Deutsche Tageszeitung - Grenzübergang Rafah soll geöffnet werden - Leiche von deutsch-israelischer Geisel übergeben

Grenzübergang Rafah soll geöffnet werden - Leiche von deutsch-israelischer Geisel übergeben


Grenzübergang Rafah soll geöffnet werden - Leiche von deutsch-israelischer Geisel übergeben
Grenzübergang Rafah soll geöffnet werden - Leiche von deutsch-israelischer Geisel übergeben / Foto: © AFP

Israel will offenbar wieder die Lieferung von Hilfsgütern in den Gazastreifen über den Grenzübergang Rafah zulassen. Die Öffnung des Übergangs an der Grenze zwischen Ägypten und dem Gazastreifen stehe unmittelbar bevor, meldete am Mittwochmorgen der israelische Sender KAN. Die Hamas hatte zuvor die Leichen des Deutsch-Israelis Tamir Nimrodi und zweier weiterer Geiseln übergeben. Bei einer vierten Leiche handelt es sich nach israelischen Angaben hingegen nicht um eine Hamas-Geisel.

Textgröße ändern:

Die Hilfslieferungen für die Bevölkerung des Gazastreifens sind Teil des Waffenruhe-Abkommens zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas. Nach Angaben des öffentlich-rechtlichen Senders KAN sollen im Laufe des Tages 600 Lastwagen Hilfsgüter in das Palästinensergebiet bringen. Die israelische Regierung bestätigte den Bericht zunächst nicht.

Die in dem Waffenruhe-Abkommen vereinbarten Hilfslieferungen in den Gazastreifen waren unmittelbar nach der Einigung angelaufen. Lastwagen mit Hilfsgütern kamen in den vergangenen Tagen über den Grenzübergang Kerem Schalom in das Palästinensergebiet. Die UNO und das Rote Kreuz forderten am Dienstag, dass alle Übergänge in den Gazastreifen für Hilfslieferungen geöffnet werden müssten.

Die humanitäre Lage in dem Palästinensergebiet ist nach zwei Jahren Krieg katastrophal. Der rechtsextreme israelische Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir hatte am Dienstag gefordert, die humanitäre Hilfe vollständig zu blockieren, falls die Hamas nicht umgehend die verbliebenen Leichen der Geiseln an Israel übergibt.

In dem Waffenruhe-Abkommen war die Übergabe aller noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln bis Montagmittag vereinbart worden. Zwar kehrten alle 20 lebenden Geiseln nach Israel zurück, die Hamas ließ aber die Frist zur Übergabe aller insgesamt 28 toten Geiseln verstreichen. Am Montag und Dienstag wurden jeweils nur vier Leichen an Israel übergeben. Unter ihnen war auch der Deutsch-Israeli Tamir Nimrodi, der als Soldat an der Grenze zum Gazastreifen stationiert war und von den Hamas-Kämpfern aus einer Kaserne in den Gazastreifen verschleppt wurde.

"Mit gebrochenem Herzen und unerträglichem Schmerz geben wir bekannt, dass der Leichnam von Tamir, meinem geliebten ältesten Sohn, (gestern) Abend aus Gaza überführt wurde", schrieb sein Vater Alon Nimrodi im Onlinedienst Facebook.

Über die Umstände des Todes von Tamir Nimrodi wurden zunächst unterschiedliche Angaben gemacht: "Wir gehen davon aus, dass er zu Beginn des Krieges in Gefangenschaft getötet wurde", erklärte die israelische Armee. Das Forum der Geiselangehörigen geht jedoch davon aus, dass Nimrodi in Hamas-Gefangenschaft durch israelische Angriffe auf Ziele im Gazastreifen getötet wurde.

Die Identität von zwei weiteren am Dienstag an Israel übergebenen Hamas-Geiseln wurde ebenfalls bestätigt. Die Familien von Uriel Baruch und Eitan Levy bekundeten in Onlinenetzwerken ihre "tiefe Traurigkeit" und ihren "Schmerz" über den Tod der beiden Männer.

Bei der vierten Leiche handele es sich hingegen nicht um eine Hamas-Geisel, erklärte die israelische Armee am Mittwoch unter Berufung auf forensische Untersuchungen. Sie rief die Hamas auf, "alle notwendigen Anstrengungen zu unternehmen, um die verstorbenen Geiseln zurückzugeben".

Bei dem Hamas-Überfall am 7. Oktober 2023 waren nach israelischen Angaben mehr als 1200 Menschen getötet worden. 251 Menschen wurden in den Gazastreifen verschleppt. In den zwei sich anschließenden Kriegsjahren wurden nach nicht unabhängig überprüfbaren Angaben der Hamas-Behörden im Gazastreifen mehr als 67.900 Menschen getötet.

Nach Angaben des Senders KAN stellte die Hamas für Mittwoch die Übergabe von vier weiteren Leichen in Aussicht. Eine Bestätigung hierfür gab es zunächst nicht.

US-Präsident Donald Trump hatte die Hamas am Dienstag aufgerufen, unverzüglich die von ihr zurückgehaltenen Leichen an Israel zu übergeben. Trumps Gaza-Plan sieht auch vor, dass die Hamas ihre Waffen niederlegt. "Wenn sie die Waffen nicht niederlegen, werden wir sie entwaffnen", sagte der US-Präsident am Dienstag im Weißen Haus. "Und es wird rasch und vielleicht gewaltsam geschehen", fügte er hinzu.

Die Hamas hat sich bislang gegen eine Entwaffnung ausgesprochen, obwohl diese ein zentraler Bestandteil der zweiten Phase von Trumps 20-Punkte-Plan ist.

Die Hamas veröffentlichte derweil ein Video, das die öffentliche Hinrichtung von acht als "Kollaborateure" bezeichneten Menschen zeigt. Auf der im Onlinedienst Telegram veröffentlichten Aufnahme ist zu sehen, wie Hamas-Mitglieder die gefesselten, geknebelten und auf der Straße knieenden Männer aus nächster Nähe erschießen.

Seit dem Beginn der Waffenruhe weitete die Hamas ihre Präsenz im Gazastreifen aus. Nach dem Teilrückzug der israelischen Armee nahmen Hamas-Sicherheitskräfte im Norden des Palästinensergebiets wieder Straßenpatrouillen vor. Augenzeugen berichteten am Dienstag von "intensiven" Kämpfen zwischen einer Hamas-nahen Einheit und bewaffneten Gruppierungen in der Stadt Gaza, von denen einige angeblich von Israel unterstützt werden.

(U.Beriyev--DTZ)

Empfohlen

Agrarminister Rainer lehnt Zuckersteuer ab

Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) lehnt die Einführung einer Zuckersteuer in Deutschland kategorisch ab. "Wir brauchen keine Zuckersteuer", sagte er der "Rheinischen Post" vom Montag. "Steuererhöhungen stehen auch nicht im Koalitionsvertrag." Er sei kein Freund von Verboten, betonte der Minister. "Bei Zucker, Fett und Salz in Fertigprodukten haben wir eine freiwillige Reduktionsstrategie mit der Lebensmittelwirtschaft vereinbart, die wirkt."

BKA-Chef Münch: 2025 bereits über 1000 "verdächtige Drohnenflüge" in Deutschland

Das Bundeskriminalamt (BKA) hat seit Jahresbeginn mehr als 1000 verdächtige Drohnenflüge registriert. Das sagte BKA-Chef Holger Münch der "Bild"-Zeitung vom Montag unter Hinweis auf ein erstmals erstelltes internes Bundeslagebild zur Gefährdung durch das "Tatmittel Drohnen". Am meisten von Überflügen betroffen seien "militärische Einrichtungen, Flughäfen, aber auch andere kritische Infrastrukturen – etwa Rüstungsunternehmen oder Hafenanlagen", sagte Münch weiter.

Anschlag in Sydney: Neue Ermittlungsergebnisse zu "akribischen" Vorbereitungen der Täter

Acht Tage nach dem antisemitischen Anschlag vom Bondi Beach im australischen Sydney mit 15 Toten haben die Ermittler neue Erkenntnisse über "akribische" Vorbereitungen der mutmaßlichen Attentäter bekannt gegeben. Wie aus am Montag veröffentlichen Gerichtsunterlagen hervorgeht, kundschafteten die beiden Tatverdächtigen die Örtlichkeiten wenige Tage vor dem Angriff aus und setzten bei dem Anschlag auch Sprengsätze ein. Der australische Bundesstaat New South Wales, wo Sydney liegt, kündigte unterdessen verschärfte Waffengesetze an.

Mann wegen Mitgliedschaft in syrischer Miliz zu gemeinnütziger Arbeit verurteilt

Wegen der Mitgliedschaft in einer islamistischen Miliz in Syrien ist ein 29-Jähriger in Stuttgart zu 350 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt worden. Das Oberlandesgericht sprach ihn am Montag der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland schuldig, wie ein Sprecher mitteilte.

Textgröße ändern: