
Schulen schließen wegen Coronakrise fast überall in Deutschland

Um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen, treffen die Behörden in Deutschland immer drastischere Maßnahmen: Bundesweit schließen in der kommenden Woche fast alle Schulen und Kitas. Derweil kündigten Finanzminister Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) einen "unbegrenzten" Schutzschild für die Wirtschaft an. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) versicherte, Bundesregierung, Parlament und Länder würden "alles tun, was notwendig ist". Die Zahl der Corona-Fälle stieg auf über 3000.
Bis Freitagabend gaben die meisten Bundesländer bekannt, dass sämtlicher Unterricht ab Montag ausfällt. "Wir haben es mit einer sehr ernsten und komplexen Bedrohung zu tun", sagte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU). In Nordrhein-Westfalen wurden bislang 688 und damit die meisten Coronafälle aller Bundesländer registriert. Am Montag und Dienstag stehen die Lehrer noch in den Schulen zur Organisation von Betreuungsmöglichkeiten für die Schüler bereit.
Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) kündigte am frühen Abend an, dass ab Montag kein Unterricht mehr stattfindet. Die Schulen blieben aber weiter offen, damit es eine Betreuung für die Kinder von Eltern gibt, die bestimmten Berufsgruppen wie Mediziner oder Pflegekräften angehören. Eine analoge Regelung sei für die Kitas getroffen worden.
Auch in Sachsen fällt der Unterricht ab Montag zwar aus, die Schüler können jedoch weiterhin in der Schule von ihren Lehrern betreut werden.
Zahlreiche Veranstaltungen wurden verboten. Neben den Schließungen von Schulen und Kitas wurden etwa in Baden-Württemberg Veranstaltungen ab hundert Teilnehmern verboten. Die Landeshauptstadt Stuttgart ordnete an, Bars, Klubs, Kinos, Bäder und viele weitere Einrichtungen sofort zu schließen.
Baden-Württemberg will zudem Besuche im Krankenhaus ab der kommenden Woche verbieten. Auch Bayern untersagte Besuche von Angehörigen in Alten- und Pflegeheimen weitgehend. Ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen sind besonders gefährdet durch das Virus.
Mecklenburg-Vorpommern kündigte zunächst nur die Schließung von Schulen und Kitas in Rostock und dem Landkreis Ludwigslust-Parchim an. Brandenburger Schulen sollen am Mittwoch schließen, Thüringen und Baden-Württemberg beginnt am Dienstag mit den Maßnahmen. In den meisten Bundesländern gelten die Schließungen zunächst bis Ende der Osterferien.
Das Robert-Koch-Institut begrüßte die Maßnahmen. RKI-Präsident Lothar Wieler nannte Schulschließungen ein "gutes Mittel", um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen. Er verwies darauf, dass jemand die Kinder betreuen müsse. "Wir reden ja hier von einer Epidemie, die noch Wochen und Monate durch unser Land geht."
Mehrere Bundesländer kündigten an, es solle für Kinder, deren Eltern in für die Versorgung und Sicherheit unverzichtbaren Berufen arbeiteten, eine Notbetreuung geben. Dazu zählen etwa Pflege- und Gesundheitseinrichtungen, Polizei, Justiz oder Feuerwehr.
Wirtschaftsminister Altmaier sagte, allein als Garantie für Kredite stehe rund eine halbe Billion Euro zur Verfügung. Der "Schutzschild für Unternehmen und Beschäftigte" bedeutet unter anderem, dass "kleinsten Unternehmen bis zu richtig großen Unternehmen" ihre jetzt fälligen Steuerzahlungen gestundet werden können und keine Zinsen darauf erhoben werden. Zudem gibt es "Expressbürgschaften" bei den Bürgschaftsbanken der Länder, die Kredite der Hausbanken an Unternehmen absichern.
Die Kommunalwahl in Bayern soll am Sonntag stattfinden. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kündigte aber an, dass für mögliche Stichwahlen ab Montag Briefwahlunterlagen verschickt würden.
Bundesweit infizierten sich laut den aktuellen Zahlen der Johns-Hopkins-University mehr als 3150 Menschen. Acht Menschen starben infolge des Coronavirus, davon vier in Nordrhein-Westfalen.
(U.Beriyev--DTZ)