
Trump verzichtet nach iranischem Angriff auf militärische Reaktion

Nach den iranischen Raketenangriffen auf zwei von den USA genutzte Militärstützpunkte im Irak setzt US-Präsident Donald Trump vorerst auf Deeskalation. Bei den Angriffen seien keine US-Bürger zu Schaden gekommen, sagte Trump am Mittwoch in einer Fernsehansprache. Er kündigte neue Wirtschaftssanktionen, jedoch keine militärische Reaktion an. Der Iran scheine in dem Konflikt zurückzuweichen, sagte Trump.
"An die Menschen und Anführer im Iran" gewandt sagte der US-Präsident: "Wir wollen, dass Sie eine Zukunft, eine großartige Zukunft haben - eine, die Sie verdienen, eine des Wohlstandes zu Hause und der Harmonie mit den Nationen der Welt."
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) äußerte nach Trumps Erklärung die Hoffnung, "dass es dabei bleibt und dass jetzt die Türen für Gespräche wieder geöffnet werden". Es sei ein gutes Zeichen, dass Trump seine Bereitschaft zu neuen Gesprächen mit den Europäern und dem Iran erklärt habe. "Wenn das ein Signal ist, dass jetzt keine Bomben mehr verschickt werden, dann wäre das ein außerordentlich gutes Signal", sagte Maas im ZDF.
Der Iran hatte in der Nacht zum Mittwoch insgesamt 22 Raketen auf die Militärstützpunkte in Ain al-Assad im Westirak und in Erbil im Norden des Landes abgefeuert. Teheran reagierte damit auf die gezielte Tötung des ranghohen iranischen Generals Kassem Soleimani durch die USA am vergangenen Freitag.
Auf den Stützpunkten sind Soldaten aus den USA sowie anderen Mitgliedstaaten der US-geführten Militärkoalition gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) stationiert. Nach norwegischen Militärangaben waren die Militärs vor Ort durch Geheimdienstkanäle im Vorfeld vor den drohenden Angriffen gewarnt worden. Opfer gab es nicht.
In Erbil sind auch knapp 120 Bundeswehrsoldaten stationiert. Sie kamen nicht zu Schaden. Die Bundeswehr prüft nach Angaben des Verteidigungsministeriums dennoch einen Teilabzug aus Erbil. Zuvor hatte die Bundeswehr bereits 35 Soldaten aus dem zentralirakischen Tadschi sowie der Hauptstadt Bagdad nach Jordanien und Kuwait verlegt.
Irans geistliches Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei bezeichnete die Raketenangriffe als "Ohrfeige" für die USA. Weitere Racheaktionen für den Tod Soleimanis könnten folgen. Trump verteidigte die Tötung des Generals in seiner Fernsehansprache: Dieser sei "der Top-Terrorist der Welt" gewesen und hätte "schon vor langer Zeit erledigt werden sollen". Gleichzeitig wandte der US-Präsident sich an den Iran und erklärte, er sei "bereit zum Frieden mit allen, die diesen suchen".
Der iranische Außenminister Mohammed Dschawad Sarif erklärte, es habe sich um angemessene "Selbstverteidigungsmaßnahmen" gehandelt. Der Iran strebe keine "Eskalation oder Krieg" an, versicherte Sarif. Doch werde sich sein Land "gegen jegliche Aggression verteidigen". Die pro-iranischen Al-Schaabi-Milizen im Irak kündigten eigene Angriffe auf die US-Armee an.
International wurden die iranischen Raketenangriffe verurteilt. Die Bundesregierung verurteilte die "Aggression aufs Schärfste". Auch die Nato, Frankreich und Großbritannien übten scharfe Kritik.
Der irakische Präsident Barham Saleh verurteilte die Angriffe ebenfalls und erklärte, sein Land weise Versuche zurück, den Irak "in ein Schlachtfeld" zu verwandeln. Russlands Präsident Wladimir Putin und der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan riefen die Konfliktparteien zur Zurückhaltung auf. Sie appellierten an alle Beteiligten, "zurückhaltend und vernünftig zu handeln und der Diplomatie Vorrang einzuräumen."
Angesichts der angespannten Lage in der Region kündigten zahlreiche Fluggesellschaften an, den Luftraum über dem Iran und dem Irak vorerst zu meiden. Die US-Luftfahrtaufsicht verbot Airlines aus den USA den Überflug über die gesamte Golfregion. Auch die Lufthansa leitete am Mittwoch ihre Flüge um. Von Donnerstag an sollen Lufthansa-Maschinen die iranische Hauptstadt Teheran aber wieder anfliegen.
(U.Beriyev--DTZ)