Deutsche Tageszeitung - Restriktionen: Wichtigste russische Wahlbeobachtungsgruppe Golos muss aufgeben

Restriktionen: Wichtigste russische Wahlbeobachtungsgruppe Golos muss aufgeben


Restriktionen: Wichtigste russische Wahlbeobachtungsgruppe Golos muss aufgeben
Restriktionen: Wichtigste russische Wahlbeobachtungsgruppe Golos muss aufgeben / Foto: © AFP/Archiv

Unter dem Druck staatlicher Restriktionen gibt die wichtigste Wahlbeobachtungsgruppe in Russland auf. Zwei Monate nach der Verurteilung ihres Chefs zu einer fünfjährigen Gefängnisstrafe erklärte die Gruppe Golos am Dienstag ihre Auflösung. "Die Gerechtigkeit siegt leider Gottes nicht immer, man muss für sie kämpfen", erklärte Golos. "Es besteht immer die Gefahr zu verlieren. So ist es dieses Mal geschehen."

Textgröße ändern:

Golos, russisch für "Stimme", hatte 25 Jahre lang sorgfältig Wahlbetrug in Russland dokumentiert. Tausende Wahlbeobachter der Gruppe im ganzen Land hatten akribisch Verstöße gegen das Wahlrecht auf lokaler, regionaler und Landesebene protokolliert und in einer interaktiven Karte aufgezeigt. Zudem betrieb Golos eine Hotline, bei der Bürger Wahlbetrug melden konnten.

Im Mai war Golos-Ko-Chef Melkonjanz der Zusammenarbeit mit einem europäischen Wahlbeobachternetzwerk schuldig gesprochen worden, das in Russland als "unerwünschte Organisation" eingestuft ist. Die Verurteilung ihres Chefs zeige, dass ihre Mitarbeiter "in Gefahr" seien, erklärte Golos am Dienstag. Der Gruppe bleibe daher "keine Wahl", als sich aufzulösen.

"Die Beobachtung von Wahlen ist keine politische Aktivität", erklärte die Gruppe weiter. Sie sei vielmehr ein Mittel, um die staatlich garantierten Rechte der Bürger zu verteidigen. "Leider können wir das nach dem Urteil im Prozess um Grigori Melkonjanz nicht mehr tun."

Unabhängige Beobachter kritisieren Wahlen in Russland seit langem als weder frei noch fair. So hatte Golos bei der Präsidentenwahl 2024 massive "Fälschungen" angeprangert. Der russische Präsident Wladimir Putin war im vergangenen Jahr laut offiziellen Angaben mit 87 Prozent der Stimmen wiedergewählt worden, wobei alle ernstzunehmenden Konkurrenten von der Wahl ausgeschlossen wurden.

2016 war Golos von den Behörden bereits als "Agent des Auslands" eingestuft und ein erstes Mal aufgelöst worden. Melkonjanz und anderer Aktivisten hatten die Gruppe daraufhin unter einem anderen juristischen Gerüst neu aufgebaut.

(U.Beriyev--DTZ)

Empfohlen

Unionsfraktion will Einbindung von Bundestag bei EU-Nutzung von Russland-Vermögen

Die Unionsfraktion fordert eine Einbindung des Bundestags, falls Deutschland im Zusammenhang mit den Plänen zur Nutzung eingefrorener russischer Vermögen für die Unterstützung der Ukraine finanzielle Verpflichtungen eingeht. Es handle sich hier um ein "Thema mit gravierenden Auswirkungen", sagte Unionsparlamentsgeschäftsführer Steffen Bilger (CDU) am Dienstag in Berlin. "Der Bundestag muss sich auf jeden Fall damit beschäftigen."

Albanese: Schützen von Sydney offenbar von "Ideologie des Islamischen Staates" motiviert

Zwei Tage nach dem tödlichen Anschlag auf eine jüdische Feier am Bondi Beach in Sydney hat sich der Verdacht auf ein islamistisches Motiv erhärtet. Die mutmaßlichen Täter seien offenbar Anhänger der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) gewesen, sagte Australiens Premierminister Anthony Albanese am Dienstag im Sender ABC. Die Verdächtigen waren im November in die Philippinen gereist, um die von islamistischen Unruhen geprägte Region Mindanao zu besuchen, wie philippinischen Behörden bestätigten.

Rechtsextreme Musik auf Weihnachtsmarkt: Staatsschutz ermittelt in Niedersachsen

Auf einem Weihnachtsmarkt im niedersächsischen Otterndorf soll an mehreren Tagen hintereinander rechtsextreme Musik mit volksverhetzenden und antisemitischen Texten abgespielt worden sein. Die Polizei in Cuxhaven ermittelte nach eigenen Angaben vom Dienstag unter anderem aufgrund entsprechender Videobeiträge in sozialen Netzwerken. Abgespielt wurden demnach auch Lieder der gerichtlich als kriminelle Vereinigung eingestuften deutschen Neonaziband Landser. Die Täter waren unbekannt.

Neffe von Thailands Ex-Regierungchef Thaksin als Spitzenkandidat für Wahl im Februar nominiert

Inmitten des wiederaufgeflammten Grenzkonflikts mit Kambodscha hat die Partei des früheren thailändischen Regierungschefs Thaksin Shinawatra dessen Neffen zu ihrem Spitzenkandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten bei der bevorstehenden Parlamentswahl aufgestellt. Die Pheu-Thai-Partei nominierte am Dienstag Yodchanan Wongsawat zu ihrem Spitzenkandidaten bei der für den 8. Februar angesetzten Parlamentswahl. Der 46-Jährige Biomedizintechniker ist der Sohn von Ex-Regierungschef Somchai Wongsawat und Thaksins Schwester Yaowapa Wongsawat.

Textgröße ändern: