Deutsche Tageszeitung - Mutmaßlicher Rechtsextremist greift Synagoge in Halle an und erschießt zwei Menschen

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Mutmaßlicher Rechtsextremist greift Synagoge in Halle an und erschießt zwei Menschen


Mutmaßlicher Rechtsextremist greift Synagoge in Halle an und erschießt zwei Menschen
Mutmaßlicher Rechtsextremist greift Synagoge in Halle an und erschießt zwei Menschen / Foto: ©

Bei einem Angriff auf eine Synagoge in Halle an der Saale hat ein mutmaßlicher Rechtsextremist am Mittwoch zwei Menschen erschossen und zwei weitere schwer verletzt. Der Täter wollte nach Angaben des Zentralrats der Juden mit Waffengewalt in die Synagoge eindringen, er griff zudem den benachbarten Friedhof an. Berichten zufolge handelt es sich wohl um einen Einzeltäter. Er stellte ein Video der Tat ins Internet.

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Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) erklärte, nach Einschätzung des Generalbundesanwalts "gibt es ausreichende Anhaltspunkte für einen möglichen rechtsextremistischen Hintergrund". Seehofer will sich am Donnerstag in Halle über den Stand der Ermittlungen informieren und mit Vertretern der jüdischen Gemeinde sprechen.

Nach Angaben der Jüdischen Gemeinde zu Halle wollte der Täter die Türen zur Synagoge aufschießen. In dem Gotteshaus befanden sich am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur demnach 70 bis 80 Menschen.

Bei dem Täter handelt es sich nach "Spiegel"-Informationen um den 27-jährigen Stephan B. aus Sachsen-Anhalt. Getötet wurden nach Angaben einer Polizeisprecherin ein Mann und eine Frau. Der Mann sei gegen Mittag in einem Dönerimbiss erschossen worden, die Frau in der Humboldtstraße, in der sich auch die Synagoge befindet.

Die beiden durch Schüsse Verletzten - ebenfalls ein Mann und eine Frau - wurden nach Angaben des Universitätsklinikum Halle "schwerstverletzt". Beide seien erfolgreich operiert worden, "es besteht derzeit keine akute Lebensgefahr".

Der Angreifer filmte seine Tat und stellte ein 35-minütiges Video ins Internet. Wie das auf die Überwachung extremistischer Websites spezialisierte US-Unternehmen SITE mitteilte, agierte der Täter offenbar nach dem Vorbild des Anschlags von Christchurch. Das mit einer Stirnkamera aufgenommene Video stellte er auf eine Videoplattform online. Auf Englisch sagte er kurz vor der Abgabe der Schüsse, die "Wurzel aller Probleme sind die Juden".

Im neuseeländischen Christchurch hatte ein Rechtsextremist im März in zwei Moscheen mehr als 50 Menschen getötet und den Anschlag live im Internet übertragen.

Die Bundesanwaltschaft übernahm kurz nach Bekanntwerden der Schüsse die Ermittlungen. Ein Sprecher begründete dies mit der "besonderen Bedeutung des Falls". Es gehe um "die innere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland".

Der Oberbürgermeister von Halle, Bernd Wiegand (parteilos), sprach von einer "Amoklage". Die Polizei forderte die Menschen nach der Tat auf, in ihren Wohnungen zu bleiben oder sichere Orte aufzusuchen. Die Warnungen wurden am frühen Abend aufgehoben. Auch der Hauptbahnhof war zwischenzeitlich wegen des Polizeieinsatzes gesperrt.

Das Lagezentrum der Landesregierung hatte zudem vor einem "Schusswaffengebrauch im Bereich Landsberg" östlich von Halle gewarnt. Auch hier wurde am Abend Entwarnung gegeben.

Der Zentralrat der Juden kritisierte den fehlenden Polizeischutz an der Synagoge am Jom-Kippur-Feiertag. Dies sei "skandalös", erklärte Zentralratspräsident Josef Schuster.

Das politische Berlin reagierte bestürzt. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) besuchte am Abend eine Synagoge in Berlin-Mitte, um ihre Betroffenheit auszudrücken und mit den Menschen zu sprechen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier rief zu Solidarität mit den jüdischen Mitbürgern auf. In Halle sei passiert, was in Deutschland unvorstellbar schien, sagte er.

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) fragte: "Wann hört das auf? Warum geschieht das in unserem Land? Unserem Land!" Er betonte: "Antisemitismus und Fremdenhass dürfen keinen Platz in unserer Gesellschaft haben." Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) zeigte sich "entsetzt über diese verabscheuenswürdige Tat". Er kündigte für Donnerstagmittag eine Pressekonferenz an.

(A.Nikiforov--DTZ)

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