Deutsche Tageszeitung - Demonstranten im Sudan erhöhen Druck auf Militärregierung zur Machtübergabe

Anzeige Bild
Anzeige Bild
Anzeige Bild
Anzeige Bild
Anzeige Bild

Demonstranten im Sudan erhöhen Druck auf Militärregierung zur Machtübergabe


Demonstranten im Sudan erhöhen Druck auf Militärregierung zur Machtübergabe
Demonstranten im Sudan erhöhen Druck auf Militärregierung zur Machtübergabe / Foto: ©

Nach dem vorläufigen Scheitern der Gespräche über eine Machtübergabe wachsen im Sudan die Spannungen zwischen dem regierenden Militärrat und den Demonstranten. Tausende Menschen setzten am Montag die Blockaden rund um den Hauptsitz der Armee in Khartum fort. Die Armee forderte dagegen ein sofortiges Ende der Sperren. Zuvor waren die Verhandlungen zwischen dem Militärrat und Vertretern der Demonstranten unterbrochen worden, woraufhin Oppositionsführer zur Eskalation der Proteste aufriefen.

Anzeige Bild

Textgröße ändern:

Vertreter der Demonstranten hatten seit Samstagabend mit dem Militärrat über die Machtübergabe an eine Zivilregierung gesprochen. Zunächst erklärte sich die Armee dazu bereit, die Regierung zu übergeben. "Bis Ende der Woche" werde der Militärrat auf die Forderungen der Demonstranten reagieren, sagte General Abdel Fattah al-Burhan, Chef des Militärrats, dem staatlichen Fernsehen.

Die Demonstranten fordern jedoch einen schnelleren Rückzug der Armee von der Macht. Sie brachen die Gespräche am Sonntagabend ab. Der Militärrat sei lediglich eine "Verlängerung" der Regierung des am 11. April gestürzten autoritären Staatschefs Omar al-Baschir, sagte Mohammed al-Amin, Sprecher der Protestbewegung. "Wir rufen dazu auf, die Demonstrationen zu eskalieren und fortzusetzen, bis unsere Forderungen erfüllt werden."

Die Armee verurteilte die Blockaden, die am Montag rund um ihr Hauptquartier in Khartum fortgesetzt wurden. Der Militärrat forderte von den Demonstranten, die Straßen in der Hauptstadt und anderen Regionen des afrikanischen Krisenstaats sofort freizugeben. Sonst könnten "grundlegende Produkte" nicht transportiert werden.

General al-Burhan hatte bereits zuvor die Blockaden und die Personenkontrollen durch Demonstranten angeprangert. "Das kann nicht weitergehen, weil Sicherheit eine Aufgabe des Staats ist."

Die Protestierenden vor Ort zeigten sich davon unbeeindruckt. Die Kontrollpunkte auf dem Weg zum Armee-Hauptquartier würden "weiterhin wie bisher funktionieren", sagte die 23-jährige Demonstrantin Kauthar Hasaballah. Die größte Oppositionspartei National Umma Party schloss sich der Forderung nach einer Auflösung des Militärrats an.

Am 11. April war der seit drei Jahrzehnten herrschende Staatschef al-Baschir nach monatelangen Massenprotesten von der Armee gestürzt und in ein Gefängnis gebracht worden. Für eine Übergangszeit von zwei Jahren wurde ein Militärrat eingesetzt.

Im Anwesen des gestürzten Präsidenten wurde am Sonntag nach Angaben des Militärrats Bargeld in Höhe von insgesamt 113 Millionen Dollar (rund 100 Millionen Euro) gefunden.

Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate sagten dem afrikanischen Land am Sonntag drei Milliarden Dollar (rund 2,7 Milliarden Euro) Finanzhilfen zu. Wie die amtliche saudi-arabische Nachrichtenagentur SPA berichtete, sollen 500 Millionen Dollar an die sudanesische Zentralbank fließen, um das sudanesische Pfund zu stützen.

Weitere 2,5 Milliarden Dollar sollen demnach für Lebensmittellieferungen, Medikamente und Erdöl-Produkte bereitgestellt werden. Ob der Staat das Geld zurückzahlen muss, blieb unklar. Der Sudan ist eines der ärmsten Länder der Welt.

General al-Burhan kündigte zudem an, dass eine Delegation "diese oder nächste Woche" nach Washington reisen werde. Khartum will erreichen, dass der Sudan von einer Liste von Staaten genommen wird, denen die USA Unterstützung des Terrorismus vorwerfen.

Die USA hatten die von al-Burhan veranlasste Freilassung politischer Gefangener und die Aufhebung der nächtlichen Ausgangssperre begrüßt. Die Sprecherin des US-Außenministeriums betonte jedoch, die Gespräche darüber, ob der Sudan von der Liste genommen werde, lägen weiter auf Eis.

(U.Stolizkaya--DTZ)

Empfohlen

Südkorea stellt Lautsprecher-Propaganda Richtung Norden ein

Eine Woche nach dem Amtsantritt des neuen südkoreanischen Präsidenten Lee Jae Myung hat das Land die Lautsprecher-Propaganda Richtung Nordkorea eingestellt. Die Entscheidung sei "die Einlösung des Versprechens, das Vertrauen in die Beziehungen zwischen Süd- und Nordkorea wiederherzustellen und Frieden auf der koreanischen Halbinsel zu fördern", teilte das Verteidigungsministerium in Seoul am Mittwoch mit. Die Propaganda-Durchsagen seien am Nachmittag eingestellt worden.

Moskau übergibt mehr als 1200 tote Ukrainer an Kiew - Weiterer Gefangenenaustausch

Gut eine Woche nach den Waffenruhegesprächen in Istanbul hat Russland die Leichen von mehr als 1200 im Krieg getöteten ukrainischen Soldaten an Kiew übergeben. "Die Leichen von 1212 gefallenen Verteidigern der Ukraine wurden zurückgegeben", erklärte am Mittwoch die zuständige Regierungsbehörde in Kiew. Der Schritt war Teil einer in Istanbul erzielten Einigung, in deren Folge am Dienstag beide Seiten auch erneut Kriegsgefangene ausgetauscht hatten.

Bertelsmann-Stiftung: Jeder vierte Hausarzt will früher aufhören

Jeder vierte Hausarzt in Deutschland plant einer Umfrage zufolge, seine Tätigkeit in den kommenden fünf Jahren aufzugeben. Zudem wollen viele Hausärztinnen und Hausärzte ihre Wochenarbeitszeit bis 2030 im Schnitt um zweieinhalb Stunden verringern, wie die Bertelsmann-Stiftung in Gütersloh am Mittwoch mitteilte. Schon heute seien mehr 5000 Hausarztstellen unbesetzt. Die Zahl könnte sich den Angaben zufolge binnen fünf Jahren verdoppeln.

Verbotene NS-Parole benutzt: Geldstrafe für pensionierten Professor in Hannover

Ein pensionierter Professor ist in Hannover zu einer Geldstrafe verurteilt worden, weil er eine verbotene NS-Parole benutzte. Das Amtsgericht in Niedersachsens Landeshauptstadt sprach den 64-Jährigen nach Angaben vom Mittwoch der Verwendung von verfassungswidrigen Kennzeichen in zwei Fällen schuldig. Es ging um Beiträge im Onlinedienst X.

Textgröße ändern:

Anzeige Bild