Deutsche Tageszeitung - Trump warnt nach Truppenabzug aus Nordsyrien die Türkei

Trump warnt nach Truppenabzug aus Nordsyrien die Türkei


Trump warnt nach Truppenabzug aus Nordsyrien die Türkei
Trump warnt nach Truppenabzug aus Nordsyrien die Türkei / Foto: ©

US-Präsident Donald Trump hat die Türkei angesichts einer erwarteten Militäroffensive gegen Kurden in Nordsyrien zur Zurückhaltung aufgerufen. Sollte Ankara zu weit gehen, werde er die türkische Wirtschaft "zerstören", drohte Trump am Montag im Online-Dienst Twitter. Später sagte der Präsident, der mit einem Abzug von US-Soldaten aus der Region scharfe Kritik auf sich gezogen hatte, das Vorgehen der Türkei müsse "human" bleiben.

Textgröße ändern:

Die USA hatten zuvor Soldaten aus Stellungen in Nordsyrien abgezogen und damit das Feld für eine türkische Militäroffensive gegen kurdische Kämpfer in der Region geräumt.

Ein US-Regierungsvertreter sagte, der Abzug betreffe 50 bis 100 Angehörige von Spezialeinheiten, die ins Landesinnere verlegt würden. Trump messe dem "Schutz" von US-Soldaten angesichts einer "möglichen Invasion" der Türkei oberste Priorität bei.

Die US-Soldaten dürften nicht in Gefahr geraten, "verletzt, getötet oder gefangengenommen zu werden", wenn das türkische Militär die Grenze überschreite und Gefechte mit Kurden beginne, führte der Regierungsvertreter aus. Der Truppenabzug stelle aber kein "grünes Licht" für eine türkische Invasion dar. Gleichwohl sagte der Regierungsvertreter, die US-Streitkräfte würden sich der türkischen Armee im Falle eines Einmarsches nicht entgegenstellen.

Der Abzug der Soldaten aus Schlüsselstellungen in Ras al-Ain und Tal Abjad hat heftige Kritik ausgelöst - auch in den Reihen von Trumps eigener Partei. Der republikanischen Mehrheitsführer im Senat, Mitch McConnell, warnte, ein "überstürzter Abzug von US-Truppen aus Syrien würde nur Russland, dem Iran und dem Assad-Regime zugute kommen".

Auch der einflussreiche republikanische Senator Lindsey Graham - ansonsten ein treuer Verbündeter des US-Präsidenten - warnte vor einem drohenden "Desaster" für die US-Außenpolitik. Er kritisierte, dass die kurdischen Verbündeten der USA "im Stich gelassen" werden sollten.

Der erwartete Einsatz der Türkei richtet sich gegen die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG), die für die USA im Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) einer der wichtigsten Verbündeten waren. Ankara stuft die YPG-Miliz wegen ihrer Nähe zur kurdischen Arbeiterpartei (PKK) hingegen als "Terrororganisation" ein. Die Kurden bereiten sich nun auf einen türkischen Angriff vor.

Angesichts der Kritik an seinem Vorgehen schrieb Trump auf Twitter, sollte Ankara "irgendetwas tun", was er als "tabu" betrachte, werde er "die Wirtschaft der Türkei total zerstören und auslöschen". Der US-Präsident bekräftigte aber, US-Soldaten aus der Region abziehen zu wollen: "Wir wollen unsere Soldaten von diesen endlosen Kriegen zurück nach Hause bringen."

Das US-Verteidigungsministerium warnte unterdessen vor "möglichen destabilisierenden Folgen" der geplanten türkischen Offensive für die Region. Pentagon-Sprecher Jonathan Hoffman erklärte, sein Ministerium habe der türkischen Seite "klargemacht", dass "wir eine türkische Operation in Nordsyrien nicht unterstützen".

Der Sprecher des Bündnisses Syrische Demokratische Kräfte (SDF) erklärte, mit dem Truppenabzug zerstöre Washington "das Vertrauen und die Zusammenarbeit zwischen den SDF und den USA". Sein Bündnis sei "entschlossen, unser Land um jeden Preis zu verteidigen".

(I.Beryonev--DTZ)

Empfohlen

Rechtsextremer israelischer Minister kündigt 22 neue Siedlungen im Westjordanland an

Der rechtsextreme israelische Finanzminister Bezalel Smotrich hat die Errichtung von 22 neuen Siedlungen im besetzten Westjordanland angekündigt. "Wir haben eine historische Entscheidung für die Entwicklung von Siedlungen getroffen: 22 neue Gemeinden in Judäa und Samaria", erklärte er am Donnerstag im Onlinedienst X, wobei er die israelische Bezeichnung für das Westjordanland benutzte. Die Siedlungen gelten nach internationalem Recht als illegal. Durch den Schritt könnten sich die angespannten Beziehungen Israels zu Teilen der internationalen Gemeinschaft weiter verschärfen.

600. Kriegstag: Tausende demonstrieren in Israel für Freilassung von Geiseln

Tausende Menschen haben in Tel Aviv für die Freilassung der noch immer im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln demonstriert und eine Waffenruhe gefordert. Bei der Demonstration am Mittwoch, dem 600. Tag des Gaza-Krieges, wurden Schilder mit der Aufschrift "Das Volk ist mit den Geiseln" hochgehalten.

Wirtschaft begrüßt Beschlüsse von Koalitionsausschuss: "Wichtiger erster Schritt"

Die deutsche Wirtschaft hat die jüngsten Beschlüsse des Koalitionsausschusses von Union und SPD grundsätzlich begrüßt. "Auch wenn das allein noch nicht für die notwendige Schubumkehr in der Wirtschaftspolitik ausreicht, ist das für die kommenden Wochen angekündigte Maßnahmenbündel ein wichtiger erster Schritt", erklärte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, Peter Adrian, am Donnerstag in Berlin.

Kulturstaatsminister Weimer kündigt Zehn-Prozent-Abgabe für Internetkonzerne an

Die Bundesregierung droht Internetkonzernen wie Google oder der Facebook-Mutter Meta mit einer Plattformabgabe. "Wir halten einen Abgabesatz von zehn Prozent für moderat und legitim", sagte Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos) dem "Stern" laut Mitteilung vom Donnerstag. Erfahrungen aus Österreich mit einer solchen Abgabe zeigten, dass diese keine relevante Preisveränderung für Endkunden mit sich gebracht habe. Die Regierung bereite "konkret eine Gesetzesvorlage vor". Auch freiwillige Selbstverpflichtungen seien möglich.

Textgröße ändern: