Deutsche Tageszeitung - Erneut Demonstrationen für und gegen das Einbürgerungsgesetz in Indien

Erneut Demonstrationen für und gegen das Einbürgerungsgesetz in Indien


Erneut Demonstrationen für und gegen das Einbürgerungsgesetz in Indien
Erneut Demonstrationen für und gegen das Einbürgerungsgesetz in Indien / Foto: ©

Erneut sind in Indien tausende Demonstranten für und gegen das neue Einbürgerungsgesetz auf die Straße gegangen. In Mumbai beteiligten sich am Freitag jeweils 5000 Befürworter und Gegner an Protestmärschen. In Neu Delhi versammelten sich Hunderte vor der großen Moschee, Demonstranten riefen regierungsfeindliche Slogans. Seit dem Beginn der Proteste vor zwei Wochen wurden 27 Menschen getötet, die Polizei nahm rund 6000 Menschen fest.

Textgröße ändern:

Auslöser der Proteste ist das am 11. Dezember vom Oberhaus verabschiedete Staatsbürgerschaftsgesetz. Es sieht für Einwanderer aus Indiens Nachbarstaaten Bangladesch, Pakistan und Afghanistan Vereinfachungen bei der Einbürgerung vor - allerdings nur, wenn sie nicht Muslime sind. Kritiker halten der hinduistisch-nationalistischen BJP von Premierminister Narendra Modi vor, mit der Neuregelung Muslime zu diskriminieren. Rund 200 Millionen der 1,3 Milliarden Einwohner Indiens sind Muslime.

In Mumbai waren am Freitag hunderte bewaffnete Polizisten im Einsatz. "Wir sollten verfolgte Hindus hier ohne Einschränkungen willkommen heißen", sagte der 82-jährige Mahindra Shah, der an der Kundgebung für das Einwanderungsgesetz teilnahm. "Warum müssen Muslime hierher kommen - wo Pakistan, Afghanistan und Bangladesch doch von Muslimen beherrscht werden?"

Bei einer Demonstration in Neu Delhi gegen das Gesetz sagte der Teilnehmer Muntazir Bashir: "Sie wollen die Armen, die Muslime und alle, die nicht mit ihnen einer Meinung sind, rausschmeißen." Die Regierungen mehrerer indischer Bundesstaaten haben angekündigt, das neue Einwanderungsrecht nicht anwenden zu wollen.

Im Zuge der Proteste wurden bereits hunderte Geldstrafen wegen Zerstörung öffentlichen Eigentums oder wegen Beiträgen in sozialen Medien verhängt, die als unangemessen eingestuft wurden. Eine Norwegerin sagte, sie sei zum Verlassen des Landes aufgefordert worden, nachdem sie an einer Protestveranstaltung in Kerala teilgenommen hatte. Laut Medienberichten ging es auch einem deutschen Studenten so, der in Chennai ein Plakat hochgehalten hatte, auf dem eine Parallele zwischen dem neuen indischen Einbürgerungsrecht und der deutschen Nazi-Vergangenheit gezogen wurde.

(W.Novokshonov--DTZ)

Empfohlen

Hamas kündigt Freilassung von zehn lebenden Geiseln im Rahmen von neuer Waffenruhe an

Die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas hat die Freilassung von zehn lebenden Geiseln im Rahmen eines neuen Waffenruhe-Abkommens angekündigt. Ferner sollten die Leichen von 18 Geiseln übergeben werden, teilte die Hamas am Samstag mit. Die Freilassungen und Leichen-Übergaben im Gegenzug zur Freilassung palästinensischer Häftlinge stellte die Hamas den Angaben zufolge in ihrer kurz zuvor offiziell übermittelten Antwort auf den jüngsten US-Vorschlag für die Waffenruhe in Aussicht.

Bundesregierung: Merz am Donnerstag zu Besuch bei US-Präsident Trump

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) wird nach Angaben der Bundesregierung am kommenden Donnerstag von US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus empfangen. Bei dem Antrittsbesuch des Kanzlers in Washington werde es unter anderem um den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, die Lage im Nahen Osten und die Handelspolitik gehen, teilte Regierungssprecher Stefan Kornelius am Samstag in Berlin mit.

US-Verteidigungsminister warnt vor chinesischem Militäreinsatz gegen Taiwan

US-Verteidigungsminister Pete Hegseth hat bei einem Besuch in Singapur vor einem Militäreinsatz Chinas gegen Taiwan gewarnt. Es gebe "klare und glaubhafte" Anzeichen dafür, dass sich Peking "darauf vorbereitet, möglicherweise militärische Gewalt einzusetzen, um das Machtgleichgewicht im Indopazifik zu verändern", sagte Hegseth am Samstag bei der Shangri-La-Sicherheitskonferenz in dem südostasiatischen Stadtstaat. Der Pentagonchef forderte die asiatischen Verbündeten zu höheren Verteidigungsausgaben auf und nannte Deutschland dabei als Vorbild. Hegseths Rede wurde von Seiten der chinesischen Botschaft in Singapur scharf kritisiert.

Wegen befürchteten Großangriffs: Ukraine ordnet Evakuierung von elf Dörfern in Sumy an

Zwei Tage vor möglichen neuen direkten Waffenruhe-Gesprächen zwischen der Ukraine und Russland in Istanbul hat Kiew angesichts einer befürchteten Großoffensive die Evakuierung elf weiterer Dörfer in der an Russland grenzenden Region Sumy angeordnet. Die Entscheidung berücksichtige "die ständige Gefahr für das Leben der Zivilbevölkerung aufgrund der Bombardierung der Grenzgemeinden", erklärte die Verwaltung von Sumy am Samstag. Unterdessen wurden bei russischen Luftangriffen im Süden der Ukraine mindestens zwei Menschen getötet.

Textgröße ändern: