
Angriff auf Holocaust-Gedenken der israelischen Botschaft in Berlin

Unbekannte Täter haben eine Online-Gedenkveranstaltung der israelischen Botschaft in Berlin für die Opfer des Holocaust attackiert und durch das Zeigen von Hitler-Bildern eine Unterbrechung erzwungen. Der israelische Botschafter Jeremy Issacharoff teilte am Dienstag im Kurzbotschaftendienst Twitter mit, die Angreifer hätten sich in eine Zoom-Videokonferenz der Botschaft am Montagabend eingeschaltet, Hitler-Fotos gepostet und antisemitische Parolen verbreitet.
Damit hätten sie die Schilderungen des Holocaust-Überlebenden Zvi Herschel unterbrochen. Später sei die Veranstaltung zum israelischen Gedenktag Yom HaShoah ohne die "Anti-Israel-Aktivisten" fortgesetzt worden, schrieb Issacharoff bei Twitter. Israel gedenkt in diesen Tagen der sechs Millionen Juden, die von den Nazis ermordet wurden. Wegen der Coronavirus-Pandemie finden viele Veranstaltungen nur online statt.
Herschel selbst sagte der Nachrichtenagentur AFP, neben Hitler- und Hakenkreuz-Bildern seien auch Pornos zu sehen gewesen, zudem seien "Palästina, Palästina"-Rufe ertönt. Trotz allem sei er "sehr ruhig" geblieben.
"Auf eine Art ist das ein Beispiel, das ich benutzen kann", sagte Herschel, der weltweit vor jungen Menschen Vorträge über den Holocaust hält. Es zeige, wie feige diese Leute seien. "Aber es ist bloßer Antisemitismus, und der heutige Antisemitismus ist sehr, sehr stark."
Herschel wurde 1942 in den von Deutschland besetzten Niederlanden geboren. Seine jüdischen Eltern hatten ihn bei nicht-jüdischen Freunden untergebracht; sie selbst starben in dem deutschen Vernichtungslager Sobibor in Polen. Nach dem Krieg wurde Herschel von seiner Großmutter aufgezogen - der einzigen Verwandten, die den Holocaust überlebt hatte. Er selbst zog später mit Frau und Kindern nach Israel.
Außenminister Heiko Maas (SPD) verurteilte den Angriff der antisemitischen Täter auf die Online-Veranstaltung "als eine unbeschreibliche Schande". Dies sei eine "bodenlose Respektlosigkeit gegenüber den Überlebenden und dem Gedenken an die Verstorbenen", erklärte er über Twitter.
Die Videokonferenz-Plattform Zoom, die in der Corona-Krise viel genutzt wird, steht wegen unzureichender Datenschutzstandards in der Kritik. Nutzer beschweren sich, dass bei Videoschalten plötzlich unerwünschte Inhalte wie Hass-Botschaften oder Pornos auf den Bildschirmen auftauchen. Das Unternehmen versprach daraufhin, die Sicherheitstandards zu erhöhen.
(M.Dylatov--DTZ)