Trump drängt auf rasche Wiederöffnung der US-Wirtschaft
Bei einem demonstrativen Besuch einer Fabrik für Atemschutzmasken in Arizona hat US-Präsident Donald Trump erneut eine rasche Wiederöffnung der Wirtschaft gefordert. Die in der Fabrik des Honeywell-Konzerns geltende Maskenpflicht ignorierte Trump bei der Besichtigung am Dienstag jedoch - statt eines Nasen-Mundschutzes trug der Präsident eine Schutzbrille. Trump räumte ein, dass die Zahl der Corona-Todesfälle durch eine Lockerung der Einschränkungen wieder steigen könne. "Aber wir müssen unser Land öffnen", bekräftigte der Präsident.
Trump hat immer wieder seine Ungeduld über die Corona-Restriktionen zum Ausdruck gebracht, die zu einem weitgehenden Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität geführt haben. Ein halbes Jahr vor der Präsidentenwahl will er eine möglichst rasche Rückkehr zur Normalität - und sucht wieder die Nähe zu seinen Anhängern.
"Wir können unser Land nicht für die nächsten fünf Jahre geschlossen halten", sagte Trump beim Besuch der Honeywell-Fabrik. Dies gelte trotz der Tatsache, dass die Öffnung der Wirtschaft "einige Menschen heftig treffen" werde. Es sei "möglich", dass eine schnelle Rückkehr zur Normalität zum Verlust von Menschenleben führen könne, sagte Trump im Sender ABC.
Den Fabrik-Arbeitern dankte Trump für ihren Arbeitseinsatz inmitten der Corona-Krise. Nun sei es an der Zeit, in die Zukunft zu blicken. "Ich will ein Cheerleader sein", sagte Trump.
Im Gegensatz zu Trump trugen die Beschäftigten in der Honeywell-Fabrik ausnahmslos Atemschutzmasken. Auch mehrere Mitglieder von Trumps Delegation hielten sich an die Sicherheitsvorgaben des Werks. Auf Schildern in der Fabrikhalle war zu lesen: "Bitte tragen Sie Ihre Maske jederzeit."
Vizepräsident Mike Pence hatte vor einer Woche scharfe Kritik auf sich gezogen, weil er beim Besuch einer US-Klinik gegen die Pflicht zum Tragen einer Schutzmaske verstoßen hatte. Pence räumte später ein, einen Fehler begangen zu haben. Die wissenschaftlichen Berater des Weißen Hauses sowie First Lady Melania treten in der Öffentlichkeit für das Tragen von Masken als Schutzmaßnahme gegen das neuartige Coronavirus ein.
Trump dagegen gilt als Skeptiker der Wirksamkeit der Schutzmaßnahme. Mit seinem demonstrativen Verzicht auf die Maske wollte der US-Präsident nun möglicherweise seine Forderung nach Rückkehr zur Normalität unterstreichen.
Die Entscheidung über die Corona-Maßnahmen liegt in den USA weitgehend in den Händen der Bundesstaaten und Bezirke. Einige Bundesstaaten haben bereits mit der Lockerung der Restriktionen begonnen.
Als Zeichen einer veränderten Prioritätensetzung kündigte das Weiße Haus am Dienstag an, die Corona-Arbeitsgruppe, die bislang die Maßnahmen der Ministerien gegen die Pandemie koordiniert, bald aufzulösen. Die Task-Force aus renommierten Experten wie den Virologen Anthony Fauci und Deborah Birx werde voraussichtlich Ende Mai oder Anfang Juni eingestellt, sagte Vize-Präsident Pence, der dem Gremium vorsitzt.
Die USA sind inzwischen das Land mit den meisten bestätigten Coronavirus-Infektionen und Todesfällen weltweit. Bis Dienstag wurden rund 1,2 Millionen Infektionen und mehr als 71.000 Tote registriert. Die Zahlen steigen weiter deutlich an - am Dienstag wurden in den Vereinigten Staaten weitere 2333 Todesfälle binnen 24 Stunden gezählt. Laut einigen wissenschaftlichen Modellen ist im Juni sogar mit einer täglichen Zahl von 3000 Todesfällen zu rechnen.
(V.Korablyov--DTZ)