Deutsche Tageszeitung - Wadephul offen für Abschiebung von Straftätern nach Syrien - Kritik der Grünen

Wadephul offen für Abschiebung von Straftätern nach Syrien - Kritik der Grünen


Wadephul offen für Abschiebung von Straftätern nach Syrien - Kritik der Grünen
Wadephul offen für Abschiebung von Straftätern nach Syrien - Kritik der Grünen / Foto: © AFP/Archiv

Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) hat sich nach der Abschiebung straffälliger Asylbewerber nach Afghanistan offen dafür gezeigt, mit straffällig gewordenen Syrern in ähnlicher Weise zu verfahren. Es müsse grundsätzlich möglich sein, "in Zukunft straffällig gewordene Syrer in das Land abzuschieben", sagte Wadephul der "Bild am Sonntag". Entscheidend dafür sei die Sicherheitslage in dem Land. Der Koalitionspartner SPD zeigte sich abwartend, Kritik kam von den Grünen.

Textgröße ändern:

Die aktuellen Unruhen in mehrheitlich von der Minderheit der Drusen bewohnten Gebieten beunruhigten ihn, erklärte Wadephul. "Wir fordern die Übergangsregierung in Syrien auf, dafür zu sorgen, dass alle Bevölkerungsgruppen, alle Religionsgruppen in dieses diverse Land integriert werden." Niemand dürfe um sein Leben fürchten. Mit Blick auf die Regierung von Übergangspräsident Ahmed al-Scharaa sagte der Bundesaußenminister: "Dieser Übergangsregierung müssen wir eine ernsthafte Chance geben."

Die in der Koalition vereinbarten "verschärften Regeln zur Abschiebung schwerkrimineller Straftäter nach Syrien müssen umgesetzt werden, sobald es die Lage erlaubt", sagte der außenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Adis Ahmetovic, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Die Lage in dem Land erscheine allerdings "derzeit zunehmend instabil". Ahmetovic forderte die neue syrische Regierung auf, für die Sicherheit aller Bevölkerungsgruppen zu sorgen.

Kritik an Wadephuls Äußerungen kam von den Grünen im Bundestag. "Es ist völlig deplatziert, über Abschiebungen nach Syrien zu spekulieren", sagte die Außenpolitikerin Luise Amtsberg der Nachrichtenagentur AFP. "Das wird besonders in diesen Tagen deutlich, wo erneut syrische Minderheiten um ihr Überleben kämpfen."

Amtsberg forderte von Wadephul mehr Anstrengungen, "um weitere Eskalationen in Syrien zu verhindern". Der Druck auf die syrische Übergangsregierung müsse erhöht werden. Priorität habe dabei "der Schutz von Minderheiten und die Aufklärung der Gräueltaten, damit Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen werden können." Die Grünen-Politikerin betonte, Deutschland könnte in einem Aufarbeitungs- und Versöhnungsprozess "eine wichtige Rolle spielen".

In der südsyrischen Provinz Suwaida hatten vor rund einer Woche schwere Gefechte zwischen Drusen - einer Abspaltung des Islam - und sunnitischen Beduinen begonnen, denen Kämpfer aus anderen Regionen des Landes zu Hilfe kamen. Die islamistische Regierung in Damaskus schickte eigene Einheiten, denen aber von Drusen und Aktivisten vorgeworfen wurde, auf der Seite der Beduinen zu kämpfen. Israel griff ebenfalls in die Kämpfe ein und bombardierte Regierungstruppen.

Seit Samstag gilt eine Waffenruhe, die am Sonntag zunächst weitestgehend hielt. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden bei den Kämpfen seit vergangenem Sonntag mindestens 1000 Menschen getötet.

(P.Tomczyk--DTZ)

Empfohlen

Ungarn fordern Rücktritt Orbans nach Bekanntwerden von Missbrauchsfällen

Nach dem Bekanntwerden von Missbrauchsfällen in staatlichen Kinder- und Jugendeinrichtungen haben in Ungarns Hauptstadt Budapest am Samstag mehr als 50.000 Menschen den Rücktritt von Ministerpräsident Viktor Orban gefordert. Sie riefen Parolen wie "Orban, hau ab!". Zu der Demonstration hatte Oppositionsführer Peter Magyar aufgerufen, dessen Partei Tisza vor der Parlamentswahl im Frühling die Meinungsfragen anführt. Er führte den Protestzug an und trug ein Banner mit den Worten "Lasst uns Kinder schützen".

US-Soldaten in Syrien in mutmaßlichem Hinterhalt des IS getötet

In Syrien sind am Samstag zwei US-Soldaten und ein US-Übersetzer bei einem Angriff eines mutmaßlichen Mitglieds der Dschihadistenmiliz IS auf eine gemeinsame Patrouille von syrischen und US-Soldaten getötet worden. Drei weitere US-Soldaten seien verletzt worden, teilte das Nahost-Regionalkommando der US-Armee, Centcom, mit. "Wir trauern um den Verlust von drei großen amerikanischen Patrioten in Syrien", erklärte US-Präsident Donald Trump auf seiner Online-Plattform Truth Social und drohte mit "sehr ernster Vergeltung".

Belarus lässt nach US-Vermittlung Oppositionelle Bjaljazki und Kolesnikowa frei

Im autoritär regierten Belarus sind nach der Vermittlung der USA überraschend mehr als 120 politische Gefangene freigelassen worden, darunter die prominente Oppositionspolitikerin Maria Kolesnikowa, der Friedensnobelpreisträger Ales Bjaljazki und der Lukaschenko-Gegner Viktor Babariko. Machthaber Alexander Lukaschenko habe insgesamt 123 Häftlinge aus verschiedenen Ländern begnadigt, hieß es in einem der belarussischen Präsidentschaft angegliederten Telegram-Kanal. Trotz der jahrelangen Haft zeigten sich Kolesnikowa und Bjaljazki bereits wenige Stunden nach ihrer Freilassung kämpferisch.

Belarussische Oppositionelle Bjaljazki und Kolesnikowa sowie weitere Gefangene frei

Die prominente belarussische Oppositionspolitikerin Maria Kolesnikowa und der Friedensnobelpreisträger Ales Bjaljazki sind zusammen mit mehr als 120 weiteren Gefangenen in dem autokratisch regierten Land freigelassen worden. Staatschef Alexander Lukaschenko habe insgesamt 123 Häftlinge aus verschiedenen Ländern begnadigt, hieß es am Samstag in einem der belarussischen Präsidentschaft angegliederten Telegram-Kanal. Dazu zählen laut der Menschenrechtsorganisation Wjasna auch Kolesnikowa, Bjaljazki und der Oppositionelle Viktor Babariko. Den Freilassungen war eine Lockerung von US-Wirtschaftssanktionen gegen Belarus vorausgegangen.

Textgröße ändern: