Deutsche Tageszeitung - Ermittler: Brückeneinstürze in zwei russischen Grenzregionen waren "Terroranschläge"

Ermittler: Brückeneinstürze in zwei russischen Grenzregionen waren "Terroranschläge"


Ermittler: Brückeneinstürze in zwei russischen Grenzregionen waren "Terroranschläge"
Ermittler: Brückeneinstürze in zwei russischen Grenzregionen waren "Terroranschläge" / Foto: © Telegram/@Hinshtein/AFP

In den an die Ukraine grenzenden russischen Regionen Brjansk und Kursk sind nach Angaben russischer Behörden in der Nacht zu Sonntag zwei Brücken infolge von absichtlich herbeigeführten "Explosionen" eingestürzt. "Diese Vorfälle wurden als Terroranschläge eingestuft", gab eine Sprecherin des russischen Ermittlungskomitees nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur RIA bekannt. Bei dem Vorfall in der südwestlichen Region Brjansk entgleiste durch den Brückeneinsturz ein Personenzug, sieben Menschen wurden getötet und mindestens 71 verletzt.

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In Brjansk sei am späten Samstagabend "eine Straßenbrücke infolge einer Explosion" eingestürzt, teilte das Ermittlerkomitee am Sonntag mit. Die Brücke sei auf einen Personenzug gestürzt, wodurch mindestens sieben Menschen ums Leben gekommen seien. Die Verletzten, darunter drei Kinder, wurden dem Gouverneur von Brjansk, Alexander Bogomas, zufolge in Krankenhäusern versorgt. Der Einsturzort liegt rund hundert Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt.

In Kursk stürzte am frühen Sonntagmorgen gegen 03.00 Uhr (Ortszeit; 02.00 Uhr MESZ) nach Angaben von Gouverneur Alexander Chinschtein im Bezirk Schelesnogorsk eine Brücke ein, "als eine Güterlokomotive darüber fuhr". Ein Teil des Güterzuges sei auf eine Straße unterhalb der Brücke gestürzt und in Flammen aufgegangen. Einer der Lokomotivführer sei am Bein verletzt worden, und das ganze Zugpersonal wurde laut Chinschtein ins Krankenhaus gebracht. Auch diese Eisenbahnbrücke wurden den russischen Ermittlern zufolge durch eine "Explosion" zum Einsturz gebracht.

Der russische Präsident Wladimir Putin wurde nach Angaben des Kreml über die Geschehnisse informiert. "Die Nacht über erhielt der Präsident Berichte vom (Inlandsgeheimdienst) FSB und dem Katastrophenschutzministerium über die Vorfälle mit Zügen in den Regionen Kursk und Brjansk", teilte der Kreml im Onlinedienst Telegram mit. Aus der Ukraine, die von russischen Behörden für frühere Vorfälle im Zusammenhang mit dem Bahnverkehr verantwortlich gemacht wurde, gab es zunächst keine Stellungnahme zu den Vorfällen.

Die staatliche Moskauer Eisenbahngesellschaft hatte zuvor mit Blick auf den Einsturz in Brjansk erklärt, dass dieser die "Folge eines illegalen Eingriffs in den Transportbetrieb" gewesen sei. Der Personenzug sei auf der Strecke zwischen Klimow und Moskau unterwegs gewesen. Der Vorfall in Brjansk ereignete sich demnach um 22.44 Uhr (Ortszeit, 21.44 MESZ) zwischen den Bahnhöfen Pilschino und Wygonitschi, wie die Bahngesellschaft bei Telegram mitteilte.

In den Onlinenetzwerken veröffentlichte Aufnahmen zeigten Rettungskräfte, die an einem riesigen Trümmerberg zugange waren. Darunter war offenbar ein Zug der russischen Eisenbahngesellschaft verschüttet. Ein weiteres Video zeigte schreiende Menschen in Not und zu Hilfe eilende Menschen. "Da sind Kinder drin", rief eine Frau verzweifelt. Von den russischen Behörden online veröffentlichte Fotos zeigten zudem einen eingestürzten Teil der Brücke und beschädigte Fahrzeuge. Die Rettungskräfte waren demnach die ganze Nacht über im Einsatz. In Moskau warteten Menschen am Bahnhof auf die Ankunft ihrer Angehörigen.

Seit dem Beginn der russischen Offensive gegen die Ukraine im Februar 2022 haben die russischen Behörden immer wieder Sabotageangriffe auf Eisenbahnstrecken gemeldet. Kiew begründet sein Vorgehen damit, dass Moskau die Bahn für den Transport von Truppen und Waffen für seine in der Ukraine kämpfenden Streitkräfte nutze.

Der Vorfall ereignete sich kurz vor einem möglichen Treffen zwischen russischen und ukrainischen Vertretern am Montag in Istanbul und inmitten eines diplomatischen Vorstoßes der US-Regierung zur Beendigung des dreijährigen Konflikts in der Ukraine.

(M.Dorokhin--DTZ)

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