Deutsche Tageszeitung - Juso-Chef kritisiert Pistorius für Wehrdienst-Pläne und pocht auf Freiwilligkeit

Juso-Chef kritisiert Pistorius für Wehrdienst-Pläne und pocht auf Freiwilligkeit


Juso-Chef kritisiert Pistorius für Wehrdienst-Pläne und pocht auf Freiwilligkeit
Juso-Chef kritisiert Pistorius für Wehrdienst-Pläne und pocht auf Freiwilligkeit / Foto: © AFP

Juso-Chef Philipp Türmer hat die Pläne seines Parteikollegen, Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), für einen neuen Wehrdienst kritisiert und auf die Freiwilligkeit bei der Maßnahme gepocht. "Dieser massive Eingriff in die Rechte junger Menschen darf so nicht kommen", sagte Türmer der Wochenzeitung "Zeit" laut Vorabmeldung vom Mittwoch. Pistorius beschädige mit seinem Vorgehen auch die Glaubwürdigkeit der SPD. Türmer forderte andere Sozialdemokraten auf, sich seinem Widerstand anzuschließen.

Textgröße ändern:

Angesichts der sicherheitspolitischen Bedrohungslage vor allem durch Russland will Verteidigungsminister Pistorius einen neuen Wehrdienst in Deutschland einführen. Union und SPD einigten sich in ihrem Koalitionsvertrag darauf, dass der Wehrdienst nach schwedischem Vorbild zunächst auf Freiwilligkeit basieren soll. Pistorius betonte allerdings mehrfach, dass diese Freiwilligkeit nur aufrecht erhalten werden könne, wenn dadurch genug Soldatinnen und Soldaten gefunden werden und sich die sicherheitspolitische Lage nicht weiter verschärft. Kritiker sehen darin eine Wehrpflicht durch die Hintertür.

Vor dem SPD-Parteitag im Juni hatten sich die Jusos bereits gegen mögliche Überlegungen zu einer Wehrpflicht ausgesprochen. Der Parteitag sprach sich dann mehrheitlich klar gegen eine solche Wehrpflicht aus.

Pistorius' Vorgehen widerspreche "klar der auf dem Bundesparteitag bekräftigten Beschlusslage der SPD", betonte Türmer nun im Gespräch mit der "Zeit". Der Kompromiss einer freiwilligen Lösung beim Wehrdienst sei mit Pistorius gefunden worden. Nun setze er sich "in seinem eigenen Gesetzentwurf darüber hinweg".

Der Juso-Chef warnte zudem, es sei "völlig unklar", was unter "einer Verschärfung der verteidigungspolitischen Lage zu verstehen" sei, nach der eine Verpflichtung beim Wehrdienst eingeführt werden könne. Unklarheiten an diesem kritischen Punkt seien "verfassungsrechtlich extrem bedenklich".

Die "verteidigungspolitischen Versäumnisse der Vergangenheit" würden nun "einseitig auf die Kosten der jungen Generation" gehen. Die älteren Jahrgänge, "die es nicht vermocht haben, eine stabile Friedensordnung in Europa für künftige Generationen zu sichern, versuchen dieses Versagen auf Kosten der Generation zu heilen, die am wenigsten für dieses Versäumnis kann", sagte Türmer.

(V.Varonivska--DTZ)

Empfohlen

Ungarn fordern Rücktritt Orbans nach Bekanntwerden von Missbrauchsfällen

Nach dem Bekanntwerden von Missbrauchsfällen in staatlichen Kinder- und Jugendeinrichtungen haben in Ungarns Hauptstadt Budapest am Samstag mehr als 50.000 Menschen den Rücktritt von Ministerpräsident Viktor Orban gefordert. Sie riefen Parolen wie "Orban, hau ab!". Zu der Demonstration hatte Oppositionsführer Peter Magyar aufgerufen, dessen Partei Tisza vor der Parlamentswahl im Frühling die Meinungsfragen anführt. Er führte den Protestzug an und trug ein Banner mit den Worten "Lasst uns Kinder schützen".

US-Soldaten in Syrien in mutmaßlichem Hinterhalt des IS getötet

In Syrien sind am Samstag zwei US-Soldaten und ein US-Übersetzer bei einem Angriff eines mutmaßlichen Mitglieds der Dschihadistenmiliz IS auf eine gemeinsame Patrouille von syrischen und US-Soldaten getötet worden. Drei weitere US-Soldaten seien verletzt worden, teilte das Nahost-Regionalkommando der US-Armee, Centcom, mit. "Wir trauern um den Verlust von drei großen amerikanischen Patrioten in Syrien", erklärte US-Präsident Donald Trump auf seiner Online-Plattform Truth Social und drohte mit "sehr ernster Vergeltung".

Belarus lässt nach US-Vermittlung Oppositionelle Bjaljazki und Kolesnikowa frei

Im autoritär regierten Belarus sind nach der Vermittlung der USA überraschend mehr als 120 politische Gefangene freigelassen worden, darunter die prominente Oppositionspolitikerin Maria Kolesnikowa, der Friedensnobelpreisträger Ales Bjaljazki und der Lukaschenko-Gegner Viktor Babariko. Machthaber Alexander Lukaschenko habe insgesamt 123 Häftlinge aus verschiedenen Ländern begnadigt, hieß es in einem der belarussischen Präsidentschaft angegliederten Telegram-Kanal. Trotz der jahrelangen Haft zeigten sich Kolesnikowa und Bjaljazki bereits wenige Stunden nach ihrer Freilassung kämpferisch.

Belarussische Oppositionelle Bjaljazki und Kolesnikowa sowie weitere Gefangene frei

Die prominente belarussische Oppositionspolitikerin Maria Kolesnikowa und der Friedensnobelpreisträger Ales Bjaljazki sind zusammen mit mehr als 120 weiteren Gefangenen in dem autokratisch regierten Land freigelassen worden. Staatschef Alexander Lukaschenko habe insgesamt 123 Häftlinge aus verschiedenen Ländern begnadigt, hieß es am Samstag in einem der belarussischen Präsidentschaft angegliederten Telegram-Kanal. Dazu zählen laut der Menschenrechtsorganisation Wjasna auch Kolesnikowa, Bjaljazki und der Oppositionelle Viktor Babariko. Den Freilassungen war eine Lockerung von US-Wirtschaftssanktionen gegen Belarus vorausgegangen.

Textgröße ändern: