
Indisches Gericht gibt grünes Licht für Bau von umstrittenem Hindu-Tempel

Die indische Justiz hat grünes Licht für den Bau eines umstrittenen Hindu-Tempels am Standort einer zerstörten Moschee in Nordindien gegeben. Der Oberste Gerichtshof in Neu Delhi entschied am Samstag, das Gelände in Ayodhya werde einer Stiftung übergeben, die den Bau des Tempels überwachen soll. Das Urteil soll einen jahrzehntelangen Konflikt zwischen Muslimen und Hindus beenden.
Die Richter urteilten zudem, dass ein separates Stück Land an muslimische Gruppen übergeben werden soll, um dort eine neue Moschee zu bauen. Ein Anwalt eines der muslimischen Prozessführer sagte, das Urteil sei ungerecht. Er erwäge, in Revision zu gehen.
Medienberichten zufolge sollen laut Gericht archäologische Beweise dafür gefunden worden sein, dass sich an dem Standort ein Bauwerk "hinduistischen Ursprungs" befunden hatte, bevor die Moschee gebaut wurde. Ein Anwalt der hinduistischen Vertreter sprach von einem "historischen Urteil", mit dem das Gericht die "Botschaft der Einheit in der Vielfalt" vermittle.
Die Regierung hatte vor der Verkündung des Urteils landesweit die Sicherheitsvorkehrungen aufgestockt, weil befürchtet wurde, dass das Urteil neue Unruhen auslösen könnte. Zahlreiche Schulen in Ayodhya blieben geschlossen, tausende zusätzliche Einsatzkräfte waren im Einsatz. In Neu Delhi wurden Straßen nahe des Gerichtsgebäudes gesperrt. Indiens Premierminister Narendra Modi appellierte an die Konfliktparteien, Ruhe zu bewahren.
Im Pilgerort Ayodhya im nordindischen Bundesstaat Uttar Pradesh stand eine mittelalterliche Moschee, die Hindu-Extremisten im Dezember 1992 zerstört hatten. Der Angriff löste damals schwere Zusammenstöße zwischen Hindus und Muslimen aus, bei denen mehr als 2000 Menschen getötet wurden, die meisten davon Muslime.
Hindus verehren den Ort als Geburtsort des Gottes Rama. Sie glauben, dass die Moschee an der Stelle eines Hindu-Tempels für Rama stand, und setzen sich für den Bau eines neuen Tempels ein.
(I.Beryonev--DTZ)