Deutsche Tageszeitung - Parteien in Nordirland einigen sich nach drei Jahren auf gemeinsame Regierung

Parteien in Nordirland einigen sich nach drei Jahren auf gemeinsame Regierung


Parteien in Nordirland einigen sich nach drei Jahren auf gemeinsame Regierung
Parteien in Nordirland einigen sich nach drei Jahren auf gemeinsame Regierung / Foto: ©

Ende einer dreijährigen politischen Blockade: In Nordirland haben sich die rivalisierenden Parteien Sinn Fein und DUP auf eine erneute Regierungsbildung verständigt. Die katholische und republikanische Sinn Fein habe sich entschieden, wieder einer gemeinsamen Regierung beizutreten und Minister zu benennen, sagte Parteichefin Mary Lou McDonald am Freitagabend. Ähnlich hatte sich zuvor auch die pro-britische Unionisten-Partei DUP geäußert. Der Einigung war ein Ultimatum aus London und Dublin vorausgegangen.

Textgröße ändern:

"Wir sind bereit, ins Geschäft einzusteigen", sagte McDonald. Zuvor hatte auch DUP-Chefin Arlene Foster Zustimmung zu dem Vorschlag aus London und Dublin signalisiert. Der Text stelle eine Basis dar, auf der die Regierung in "fairer und ausgewogener Weise" wiederhergestellt werden könne, sagte sie dem BBC-Radio.

Nordirland hatte seit drei Jahren keine Regierung mehr. Die Koalition zwischen den lange verfeindeten Parteien Sinn Fein und DUP war im Januar 2017 zerbrochen. Alle Entscheidungen für Nordirland wurden seitdem in London getroffen. Immer neue Verhandlungen in den vergangenen Jahren über die Neubildung einer Regionalregierung waren gescheitert.

Die Regierungen Irlands und Großbritanniens legten den nordirischen Parteien dann am Donnerstag einen Kompromissvorschlag vor. Dieser war jedoch mit einem Ultimatum verbunden: Sollte die Regierungsbildung bis Montag scheitern, drohte London mit der Ansetzung von Neuwahlen für Nordirland.

Der Vorschlag sieht vor, dass die irische Sprache in Nordirland offiziell anerkannt werden soll. Allen Bewohnern der Provinz sollen "Freiheit und Respekt" garantiert werden, ihre jeweilige "nationale und kulturelle Identität zu wählen, zu erhalten und zu entwickeln". Die Regierung in London stellt finanzielle Hilfen in Aussicht, um die Gehälter im öffentlichen Dienst zu zahlen. Der genaue Umfang der Hilfen soll erst nach der Einigung bekanntgegeben werden.

Die nordirischen Parteien sollten wieder Regierungsverantwortung übernehmen, sagte der britische Nordirland-Minister Julian Smith im irischen Sender RTE. Irlands Außenminister Simon Coveney erklärte, es gebe in der Öffentlichkeit keine Geduld mehr für "weitere Diskussionen" über die Regierungsbildung in Belfast.

Das Karfreitagsabkommen von 1998, mit dem der blutige Nordirland-Konflikt überwunden wurde, sieht vor, dass die beiden größten Parteien die Macht teilen. Im Nordirland-Konflikt waren in drei Jahrzehnten fast 3500 Menschen getötet worden.

Eine politische Einigung in Nordirland ist auch deshalb wichtig, weil auf die irische Insel mit dem Brexit Herausforderungen wegen der Grenze zwischen Nordirland und der Republik Irland zukommen.

Die Regelungen zum Brexit, der am 31. Januar umgesetzt werden soll, sehen vor, dass die britische Provinz in eine Zollunion mit Großbritannien kommt. Bei Gütern von außerhalb Europas, die auch in die EU gelangen könnten, müssen die britischen Behörden EU-Zölle erheben. Nordirland wendet zudem weiter Regeln des EU-Binnenmarktes an, um Grenzkontrollen zum EU-Mitglied Irland zu vermeiden. Dazu gehören Produkt- und Hygienestandards oder Vorgaben für Tier- und Lebensmittelkontrollen. Nordirlands Parlament darf alle vier Jahre entscheiden, ob es die Vereinbarung fortführt.

(W.Novokshonov--DTZ)

Empfohlen

Trump trifft Netanjahu und warnt vor "drittem Weltkrieg" bei Wahlniederlage

Ex-US-Präsident Donald Trump hat bei einem Treffen mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu vor einem "dritten Weltkrieg" gewarnt, sollten seine Republikaner nicht die Präsidentschaftswahl gewinnen. "Wenn wir gewinnen, wird alles ganz einfach. Dann klappt alles und ganz schnell", sagte Trump, der am Freitag Netanjahu und dessen Frau an seinem Anwesen in Florida empfing. "Wenn wir nicht gewinnen, gibt es große Kriege im Nahen Osten und vielleicht den dritten Weltkrieg."

Israels Armee: Bereiten "entscheidende Offensive" gegen Hisbollah im Libanon vor

Die israelische Armee bereitet laut eigenen Angaben eine "entscheidende Offensive" gegen die Hisbollah-Miliz im Libanon vor. Die Truppen bereiteten sich auf den "Übergang zur Offensive" vor, sagte der israelische Generalmajor Ori Gordin laut Militärangaben vom Freitag. "Wenn der Moment kommt und wir in die Offensive gehen, wird es eine entscheidende Offensive", fügte er hinzu.

Russisches Kriegsschiff legt für Zwischenstopp in Algerien an

Das modernste Kriegsschiff der russischen Flotte, die "Admiral Gorschkow", macht laut Angaben aus Moskau für einen Zwischenstopp in Algerien Station. Das mit Hyperschallraketen ausgestattete Schiff habe am Freitag für mehrere Tage im Hafen von Oran am Mittelmeer angelegt, teilte das russische Verteidigungsministerium. Laut der Nachrichtenagentur Tass wird das Schiff vom Tanker "Akademik Paschin" begleitet.

EU gibt Erlöse aus russischem Vermögen für die Ukraine frei

Die Europäische Union hat am Freitag erstmals 1,5 Milliarden Euro aus Zinserlösen für eingefrorene russische Vermögenswerte für die Ukraine freigegeben. Das Geld werde für die "Verteidigung und den Wiederaufbau" an die Ukraine überwiesen, erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. "Es gibt kein besseres Symbol oder keine bessere Verwendung für das Geld des Kremls, als die Ukraine und ganz Europa zu einem sichereren Ort zum Leben zu machen", hieß es weiter.

Textgröße ändern: