
Bundeswehr reduziert Irak-Kontingent - 35 Soldaten nach Jordanien und Kuwait verlegt

Als Reaktion auf die dramatisch gestiegenen Spannungen im Nahen Osten hat die Bundeswehr einen Teil ihres Kontingents im Irak in Nachbarländer verlegt. Die 32 im zentralirakischen Tadschi stationierten deutschen Soldaten wurden in der Nacht zu Dienstag nach Jordanien geflogen, wie die Bundeswehr mitteilte. Drei in Bagdad stationierte Soldaten wurden demnach zusammen mit Soldaten anderer Nationen nach Kuwait gebracht.
Diese Kräfte könnten "jederzeit" zurückverlegt werden, wenn die Ausbildungsmission im Irak wieder aufgenommen werden solle, hieß es in der Mitteilung weiter. Die Bundeswehr hatte ihre Aktivitäten zur Ausbildung irakischer Sicherheitskräfte angesichts der explosiven Sicherheitslage bereits am Freitag vorübergehend eingestellt. Weitere knapp 90 Bundeswehrsoldaten sind im kurdischen Erbil stationiert, sowie einige weitere Soldaten an verschiedenen Stellen im Land.
Zuvor hatte ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums AFP gesagt, das Kontingent werde "vorübergehend ausgedünnt". Der Bundestag sei in einem Schreiben über diese Maßnahme unterrichtet worden.
Die Bundeswehr bildet im Irak Sicherheitskräfte aus. Bereits am Sonntag hatte sie die Entsendung von Soldaten in das Land im Rahmen des regelmäßigen Personalaustauschs vorläufig ausgesetzt. Die Spannungen in der Region haben sich seit dem tödlichen US-Drohnenangriff auf den iranischen General Kassem Soleimani sowie den irakischen Milizenführer Abu Mehdi al-Muhandis am vergangenen Freitag nahe des Flughafens von Bagdad massiv verschärft. Am Wochenende forderte dann das irakische Parlament einen Abzug aller ausländischer Truppen.
Nach Ansicht des Wehrbeauftragten Hans-Peter Bartels (SPD) muss die Entscheidung Bagdads akzeptiert werden. "Hilfe muss auch gewollt sein", sagte Bartels der "Passauer Neuen Presse" vom Dienstag. Deutsche Soldaten könnten "nicht gut gegen den ausdrücklichen Willen der irakischen Regierung und des irakischen Parlaments dem Irak weiter helfen". Im Augenblick sei die Truppe gut beraten, den Schwerpunkt auf Sicherheit und den eigenen Schutz zu legen, sagte Bartels weiter.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach am Montagabend mit dem geschäftsführenden irakischen Ministerpräsidenten Adel Abdel Mahdi, wie ein Regierungssprecher in Berlin bestätigte. Beide erörterten demnach "die aktuelle Lage im Irak einschließlich des jüngsten Beschlusses des irakischen Parlaments zum Abbau der Präsenz ausländischer Truppen in dem Land".
(I.Beryonev--DTZ)