Sri Lankas Katholiken haben Tätern der Oster-Anschläge "vergeben"
Ein Jahr nach den Oster-Anschlägen in Sri Lanka hat die katholische Kirche des Landes erklärt, den Selbstmordattentätern verziehen zu haben. "Wir haben ihnen vergeben", sagte Kardinal Malcolm Ranjith in einer vom Fernsehen übertragenen Ostermesse. Die katholische Gemeinschaft Sri Lankas folge der Botschaft Jesu, der Hoffnung und Frieden statt Rache gepredigt habe.
Bei den Anschlägen am 21. April, dem Ostersonntag des vergangenen Jahres, waren mindestens 279 Menschen getötet und 593 weitere verletzt worden. Die Selbstmordattentäter hatten mehrere Kirchen und Luxushotels attackiert. "Wir haben den Feinden, die versucht haben, uns zu zerstören, Liebe angeboten", sagte Kardinal Ranjith nun.
Ranjith hatte vergangenes Jahr zum geschlossenen Rücktritt der Regierung des damaligen Präsidenten Maithripala Sirisena aufgerufen, weil diese die "internationale Verschwörung" hinter den Anschlägen nicht aufgedeckt habe. Im November verlor Sirisena die Wahl. Seither ist Gotabaya Rajapaksa, der jüngere Bruder von Ex-Präsident Mahinda Rajapaksa, Staatschef in Sri Lanka.
Sirisena hatte ursprünglich Islamisten für die Oster-Anschläge verantwortlich gemacht. Später behauptete er, internationale Drogenbanden hätten die Anschläge verübt, um sein Vorgehen gegen den illegalen Drogenhandel zu untergraben.
Bis heute sind die Verantwortlichen der Anschläge nicht zur Rechenschaft gezogen worden. Der damalige Polizeichef und ein ranghoher Mitarbeiter im Verteidigungsministerium wurden wegen Mordes angeklagt, weil sie Geheimdienstinformationen vor den Anschlägen ignoriert haben sollen.
Die Polizei geht davon aus, dass die Extremistengruppe National Thowheeth Jama’ath hinter den Anschlägen steckt. 135 Menschen wurden festgenommen. Angeklagt wurde jedoch bislang keiner von ihnen.
Die diesjährigen Osterfeiern in Sri Lanka stehen wie fast überall in der Welt im Zeichen der Coronavirus-Pandemie. Für das ganze Land gilt eine Ausgangssperre. In dem Inselstaat wurden bislang rund 200 Infektionsfälle mit dem neuartigen Coronavirus registriert, sieben Menschen starben.
(A.Nikiforov--DTZ)