Deutsche Tageszeitung - Mehr als 20 Tote bei erneuten regierungskritischen Protesten im Irak

Mehr als 20 Tote bei erneuten regierungskritischen Protesten im Irak


Mehr als 20 Tote bei erneuten regierungskritischen Protesten im Irak
Mehr als 20 Tote bei erneuten regierungskritischen Protesten im Irak / Foto: ©

Bei neuen regierungskritischen Protesten im Irak sind mindestens 24 Menschenums Leben gekommen. Das spirituelle Oberhaupt der Schiiten im Irak, Großayatollah Ali al-Sistani, rief Demonstranten und Sicherheitskräfte beim Freitagsgebet zur "Zurückhaltung" auf, um ein Abgleiten ins "Chaos" zu vermeiden. Ministerpräsident Adel Abdel Mahdi beschuldigte derweil politische Gegner, Reformplänen im Weg zu stehen.

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Mindestens acht Menschen starben nach Angaben der irakischen Menschenrechtskommission in Bagdad, als Sicherheitskräfte mit Tränengas gegen Demonstranten in der Nähe des Regierungsviertels vorgingen. Hunderte weitere wurden demnach verletzt. Bei Protesten in mehreren Städten im Süden des Landes wurden mindestens 16 weitere Menschen getötet, viele davon durch Schüsse. Demonstranten setzten Behördengebäude und Parteibüros in Brand. In mehreren Städten im Süden wurden Ausgangssperren verhängt.

Der oberste schiitische Geistliche al-Sistani warnte in seiner Predigt vor "Chaos und Zerstörung", die den Weg für "weitere ausländische Einmischung" ebnen könnten. Er rief die Demonstranten auf, friedlich zu bleiben und forderte die Sicherheitskräfte zur "größtmöglichen Zurückhaltung" auf.

Abdel Madhi hatte in einer Fernsehansprache in der Nacht zum Freitag seine Pläne verteidigt, welche die Wut der Demonstranten eindämmen sollen. Diese hätten das Recht auf die Straße zu gehen, solange sie das "öffentliche Leben nicht stören".

Die Proteste hatten Anfang des Monats begonnen und richten sich gegen Korruption und die hohe Arbeitslosigkeit. Die Demonstranten fordern umfassende politische Reformen. Aktivisten hatten die Bevölkerung zu neuerlichen Protesten am Freitag aufgerufen, dem ersten Jahrestag des Amtsantritts von Ministerpräsident Abdel Mahdi.

Im Irak lebt jeder fünfte Bürger in Armut. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt nach Angaben der Weltbank bei rund 25 Prozent. Das Land, das als zweitgrößter Ölproduzenten der Opec gilt, wird von Transparency International als zwölftkorruptester Staat der Welt eingestuft.

Die Proteste hatten Anfang des Monats begonnen und richten sich gegen Korruption und die hohe Arbeitslosigkeit. Die Demonstranten fordern umfassende politische Reformen. Aktivisten hatten die Bevölkerung zu neuerlichen Protesten am Freitag aufgerufen, dem ersten Jahrestag des Amtsantritts von Ministerpräsident Adel Abdel Mahdi.

Das Auswärtige Amt in Berlin warnte wegen der Ausschreitungen und gewalttätigen Zusammenstößen vor Reisen in das Land. Seit Anfang Oktober wurden bei den Massenprotesten in dem Land mehr als 150 Menschen getötet.

(I.Beryonev--DTZ)