Thunberg und Guterres bei erstem UN-Jugendgipfel für Klimaschutz in New York
Einen Tag nach den weltweiten Klimaprotesten haben sich in New York hunderte junge Leute zum ersten UN-Jugendgipfel für Klimaschutz versammelt. Zu dem Treffen am Samstag hatten die Vereinten Nationen 500 Jugendliche sowie im Klimaschutz engagierte Unternehmer eingeladen. Zum Auftakt des Jugendgipfels, an dem auch UN-Generalsekretär Antonio Guterres und die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg teilnahmen, hielt der 19-jährige Argentinier Bruno Rodríguez eine flammende Rede.
"Das Klima und die ökologische Krise sind die politische Krise unserer Epoche, die wirtschaftliche Krise unserer Epoche und die kulturelle Krise unserer Epoche", sagte Rodríguez, der in seiner Heimat Argentinien Schulstreiks angeführt hat. Junge Leute würden von den Politikern oft vertröstet, doch die Jugendlichen wollten "nicht passiv abwarten". "Die Zeit ist gekommen, dass wir Anführer werden", sagte Rodríguez.
Thunberg pflichtete ihm bei: "Die jungen Leute können nicht aufgehalten werden." Die 16-jährige Schwedin hatte mit ihren freitäglichen Schulstreiks die neue weltweite Protestbewegung gegen die Erderwärmung in Gang gesetzt, die diesen Freitag in der bislang größten Protestaktion gipfelte.
Rund um den Globus gingen nach Angaben der Organisatoren rund vier Millionen Menschen auf die Straße, um verstärkte Anstrengungen gegen die Erderwärmung zu fordern. Die größten Demonstrationen gab es in Australien, Berlin, London, New York und San Francisco. Auf allen Kontinenten gingen Kinder und Erwachsene mit Plakaten auf die Straßen.
Nach Angaben der Organisatoren 350.org waren die Demonstrationen vom Freitag der Auftakt für 5800 Protestaktionen in 163 Ländern in der nächsten Woche.
Mit dem ersten Klima-Jugendgipfel erkennen die Vereinten Nationen die Bedeutung der von Thunberg entfachten weltweiten Bewegung für mehr Klimaschutz an. Das Treffen soll über reine Protestbekundungen hinausgehen. Die Aktivisten sollen ihre Aktionen und Projekte vorstellen und Lösungen vorantreiben. Auch von jungen Leuten entwickelte Technologien für den Klimaschutz werden präsentiert. In Workshops wird das Erstellen von Videos und anderen digitalen Angeboten gelehrt.
Die Korridore des UN-Gebäudes in New York waren am Samstag mit jungen Menschen gefüllt - in Anzug und Schlips, in der traditionellen Kleidung ihrer Heimatländer oder einfach in Jeans und T-Shirt. "Dies ist der Wandel, und er kommt", sagte Lalita P-Junggee, eine junge Unternehmerin, die in ihrer Heimat Werbeplakate und alte Textilien in modische Taschen verwandelt.
Am Montag kommen in New York dann zahlreiche Staats- und Regierungschefs zum Klimagipfel der Vereinten Nationen zusammen. Unter ihnen ist Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), deren Regierungskoalition am Freitag ein milliardenschweres Klimaschutzprogramm auf den Weg gebracht hat. Die Maßnahmen werden von der deutschen Sektion der von Thunberg gegründeten Fridays-for-Future-Bewegung als "desaströs" kritisiert, da sie nicht für "echten Klimaschutz" sorgten.
Am Mittwoch soll der Sonderbericht des Weltklimarates IPCC über die Ozeane und die weltweiten Eisvorkommen veröffentlicht werden. Dem Entwurf zufolge werden niedrig liegende Millionenstädte und Inselstaaten bis zum Jahr 2050 selbst bei optimistischen C02-Schätzungen jedes Jahr "extreme Meeresspiegel-Ereignisse" wie Wirbelstürme und Überschwemmungen erleben.
(V.Sørensen--DTZ)