Kühnert will Entscheidung über SPD-Kanzlerkandidatur noch dieses Jahr
SPD-Vizechef Kevin Kühnert hat seine Partei aufgefordert, noch in diesem Jahr über die Kanzlerkandidatur zu entscheiden. "Unser Hauptinteresse ist, dass wir diese Frage schneller klären als bei den letzten Malen", sagte er der "Augsburger Allgemeinen" vom Freitag. Für Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) kommen für eine Kandidatur "vier, fünf Leute infrage": Im "Spiegel" nannte er Olaf Scholz, Hubertus Heil, Franziska Giffey, Rolf Mützenich und Lars Klingbeil.
Juso-Chef Kühnert kritisierte, bei den letzten Malen sei die SPD "spät und unstrukturiert in die Entscheidung hineingestolpert". "Kandidat und Programm haben nicht gut harmoniert, die Kampagne war nicht gut vorbereitet."
Er habe die Frage nicht allein zu entscheiden, sagte Kühnert. "Es gibt aber einen breiten Willen in der Partei, die Öffentlichkeit damit nicht ewig auf die Folter zu spannen", sagte der stellvertretende Parteichef. "Wir werden uns nicht erst 2021 mit der Frage der Kanzlerkandidatur beschäftigen." Die neue SPD-Spitze befinde sich in der Vorphase des Wahlkampfs, auch um schnell reagieren zu können.
Kühnert sieht durchaus Chancen für einen SPD-Bundeskanzler nach der nächsten Bundestagswahl. "Es kann inzwischen gut sein, dass eine Partei mit 24, 25 Prozent am Ende auch den Kanzler oder die Kanzlerin stellt", betonte er.
Die beiden SPD-Vorsitzenden Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans hätten ein Vorschlagsrecht, sagte Kühnert weiter. Es könne bei mehreren Kandidaten zwar eine Urwahl geben. "Ich glaube aber, es gibt ein Interesse daran, dass man sich das nach Möglichkeit spart und zu einem gemeinsamen Vorschlag kommt."
Während Kühnert keine Namen nannte, sprach Ex-Bundeskanzler Schröder im "Spiegel" offen über seine Favoriten. Vorrangig sei allerdings, dass die möglichen Kandidaten eine Lösung fänden. "Meine Empfehlung wäre: Setzt euch zusammen und entscheidet das", sagte er. Die Anwärter müssten das natürlich mit der Parteiführung besprechen. "Und eine oder einer aus dem Team wird dann die Nummer eins."
Lobend äußerte Schröder sich über Fraktionschef Mützenich und Generalsekretär Klingbeil. Der Fraktionsvorsitzende habe eine wichtige Rolle dabei gespielt, die neuen Parteivorsitzenden Esken und Walter-Borjans vom Verbleib in der großen Koalition zu überzeugen. Über Klingbeil sagt Schröder, es sei "viel Arbeit, eine Volkspartei zu managen, man braucht jemanden, der das kann. Und Lars Klingbeil kann es."
(I.Beryonev--DTZ)