Deutsche Tageszeitung - Nach Kirk-Äußerungen: US-Sender ABC setzt Late-Night-Show von Jimmy Kimmel vorerst ab

Nach Kirk-Äußerungen: US-Sender ABC setzt Late-Night-Show von Jimmy Kimmel vorerst ab


Nach Kirk-Äußerungen: US-Sender ABC setzt Late-Night-Show von Jimmy Kimmel vorerst ab
Nach Kirk-Äußerungen: US-Sender ABC setzt Late-Night-Show von Jimmy Kimmel vorerst ab / Foto: © AFP

Nach Äußerungen von Jimmy Kimmel zum tödlichen Attentat auf den ultrarechten US-Aktivisten Charlie Kirk setzt der Sender ABC Kimmels Late-Night-Show vorerst ab. "Jimmy Kimmel Live" werde "auf unbestimmte Zeit" aus dem Programm genommen, sagte ein ABC-Sprecher am Mittwoch (Ortszeit) der Nachrichtenagentur AFP. Donald Trump zeigte sich begeistert über die Absetzung der Show von Kimmel, der ein scharfer Kritiker des US-Präsidenten ist.

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Kirk war vergangene Woche Mittwoch bei einem Auftritt auf einem Universitätscampus im Bundesstaat Utah erschossen worden. Der 31-Jährige galt als einer der einflussreichsten rechten Aktivisten und Sprachrohr von Präsident Donald Trump für die Jugend. Nach Behördenangaben schoss der 22-jährige Tyler Robinson von einem Dach aus auf Kirk. Er wurde festgenommen, die Staatsanwaltschaft klagte ihn wegen Mordes an.

Kimmel thematisierte das Attentat am Montag in seiner beliebten Late-Night-Show. "Wir hatten am Wochenende einige neue Tiefpunkte, als die Maga-Gang verzweifelt versuchte", den Mann, der Charlie Kirk ermordet habe, "als alles andere als einen von ihnen darzustellen und alles Mögliche tat, um daraus politisches Kapital zu schlagen", sagte er. Maga ist die Abkürzung für die Make-America-Great-Again-Bewegung (Macht Amerika wieder großartig) von Trump.

Der Chef der US-Medienaufsichtsbehörde FCC, Brendan Carr, drohte daraufhin offen mit dem Entzug der Lizenz von ABC-Partnersendern, die Kimmels Sendung ausstrahlen. Unter anderem Politiker der Demokratischen Partei verurteilten dies.

Der Trump-Berater und stellvertretende Stabschef des Weißen Hauses, Stephen Miller, sagte am Montag in Washington, die Regierung werde die "heimische Terrorbewegung" zerschlagen, die hinter dem Attentäter stecke. Dies weckte Befürchtungen, dass ein solches Vorgehen dazu genutzt werden könnte, politisch Andersdenkende zum Schweigen zu bringen.

Die Entscheidung von ABC kam kurz nachdem Nexstar, einer der größten Eigentümer von ABC-Partnersendern, erklärt hatte, "Jimmy Kimmel Live" "auf absehbare Zeit" nicht auszustrahlen. In einer Mitteilung erklärte Nexstar-Präsident Andrew Alford, das Unternehmen lehne Kimmels Äußerungen nachdrücklich ab. "Die Äußerungen von Herrn Kimmel zum Tod von Herrn Kirk sind in einer kritischen Phase unseres nationalen politischen Diskurses beleidigend und unsensibel", erklärte er.

Kimmel reagierte zunächst nicht auf die Entscheidung der Disney-Tochter ABC.

Während Politiker der Demokraten Protest äußerten, zeigte sich Präsident Trump auf seiner Plattform Truth Social begeistert über die ABC-Entscheidung. "Großartige Neuigkeiten für Amerika: Die mit den Einschaltquoten kämpfende Jimmy Kimmel Show wurde abgesetzt. Glückwunsch an ABC, dass sie endlich den Mut hatten, das zu tun, was getan werden musste", schrieb Trump, der seit langer Zeit Late-Night-Moderatoren scharf kritisiert, die ihn verspotten.

Im Juli hatte der Sender CBS mitgeteilt, die beliebte Late-Night-Sendung "Late Show" des für seine Kritik an Trump bekannten Satirikers Stephen Colbert im kommenden Jahr einzustellen. Während die Absetzung für enttäuschte Reaktionen sorgte, erklärte CBS, die Einstellung der "Late Show" sei "eine rein finanzielle Entscheidung". Colbert hatte der CBS-Mutter Paramount erst kurz zuvor wegen einer Einigung mit Trump auf eine Zahlung von 16 Millionen Dollar eine "fette Bestechung" vorgeworfen.

Jimmy Fallon und Seth Meyers, beide bei NBC, sind nun die einzigen verbliebenen Late-Night-Moderatoren der großen Sender.

Seit seinem Wiedereinzug ins Weiße Haus hat Trump wiederholt Journalisten kritisiert, die seiner Regierung gegenüber kritisch eingestellt sind, ihnen den Zugang eingeschränkt und Klagen mit hohen Schadenersatzforderungen eingereicht.

(P.Tomczyk--DTZ)

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