbeln. Die Strompreise sollen laut "Agenda 2030" um mindestens fünf Cent pro Kilowattstunde gedrückt werden. Erreicht werden soll dies durch die Senkung der Stromsteuer und der Netzentgelte. Bei Autos soll das ab 2035 EU-weit vorgesehene Verbrenner-Verbot rückgängig gemacht werden.

Schaffen will die CDU der "Agenda 2030" zufolge auch ein eigenes Digitalministerium, das bisher zusammen mit Verkehr in einem Ressort gebündelt ist. Dafür solle an anderer Stelle in der Bundesregierung eingespart werden, die Zahl der Ministerien aber gleich bleiben, heißt es. Zudem will die CDU in der Ministerialverwaltung "mit zehn Prozent weniger Personal auskommen".

(P.Hansen--DTZ)

Empfohlen

Tausende protestieren in Washington gegen Trump

Zwei Tage vor der Amtseinführung von Donald Trump haben am Samstag in Washington tausende Menschen gegen den neuen Präsidenten und die Politik seiner republikanischen Partei protestiert. Die Teilnehmer versammelten sich zunächst in Parks im Zentrum von Washington, bevor sich der Demonstrationszug auf den Weg zum Lincoln Memorial machte.

Linke läutet geeint heiße Wahlkampfphase ein und sagt AfD den Kampf an

Mit Forderungen nach einem Mietendeckel und einer Vermögenssteuer sowie einer deutlichen Kampfansage an die AfD hat die Linke die heiße Wahlkampfphase eingeläutet. "Wir sind das Bollwerk gegen den Rechtsruck", sagte Heidi Reichinnek, die mit Parteichef Jan van Aken das Spitzenduo zur Wahl bildet, am Samstag beim Bundesparteitag in Berlin. Der Parteitag zeigte sich trotz intensiver Debatte über das Wahlprogramm geeint - es wurde schließlich mit großer Mehrheit beschlossen.

Ägypten: Mehr als 1890 palästinensische Gefangene kommen durch Gaza-Abkommen frei

Im Rahmen des Abkommens zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas sollen in der ersten Phase der Waffenruhe nach ägyptischen Angaben mehr als 1890 palästinensische Häftlinge freigelassen werden. Diese am Samstagnachmittag vom Außenministerium in Kairo genannte Zahl ist mehr als doppelt so hoch wie vorherige israelische Angaben, in denen von 737 freikommenden Häftlingen die Rede gewesen war.

Polizei: Ein Verletzter bei Messerangriff in Tel Aviv

Bei einem Messerangriff im Zentrum von Tel Aviv ist am Samstag ein Mann verletzt worden. Der Angreifer sei von einem bewaffneten Zivilisten "neutralisiert" worden, teilte die israelische Polizei mit. Unklar blieb damit zunächst, ob der Angreifer getötet oder lediglich verletzt wurde. Mit ihren neuen Angaben korrigierte die Polizei eine vorherige Mitteilung, in der sie von einem Schusswaffenangriff und mehreren Verletzten gesprochen hatte.

Textgröße ändern: