Deutsche Tageszeitung - Algerischer Verfassungsrat nimmt Bouteflikas Rücktritt an

Algerischer Verfassungsrat nimmt Bouteflikas Rücktritt an


Algerischer Verfassungsrat nimmt Bouteflikas Rücktritt an
Algerischer Verfassungsrat nimmt Bouteflikas Rücktritt an / Foto: ©

Der algerische Verfassungsrat hat das Rücktrittsgesuch von Präsident Abdelaziz Bouteflika angenommen. Das meldete das algerische Staatsfernsehen am Mittwoch. Nach wochenlangen Protesten hatte der 82-jährige Bouteflika am Dienstag seinen Rücktritt eingereicht.

Textgröße ändern:

Das Staatsfernsehen berichtete weiter, der Verfassungsrat wolle noch am Mittwoch das algerische Parlament davon in Kenntnis setzen, dass das Präsidentenamt derzeit nicht besetzt sei. Die algerische Verfassung sieht als nächsten Schritt eine gemeinsame Sitzung beider Parlamentskammern vor. Einen Termin dafür gibt es bisher noch nicht.

Einstweilen führt der Vorsitzende der oberen Parlamentskammer, der 77-jährige Abdelkader Bensalah, als Interims-Staatschef die Amtsgeschäfte weiter. Er muss dafür sorgen, dass innerhalb von 90 Tagen Wahlen stattfinden.

Bouteflika hatte seinen Rückzug von der Staatsspitze am Dienstagabend bekanntgegeben. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur APS verwies er dabei auf die jüngsten Unruhen in Algerien. Mit seinem Rückzug wolle er zur "Befriedung der Herzen und Gemüter" seiner Landsleute beitragen, schrieb Bouteflika demnach.

Nach wochenlangen Massendemonstrationen gegen den greisen Bouteflika und sein Umfeld hatte sich zuletzt auch das Militär gegen ihn gestellt. In der Hauptstadt Algier ertönten nach der Ankündigung Autohupen. Menschen strömten auf die Straße und feierten mit Algerien-Fahnen den Rücktritt des Präsidenten.

Der seit 20 Jahren amtierende Präsident hatte nach heftigen Protesten im März auf eine Kandidatur für eine fünfte Amtszeit verzichtet, die Wahl zugleich aber auf unbestimmte Zeit verschoben. Nach anhaltendem Druck hatte sein Büro am Montag angekündigt, Bouteflika werde noch vor dem Ende seiner regulären Amtszeit am 28. April zurücktreten. Armeechef Gaïd Salah erklärte jedoch, das Militär halte die Ankündigung für ungültig, da sie nicht vom Präsidenten persönlich stamme.

Der 82-jährige Bouteflika ist gesundheitlich schwer angeschlagen. Seit einem Schlaganfall im Jahr 2013 hatte er sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Kritiker gehen davon aus, dass er im Machtapparat zuletzt nicht mehr die Fäden in der Hand hielt.

(P.Tomczyk--DTZ)

Empfohlen

US-Regierung kündigt Einschnitte im Außenministerium an

US-Außenminister Marco Rubio hat Einschnitte in seinem eigenen Ministerium angekündigt. Rubio legte am Dienstag in Washington Pläne gegen "ausufernde Bürokratie" im Außenministerium vor. Vorgesehen ist demnach ein Postenabbau sowie Umstrukturierungen unter anderem bei der Menschenrechtspolitik. Befürchtete Konsulatsschließungen in Deutschland bestätigte Rubio nicht.

Islamistischer Anführer bei israelischem Luftangriff im Libanon getötet

Ein Anführer einer der radikalislamischen Hamas nahestehenden islamistischen Gruppe ist nach Angaben der israelischen Armee sowie der Gruppe selbst bei einem israelischen Luftangriff im Libanon getötet worden. Eine israelische Drohne habe nahe der Küstenstadt Damur, südlich von Beirut, auf ein Auto gezielt, erklärte der libanesische Zivilschutz am Dienstag. Einsatzkräfte hätten die Leiche eines Mannes geborgen.

Spanien will Verteidigungsausgaben in diesem Jahr auf zwei Prozent erhöhen

Spanien will seine Verteidigungsausgaben im laufenden Jahr - und nicht erst wie bislang geplant 2029 - auf zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts erhöhen. Regierungschef Pedro Sánchez kündigte dafür am Dienstag neue Investitionen in Höhe von mehr als zehn Milliarden Euro an. "Wir müssen die Investitionsziele erreichen, die unsere Verbündeten verlangen", sagte der Sozialist. Spanien wolle ein "zentrales und vertrauenswürdiges Mitglied" der Europäischen Union und der Nato sein.

Kreml: Putin spricht mit Sultan von Oman über iranisches Atomprogramm

Russlands Präsident Wladimir Putin hat am Dienstag in Moskau mit dem Sultan von Oman, Haitham bin Tarik, Gespräche über das iranische Atomprogramm geführt. Das Thema sei bei einem Besuch bin Tariks im Zusammenhang mit den Vermittlungsbemühungen des Oman angeschnitten worden, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow vor Journalisten.

Textgröße ändern: