Deutsche Tageszeitung - Rund 80 Tote und mehr als 100 Verletzte bei Autobombenanschlag in Somalia

Rund 80 Tote und mehr als 100 Verletzte bei Autobombenanschlag in Somalia


Rund 80 Tote und mehr als 100 Verletzte bei Autobombenanschlag in Somalia
Rund 80 Tote und mehr als 100 Verletzte bei Autobombenanschlag in Somalia / Foto: ©

Beim verheerendsten Bombenanschlag seit zwei Jahren sind in Somalia rund 80 Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt worden. Bisher wurden laut Polizei 79 Tote und mehr als 100 Verletzte gezählt. Unter den Opfern waren demnach zahlreiche Studenten sowie zwei türkische Staatsbürger. Staatschef Mohamed Abdullahi Farmaajo sowie UN-Generalsekretär António Guterres verurteilten die Tat vom Samstag in der Hauptstadt Mogadischu, zu der sich zunächst niemand bekannte.

Textgröße ändern:

Die Autobombe war an einer stark befahrenen Kreuzung im Südwesten von Mogadischu nahe eines Kontrollpunktes der Sicherheitskräfte sowie eines Finanzamts explodiert. Wegen der enormen Zerstörung sei die Bestimmung der Opferzahl schwierig, teilte die Polizei mit. Angesichts der hohen Verletztenzahl könne die Zahl der Toten weiter steigen. Zuvor hatte ein privater Rettungsdienst von 125 Verletzten gesprochen.

Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu bestätigte den Tod zweier türkischer Staatsbürger. Am Sonntag landete ein Militärflugzeug mit Notfallausrüstung und Ärzten aus der Türkei in Mogadischu.

Völlig zerstörte und ausgebrannte Fahrzeuge am Tatort zeugten von der Wucht der Detonation. Zum Zeitpunkt des Anschlags im morgendlichen Berufsverkehr waren nach Augenzeugenberichten viele Menschen unterwegs, darunter Schüler und Studenten. "Alles, was ich sehen konnte, waren verstreute Leichen, manche davon bis zur Unkenntlichkeit verbrannt", sagte der Augenzeuge Sakariye Abdukkadir.

Ein Student der privaten Banadir-Universität sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Explosion habe auch einen Kleinbus zerstört, in dem sich Kommilitonen von ihm befunden hatten. Im Krankenhaus habe er die sterblichen Überreste von 16 Studenten gezählt. Ein 17. Student habe überlebt, weil er kurz vor dem Anschlag aus dem Bus ausgestiegen sei, um im Finanzamt etwas abzuholen.

"Das ist ein schwarzer Tag", sagte der Präsident der Banadir-Universität, Mohamed Mohamud Hassan. Eltern, die ihre Kinder zum Studieren geschickt hätten, müssten nun deren Leichen abholen. Die Universität werde wegen des Anschlags fünf Tage lang geschlossen bleiben.

Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand. Er trägt die Handschrift der radikalislamischen Shebab-Miliz, die mit dem Terror-Netzwerk Al-Kaida verbündet ist. Die Miliz war im August 2011 von Truppen der Afrikanischen Union (AU) aus Mogadischu vertrieben worden. Sie kontrolliert aber nach wie vor ländliche Gebiete des ostafrikanischen Landes und verübt immer wieder Anschläge in der Hauptstadt.

Präsident Farmaajo sprach laut der somalischen Nachrichtenagentur Sonna von einem "Feind", der "den zerstörerischen Willen des internationalen Terrorismus" umsetzen wolle. Diese Gegner Somalias hätten "nie irgendetwas Positives für unser Land getan, sie haben keine Straße gebaut, niemals Krankenhäuser noch Bildungsstätten errichtet", erklärte der Staatschef. "Alles, was sie tun, ist zerstören und töten" und das wüssten die Somalier.

Die Urheber dieses "entsetzlichen Verbrechens" müssten vor Gericht gestellt werden, erklärte UN-Generalsekretär Guterres.

Der somalische Regierungschef Hassan Ali Khiere richtete ein Notfallkomitee für die zahlreichen Verletzten ein. Er bat um die Behandlung von Verletzten im Ausland, die in Somalia nicht angemessen behandelt werden könnten.

Erst vor zwei Wochen hatte ein Shebab-Kommando in Mogadischu ein von Politikern, Militärs und Diplomaten besuchtes Hotel angegriffen und sich Gefechte mit den Sicherheitskräften geliefert. Neben den fünf Angreifern wurden fünf weitere Menschen getötet, darunter drei Zivilisten.

Der Anschlag am Samstag gilt als der schwerste seit zwei Jahren. Das bislang blutigste Attentat in der Geschichte des Landes wurde im Oktober 2017 verübt: Damals wurden 512 Menschen bei der Explosion eines Lastwagens getötet, rund 300 weitere Menschen wurden verletzt. Die Behörden machten dafür ebenfalls die Shebab-Miliz verantwortlich.

(I.Beryonev--DTZ)

Empfohlen

Verfassungsschutz in Niedersachsen warnt vor neuen rechtsextremen Jugendnetzwerken

Der niedersächsische Verfassungsschutz warnt vor neuen Netzwerken aus gewaltbereiten rechten Jugendlichen und organisierten Neonazigruppierungen. "Es kristallisiert sich ein aktionsorientiertes Personenpotenzial an der Schnittstelle zwischen Neonazismus und subkultureller Szene heraus", erklärte Landesverfassungsschutzchef Dirk Pejril am Donnerstag in Hannover bei der Vorstellung des Landesverfassungsschutzberichts 2024. "Junge, teilweise minderjährige" Menschen auch mit Gewaltneigung würden dadurch an die Neonaziszene gebunden.

Nach iranischem Angriff auf Klinik: Israel kündigt Vergeltung an und droht Chamenei

Nach einem iranischen Raketenangriff auf ein Krankenhaus in Israel hat die israelische Regierung Vergeltung angekündigt und eine direkte Drohung gegen Irans geistliches Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei ausgesprochen. Chamenei dürfe nicht "weiter existieren", sagte Israels Verteidigungsminister Israel Katz am Donnerstag. Bei der jüngsten iranischen Angriffswelle wurden nach Angaben von Rettungskräften dutzende Menschen verletzt. Während Israel erneut iranische Atomanlagen bombardierte, heizte US-Präsident Donald Trump Spekulationen über eine Beteiligung der USA an den Angriffen gegen den Iran an.

Frankreich organisiert Ausreise von Staatsbürgern aus Iran und Israel

Vor dem Hintergrund des Krieges zwischen dem Iran und Israel organisiert Frankreich die freiwillige Ausreise seiner Staatsbürger aus beiden Ländern. Franzosen, die den Iran verlassen wollten, werde die Ausreise über Armenien und die Türkei empfohlen. Für diese Länder seien keine Visa nötig, betonte Außenminister Jean-Noël Barrot am Donnerstag. Für diejenigen, die dazu nicht in der Lage seien, werde bis zum Wochenende ein Konvoi organisiert.

Ramelow hadert mit Entwicklung der Linken: "Bin ich dabei, die Partei zu verlassen?"

Der Linken-Politiker Bodo Ramelow hadert mit der Entwicklung seiner Partei. "Heute ist mir beim Aufwachen ein Satz durch den Kopf gegangen, der mich nicht loslässt: Bin ich dabei, die Partei zu verlassen – oder verlässt meine Partei gerade mich?", schrieb der frühere Thüringer Ministerpräsident am Mittwoch in einem Beitrag auf seiner Webseite.

Textgröße ändern: