
Merkel ruft am Jahrestag des Mauerfalls zu Einsatz für Freiheit und Demokratie auf

Zum 30. Jahrestag des Mauerfalls hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zum Einsatz für Freiheit und Demokratie aufgerufen. "Die Werte, auf sich die EU gründet, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit, die Wahrung der Menschenrechte, sie sind alles andere als selbstverständlich", sagte Merkel am Samstag in Berlin. Sie müssten "immer wieder neu gelebt und verteidigt" werden.
Keine Mauer sei so hoch oder so breit, dass sie nicht durchbrochen werden könne, sagte die Kanzlerin in ihrer Rede in der Kapelle der Versöhnung auf dem früheren Todesstreifen an der Bernauer Straße. Der Beitrag des Einzelnen möge klein erscheinen, fügte sie hinzu, doch "die Freiheit ist wie das Meer: die einzelnen Wogen vermögen nicht viel, aber die Kraft der Brandung ist unwiderstehlich", zitierte Merkel den verstorbenen tschechischen Ex-Präsidenten und früheren Dissidenten Vaclav Havel.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte am Samstag den Beitrag Polens, Ungarns, Tschechiens und der Slowakei zum Mauerfall. "Ohne den Mut, ohne den Freiheitswillen" der Polen und Ungarn, der Tschechen und Slowaken "wären die friedlichen Revolutionen in Osteuropa und die deutsche Einheit nicht möglich gewesen", sagte der Präsident im Beisein der Staatsoberhäupter der vier Länder.
Steinmeier hatte Polens Staatschef Andrzej Duda, den tschechischen Präsidenten Milos Zeman, die slowakische Präsidentin Zuzana Caputova und den ungarischen Staatschef Janos Ader bereits am Morgen in Schloss Bellevue empfangen.
In Berlin wird am Samstag mit umfangreichen Feierlichkeiten und einer großen Bühnenshow am Brandenburger Tor des 30. Jahrestags des Mauerfalls gedacht. Die Show am frühen Abend wird eröffnet von Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller (SPD), Bundespräsident Steinmeier hält eine kurze Rede. Neben der Staatskapelle Berlin unter Leitung von Daniel Barenboim treten zahlreiche Musiker und Bands auf.
In der "Süddeutschen Zeitung" vom Samstag äußerte sich Kanzlerin Merkel eher ernüchtert über die seit dem Mauerfall erzielte Angleichung zwischen Ost und West: Sie dauere "bei manchem doch eher ein halbes Jahrhundert oder länger". Nach zehn oder zwanzig Jahren "hatte man die Hoffnung, dass es schneller geht. Aber dreißig Jahre haben schon etwas fast Endgültiges."
Merkel sagte weiter, vielleicht werde dieser Prozess jetzt "intensiver empfunden, weil nationalistische und protektionistische Tendenzen weltweit zugenommen haben, so dass wieder mehr aus dem nationalen Blickwinkel diskutiert wird". Da richte sich der Blick verstärkt auf die Unterschiede, die es zwischen den alten und den neuen Bundesländern gebe.
(A.Nikiforov--DTZ)