
Zusammenstöße zwischen Polizei und Bewohnern von Flüchtlingslager auf Samos

Bei Protesten von Migranten gegen die Lebensbedingungen im völlig überfüllten Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Samos hat es am Donnerstag Zusammenstöße mit der Polizei gegeben. Wie die griechische Nachrichtenagentur Ana berichtete, blockierten zumeist aus afrikanischen Ländern stammende Asylbewerber zunächst eine Straße in der Nähe des Lagers, später bewarfen sie Polizisten mit Steinen. Die Polizei habe daraufhin Tränengas gegen die Demonstranten eingesetzt.
Samos ist eine von fünf griechischen Ägäis-Inseln gegenüber der türkischen Küste, die über ein Zentrum für die Aufnahme und Identifizierung von Asylbewerbern verfügen. Die Zahl der dort ankommenden Flüchtlinge hat in jüngster Zeit wieder zugenommen. Hilfsorganisationen kritisieren immer wieder die Lebensbedingungen in den Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln als unzumutbar.
In dem Lager auf Samos leben derzeit nach offiziellen Angaben rund 7500 Menschen. Konzipiert wurde die Einrichtung allerdings für nur 650 Menschen. Die Regierung des konservativen griechischen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis kündigte daher Ende November an, das bestehende Lager durch ein größeres, derzeit geschlossenes Lager zu ersetzen, das Platz für mindestens 5000 Menschen böte. Die örtlichen Behörden stemmen sich aber gegen dieses Vorhaben.
Griechenland ist ein wichtiges Aufnahme- und Transitland für Flüchtlinge. Nach der Ankunft besonders vieler Flüchtlinge im Jahr 2015 ging ihre Zahl zwischenzeitlich zurück, 2019 war Griechenland nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) aber erneut das Hauptankunftsland für Migranten in Europa.
Die Regierung in Athen hat begonnen, Migranten von den griechischen Inseln auf das Festland umzusiedeln. Bis kommendes Jahr sollen insgesamt 20.000 Migranten auf das Festland ziehen. Die dortigen Aufnahmezentren sind aber auch bereits nahezu voll.
(W.Novokshonov--DTZ)