Deutsche Tageszeitung - Verfassungsgericht in Südkorea hebt Amtsenthebung von Interimspräsident Han auf

Verfassungsgericht in Südkorea hebt Amtsenthebung von Interimspräsident Han auf


Verfassungsgericht in Südkorea hebt Amtsenthebung von Interimspräsident Han auf
Verfassungsgericht in Südkorea hebt Amtsenthebung von Interimspräsident Han auf / Foto: © POOL/AFP

Das Verfassungsgericht in Südkorea hat die Amtsenthebung von Interimspräsident Han Duck Soo aufgehoben. Er wurde am Montag wieder in sein Amt eingesetzt. Der damalige Regierungschef Han war nach der Entmachtung des langjährigen Präsidenten Yoon Suk Yeol im Dezember als Interimspräsident nachgerückt, dann aber schnell vom südkoreanischen Parlament abgesetzt worden. Dies hob das Gericht nun auf, seine - wichtigere - Entscheidung zur Absetzung von Yoon steht weiter aus.

Textgröße ändern:

Fünf Verfassungsrichter stimmten nach Gerichtsangaben für die Aufhebung der Amtsenthebung von Han, einer dagegen. Die Handlungen Hans "können nicht als Betrug am Vertrauen des Volks" betrachtet werden, begründete das Gericht sein Urteil. Gegen die Entscheidung kann keine Berufung eingelegt werden.

Han begrüßte das Gerichtsurteil. Er dankte dem Verfassungsgericht für seine "weise Entscheidung". Es gebe nun "keinen Platz für Spaltungen", erklärte er. "Die Priorität unseres Landes ist es, voranzukommen."

Südkorea befindet sich seit Monaten in einer politischen Krise. Präsident Yoon hatte Anfang Dezember wegen eines Haushaltsstreits das Kriegsrecht in Südkorea ausgerufen. Das Parlament in Seoul stimmte daraufhin für seine Absetzung, die Staatsanwaltschaft leitete strafrechtliche Ermittlungen gegen ihn ein. Han war zu diesem Zeitpunkt Regierungschef und wurde zu Yoons Nachfolger erklärt.

Zwei Wochen nach Yoons Absetzung stimmte das Parlament in Seoul dann aber auch für die Absetzung Hans als Interimspräsident. Die Opposition hatte die Abstimmung mit der Begründung beantragt, dass Han an der Ausrufung des Kriegsrechts beteiligt gewesen sei.

Oppositionschef Lee Jae Myung erklärte am Montag, er respektiere das Urteil des Verfassungsgerichtes zu Han. Zugleich forderte er eine baldige Entscheidung im Fall der Amtsenthebung von Yoon. "Die gesamte Nation hat wegen Yoon Suk Yeols illegalem Militärputsch schlaflose Nächte", erklärte er. Es sei schwer verständlich, warum das Gericht seine Entscheidung immer weiter aufschiebe.

Laut dem Politologen Yoo Jung Hoon sagt das Urteil im Fall Han nichts über den Fall Yoon aus. "Die Richter haben nicht die Rechtmäßigkeit des Kriegsrechts beurteilt, sondern Hans Verwicklung in die Vorgänge", sagte er der Nachrichtenagentur AFP.

Das Urteil des Gerichts im Fall Yoon wird seit Wochen mit Hochspannung erwartet. Die Entscheidung war bereits für Mitte März angekündigt worden, ein Termin dafür wurde aber bislang nicht mitgeteilt. Am Samstag nahmen hunderttausende Menschen an Demonstrationen für und gegen Yoon teil.

Die andauernden Verhandlungen des Verfassungsgerichts schüren bei Gegnern des entmachteten Präsidenten Ängste vor seiner Rückkehr. Stimmt das Gericht gegen seine Amtsenthebung, wird Yoon als Präsident wiedereingesetzt. Bestätigt es die Entmachtung von Yoon, muss innerhalb von 60 Tagen eine neue Präsidentschaftswahl abgehalten werden. Die derzeit andauernden Verhandlungen zu dem Fall sind die längsten in der Geschichte des Gerichts.

Nach seiner Festnahme im Januar saß der entmachtete Präsident einige Wochen in Haft, ehe ein Gericht Anfang März den Haftbefehl gegen ihn aufhob.

(A.Stefanowych--DTZ)

Empfohlen

US-Soldaten in Syrien bei mutmaßlichem IS-Angriff getötet - Trump droht mit Vergeltung

In Syrien sind am Samstag zwei US-Soldaten und ein Übersetzer bei einem Angriff eines mutmaßlichen Mitglieds der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) getötet worden. Drei weitere US-Soldaten seien bei dem Angriff auf eine gemeinsame Patrouille von syrischen und US-Soldaten verletzt worden, teilte das US-Regionalkommando Centcom mit. "Wir trauern um den Verlust von drei großen amerikanischen Patrioten in Syrien", erklärte US-Präsident Donald Trump und drohte mit "sehr ernster Vergeltung".

Gespräche in Berlin über "möglichen Waffenstillstand in Ukraine"

Das diplomatische Ringen um ein Ende des Ukraine-Krieges verlagert sich ab Sonntag nach Berlin: Der US-Sondergesandte Steve Witkoff will sich dort nach Angaben des Weißen Hauses mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und europäischen Staatenlenkern treffen. Nach Angaben aus deutschen Regierungskreisen führen zunächst die außenpolitischen Berater "unter anderem der USA und der Ukraine" Gespräche "zu einem möglichen Waffenstillstand in der Ukraine".

Zweite Runde der Präsidentschaftswahl in Chile

In Chile findet am Sonntag (ab 8.00 Uhr Ortszeit, 12.00 Uhr MEZ) die zweite Runde der Präsidentschaftswahl statt. In der Stichwahl um die Nachfolge des linksgerichteten Präsidenten Gabriel Boric treten der deutschstämmige Rechtsextreme José Antonio Kast, der Sohn eines Wehrmachtssoldaten, und die Sozialdemokratin Jeannette Jara gegeneinander an. Wichtigste Themen im Wahlkampf waren der Kampf gegen kriminelle Banden und die Einwanderung.

Ungarn fordern Rücktritt Orbans nach Bekanntwerden von Missbrauchsfällen

Nach dem Bekanntwerden von Missbrauchsfällen in staatlichen Kinder- und Jugendeinrichtungen haben in Ungarns Hauptstadt Budapest am Samstag mehr als 50.000 Menschen den Rücktritt von Ministerpräsident Viktor Orban gefordert. Sie riefen Parolen wie "Orban, hau ab!". Zu der Demonstration hatte Oppositionsführer Peter Magyar aufgerufen, dessen Partei Tisza vor der Parlamentswahl im Frühling die Meinungsfragen anführt. Er führte den Protestzug an und trug ein Banner mit den Worten "Lasst uns Kinder schützen".

Textgröße ändern: