Deutsche Tageszeitung - Kiew meldet russische Angriffe auf ukrainische Energieinfrastruktur mit zwei Toten

Kiew meldet russische Angriffe auf ukrainische Energieinfrastruktur mit zwei Toten


Kiew meldet russische Angriffe auf ukrainische Energieinfrastruktur mit zwei Toten
Kiew meldet russische Angriffe auf ukrainische Energieinfrastruktur mit zwei Toten / Foto: © UKRAINIAN EMERGENCY SERVICE/AFP

Die russische Armee hat die Energieinfrastruktur der Ukraine nach Angaben aus Kiew in der Nacht zum Samstag mit massiven Drohnen- und Raketen-Angriffen überzogen. In mehreren Regionen des Landes meldeten die örtlichen Behörden Stromausfälle. Bei einem Drohnenangriff auf ein Wohngebäude in der östlichen Stadt Dnipro wurden nach Angaben von Regierungschefin Julia Swyrydenko zwei Menschen getötet. Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksij Makeiev, forderte, Moskau die Energieeinnahmen zu entziehen.

Textgröße ändern:

Infolge der Angriffe habe es in mehreren Regionen Stromabschaltungen gegeben, erklärte die ukrainische Energieministerin Switlana Grintschuk in Onlinediensten. Die Stromversorgung werde wieder aufgenommen, wenn sich die Lage im Energiesystem stabilisiert habe. In der Stadt Dnipro zielte der Drohnenangriff laut Swyrydenko auf ein neunstöckiges Gebäude, zwei Menschen wurden getötet und sechs weitere verletzt, darunter auch ein Kind.

In Krementschuk in der ostukrainischen Region Poltowa war den Behörden zufolge nicht nur die Energie-, sondern auch die Wasserversorgung unterbrochen. Auch in der nordukrainischen Stadt Charkiw kam es nach Angaben des Bürgermeisters zu Stromausfällen und einer Unterbrechung der Wasserversorgung. Landesweit gab es Störungen im Zugverkehr, Wiederaufbauminister Oleksij Kuleba warf Moskau Angriffe auf Eisenbahn-Depots vor.

Insgesamt setzte die russische Armee bei ihrer Angriffswelle nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe 458 Drohnen und 45 Raketen ein. 406 Drohnen und neun Raketen seien abgefangen worden, hieß es. Das russische Verteidigungsministerium erklärte, es seien "Unternehmen des ukrainischen militärisch-industriellen Komplexes sowie Gas- und Energieanlagen, die deren Betrieb unterstützen", attackiert worden.

In den vergangenen Monaten hat Russland seine Angriffe auf die Energieinfrastruktur in der Ukraine verstärkt. Fachleute gehen davon aus, dass in den bevorstehenden Wintermonaten landesweit zahlreiche Heizungsausfälle drohen. Energieministerin Grintschuk erklärte, "trotz der Pläne des Feindes wird die Ukraine in diesem Winter Licht und Wärme haben".

Der ukrainischen Botschafter in Berlin, Makeiev, forderte erhöhten Druck auf Moskau. "Der Krieg wird enden, wenn wir Russland seine Energieeinnahmen entziehen", erklärte Makeiev im Onlinedienst X. Die russische Kriegsmaschinerie müsse zudem durch Langstreckenangriffe geschwächt werden.

Russlands Präsident Wladimir Putin müsse jede Illusion verlieren, "dass sein Terror ihn irgendwohin bringen könnte - außer vor das Sondertribunal", fügte Makeiev mit Blick auf das im Juni von Kiew und dem Europarat eingerichtete Sondertribunal zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine hinzu.

Kurz zuvor gewährte US-Präsident Donald Trump bei einem Besuch des ungarischen Regierungschefs Viktor Orban im Weißen Haus Ungarn eine einjährige Ausnahme von den Energiesanktionen gegen Russland. Die USA hatten im Oktober Sanktionen gegen die russischen Ölkonzerne Rosneft und Lukoil verhängt. Orban hatte eine Ausnahme erbeten, da sein Land wie die Slowakei weiter große Mengen russischen Öls über die Druschba-Pipeline importiert. Daneben kauft Ungarn weiter im großen Stil Erdgas aus Russland.

(L.Svenson--DTZ)

Empfohlen

Merz sagt Israel bei Antrittsbesuch weitere Unterstützung zu

Zum Auftakt seines Besuchs in Israel hat Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) die Gemeinsamkeiten betont und eine weitere Unterstützung des Landes zugesagt. Trotz unterschiedlicher Sichtweisen beider Regierungen in manchen Bereichen sehe er "bis heute im Grundsatz keinerlei Differenzen“, sagte Merz am Samstagabend bei einem Treffen mit dem israelischen Präsidenten Isaac Herzog in Jerusalem.

Hamas erklärt Bereitschaft zur Entwaffnung unter Bedingungen

Die islamistische Palästinenserorganisation Hamas hat sich bereit erklärt, unter Bedingungen ihre Waffen abzugeben. Voraussetzung sei ein Ende der israelischen "Besatzung", erklärte die Gruppe am Samstag: "Unsere Waffen sind mit der Besatzung und der Aggression verbunden", erklärte der Hamas-Anführer im Gazastreifen, Chalil al-Hajja. "Wenn die Besatzung aufhört, werden diese Waffen unter die Autorität des Staates gestellt." Gemeint ist damit nach Angaben von al-Hajjas Büro ein künftiger souveräner Palästinenserstaat.

Ukraine und USA setzen Gespräche fort - Selenskyj: Einigkeit über nächste Schritte

Die USA und die Ukraine treiben ihre Gespräche über den US-Plan zur Beendigung des Ukraine-Krieges weiter voran. Vor einer dritten Gesprächsrunde in Miami führte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Samstag nach eigenen Worten ein "konstruktives" Telefonat mit dem US-Sondergesandten Steve Witkoff und den Unterhändlern beider Länder. Die russische Armee griff die Ukraine unterdessen erneut mit hunderten Drohnen und Raketen an.

Merz wirbt bei Nahost-Besuch für neue Friedensordnung

Zum Auftakt seiner Nahost-Reise hat Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) für eine neue Friedensordnung im Nahen Osten geworben. Frieden und Sicherheit in der Region könnten "am besten erreicht werden durch die Gründung eines palästinensischen Staates an der Seite Israels", sagte Merz am Samstag nach einem Treffen mit Jordaniens König Abdullah II. in Akaba. Die Verhandlungen über eine solche Zweistaatenlösung müssten bald beginnen, forderte der Kanzler.

Textgröße ändern: