
Auch Bartsch sieht Mitverantwortung der Linken für Wahlerfolge der AfD

Auch Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch sieht eine Mitverantwortung seiner Partei für die Wahlerfolge der AfD in Sachsen und Brandenburg. "Es ist immer eine Niederlage für eine linke Partei, wenn die Rechte so stark wird", sagte Bartsch der Nachrichtenagentur AFP am Dienstag in Berlin. "Das muss man nüchtern konstatieren."
Er wende sich aber gegen "ganz schnelle Schlussfolgerungen", sagte der Vorsitzende der Linken-Bundestagsfraktion weiter. "Wir brauchen eine grundsätzliche Debatte über die strategische Ausrichtung der Partei und müssen dafür in Partei und Gesellschaft mehr zuhören."
Im ARD-"Morgenmagazin" sagte Bartsch mit Blick auf die Verluste seiner Partei in Brandenburg und Sachsen, viele Menschen betrachteten die Linke "als zu etabliert". Das habe auch damit zu tun, dass die Linke in drei Ländern Regierungsverantwortung trage. Zur strategischen Ausrichtung sagte er: "Die soziale Frage ist die Kernfrage. Wir müssen sie mit der ökologischen ganz anders verbinden."
Zuvor hatte Ko-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht von einer Mitverantwortung der Linken für die AfD-Erfolge gesprochen. Die Linkspartei sei "über viele Jahre die Stimme der Unzufriedenen" gewesen, sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Dienstagsausgaben). "Indem wir uns von unseren früheren Wählern entfremdet haben, haben wir es der AfD leicht gemacht."
Viele frühere Linke-Wähler hätten schon länger das Gefühl, dass die Linkspartei nicht mehr ihre Sprache spreche. Wagenknecht forderte ihre Partei auf zu klären, für wen sie in erster Linie Politik machen wolle: "Für die gut ausgebildete, gehobene Mittelschicht in den Metropolen oder für diejenigen, die um ihr bisschen Wohlstand immer härter kämpfen müssen?"
Wenn die Partei "Menschen jenseits des hippen Großstadtmilieus erreichen" wolle, müsse sie deren Sicht der Dinge ernst nehmen, "statt sie zu belehren, wie sie zu reden und zu denken haben", sagte die Linken-Politikerin.
Wagenknecht mahnte auch beim Klimaschutz Augenmaß bei ihrer Partei an: "Wenn Teile der Linken die CO2-Steuer befürworten, die Pendler und die Mittelschicht außerhalb der Großstädte hart treffen würde, müssen wir uns nicht wundern, dass sich viele abwenden."
Die Linke war bei den Wahlen am Sonntag in Brandenburg und Sachsen auf jeweils gut zehn Prozent abgerutscht. Zugleich legte die AfD stark zu und wurde in Brandenburg und Sachsen jeweils zweitstärkste Kraft.
(M.Dylatov--DTZ)