
Anhänger feiern aus Haft freigelassenen Lula bei Auftritt nahe São Paulo

Einen Tag nach seiner Freilassung aus dem Gefängnis ist Brasiliens früherer Präsident Luiz Inácio Lula da Silva von seinen Anhängern als Held gefeiert worden. Vor dem Sitz der Metallarbeitergewerkschaft nahe São Paulo wurde der linksgerichtete Ex-Präsident am Samstag von Vertrauten, Unterstützern und sogar Journalisten warmherzig empfangen.
Über alle Etagen des Gebäudes hing ein riesiges Transparent mit Lulas Konterfei, zudem wurde eine mehrere Meter hohe Lula-Pappfigur aufgestellt. Auf Schildern war "Lula frei" zu lesen.
"Ich bin gekommen, weil ich an seine Unschuld glaube", sagte die 38-jährige Tamara Blanco AFP. Lula sei "der beste Präsident, den Brasilien je hatte" gewesen und werde "es immer bleiben".
Lula hatte das Gefängnis am Freitag nach mehr als eineinhalb Jahren Haft unter dem Jubel seiner Anhänger verlassen. Möglich geworden war die Freilassung nach einem Urteil des Obersten Gerichts. Dieses hatte am Donnerstag eine Regelung aufgehoben, wonach ein Verurteilter schon vor Ausschöpfung aller Rechtsmittel inhaftiert werden kann, wenn seine Verurteilung bei der ersten Berufung bestätigt wurde. Lulas Anwälte hatten nach dem Urteil umgehend seine Freilassung beantragt.
Lula kündigte nach seiner Freilassung an, er werde Brasilien bereisen. Dabei wolle er "zeigen, dass dieses Land viel besser sein könnte, wenn es einen Präsidenten hätte, der nicht so viel auf Twitter lügt wie Bolsonaro", sagte er mit Blick auf den amtierenden rechtsradikalen Staatschef Jair Bolsonaro. Er werde weiter kämpfen, "um das Leben des brasilianischen Volkes zu verbessern".
Bolsonaro schrieb am Samstag im Kurzbotschaftendienst Twitter, Lula sei zwar "momentan frei, aber schuldig". Im vergangenen Jahr hatte Bolsonaro während seines Wahlkampfes verkündet, er wolle, dass Lula "im Gefängnis verrottet".
Lula, der von 2003 bis 2010 Präsident Brasiliens war, war 2017 nach einem Aufsehen erregenden Verfahren wegen Korruption zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden. Seit April 2018 saß er seine Haftstrafe ab, die zwischenzeitlich auf acht Jahre und zehn Monate herabgesetzt wurde. Lula wird vorgeworfen, eine Luxuswohnung als Gegenleistung für lukrative Aufträge des Staatskonzerns Petrobras an das Bauunternehmen OAS erhalten zu haben. Er weist alle Vorwürfe zurück und sieht diese als politisch motiviert an, um ihn an einer Rückkehr ins Präsidentenamt zu hindern.
(V.Sørensen--DTZ)