Erdogan schickt Flüchtlinge aus Syrien als politische Waffe an die EU-Grenzen
Am türkisch-griechischen Grenzübergang Pazarkule sind am Sonntag tausende weitere Flüchtlinge eingetroffen, die in die EU gelangen wollen. Mindestens 2000 Flüchtlinge, darunter Syrer, Afghanen und Iraker, trafen aus der türkischen Metropole Istanbul an dem Grenzübergang in der Provinz Edirne ein, wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichteten.
Am Vormittag erreichten weitere kleine Gruppen von Flüchtlingen die Grenze. Unter den Migranten, die sich in langen Reihen auf den Grenzposten zu bewegten, waren auch Frauen und Kinder.
Nach UN-Angaben waren bis Samstagabend bereits mindestens 13.000 Flüchtlinge zu der 212 Kilometer langen türkisch-griechischen Grenze gekommen. Der türkische Innenminister Süleyman Soylu schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter, bis Sonntagmorgen seien in der Türkei 78.358 Flüchtlinge Richtung Edirne aufgebrochen. Die Provinz im Nordwesten der Türkei grenzt an die EU-Staaten Griechenland und an Bulgarien.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte am Samstag gesagt, die "Tore" der Türkei stünden für Flüchtlinge, die nach Europa wollten, nun offen. In seinem Land leben Millionen Flüchtlinge, darunter etwa 3,6 Millionen Menschen aus dem benachbarten Bürgerkriegsland Syrien.
Als Konsequenz verschärften Griechenland und Bulgarien ihre Maßnahmen zur Grenzsicherung. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte ihnen Unterstützung zu.
An der griechischen Grenze drängte die Polizei am Samstag die Flüchtlinge mit Tränengas zurück, mehrere Migranten warfen daraufhin Steine. Am Sonntagmorgen warf eine kleine Gruppe von Männern Steine in Richtung eines griechischen Polizeiwagens auf der anderen Seite der Grenze, wie die AFP-Beobachter beobachteten.
Erdogan begründete sein Vorgehen damit, dass die EU sich nicht an den im März 2016 geschlossenen Flüchtlingspakt halte. Ankara verpflichtete sich darin, alle auf den griechischen Ägäis-Inseln ankommenden Flüchtlinge zurückzunehmen und stärker gegen Schlepperbanden vorzugehen. Die EU versprach der Türkei im Gegenzug Milliardenhilfen, eine beschleunigte Visa-Erleichterung und die Modernisierung der Zollunion.
Die Zahl der Flüchtlinge in der Türkei stieg zuletzt durch die von Russland unterstützte Offensive des syrischen Machthabers Baschar al-Assad in der letzten Rebellenhochburg Idlib weiter an.
(U.Beriyev--DTZ)