Deutsche Tageszeitung - Libanesische Minister in zerstörtem Beirut mit Wut und Beschimpfungen bedacht

Libanesische Minister in zerstörtem Beirut mit Wut und Beschimpfungen bedacht


Libanesische Minister in zerstörtem Beirut mit Wut und Beschimpfungen bedacht
Libanesische Minister in zerstörtem Beirut mit Wut und Beschimpfungen bedacht / Foto: ©

Zwei Mitglieder der libanesischen Regierung haben nach den verheerenden Explosionen im Hafen von Beirut die Wut der Menschen zu spüren bekommen. Auf Videos in den sozialen Netzwerken ist zu sehen, wie Bildungsminister Tarek Majsub am Freitag mit einem Besen in der Hand vor die Tür geht, um bei den Aufräumarbeiten zu helfen. Die freiwilligen Helfer auf der Straße begrüßten ihn mit lautstarken Rücktrittsforderungen, Majzoub zog sich schließlich wieder zurück.

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Am Donnerstag besuchte Justizminister Marie-Claude Najm das zerstörte Viertel Gemmayze, wie gleichfalls auf Videos im Internet zu sehen ist. Menschen auf der Straße forderten ebenfalls seinen Rücktritt, beleidigten ihn und bespritzten ihn mit Wasser - ungeachtet der Militärs, die ihn begleiteten. "Korruptionsminister, nicht Justizminister", warf ihm ein Libanese vor.

Am Dienstagabend hatten zwei gewaltige Explosionen die libanesische Hauptstadt erschüttert. Nach jüngsten Angaben der Behörden wurden dabei mehr als 150 Menschen getötet und mehr als 5000 verletzt. Rund 300.000 Menschen wurden obdachlos. Dutzende Menschen werden weiterhin vermisst. Explodiert waren nach Behördenangaben 2750 Tonnen Ammoniumnitrat, das jahrelang ohne die nötigen Sicherheitsvorkehrungen in einer Lagerhalle am Hafen untergebracht gewesen war.

Viele Libanesen sehen die Katastrophe als Beleg für das Versagen und die Korruption der politischen Führung, die das Land heruntergewirtschaftet habe - ein Vorwurf, der in der libanesischen Bevölkerung weit verbreitet ist. Schon vorher hatte es immer wieder Demonstrationen gegen die Regierung gegeben. Der Libanon steckt seit Jahren in einer schweren Wirtschafts- und Währungskrise.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron war am Donnerstag als erster ausländischer Staatschef in den Libanon gereist - und wurde anders als die heimischen Politiker jubelnd von den Menschen in den zerstörten Vierteln der Stadt empfangen. Viele forderten von ihm Unterstützung für den Sturz der Regierung. Macron rief die politischen Verantwortlichen zu tiefgreifenden Reformen auf.

Ein libanesischer Geschäftsmann reichte derweil Klage gegen die Verantwortlichen der Katastrophe ein, wie die staatliche Nachrichtenagentur ANI berichtete. Sein Kreuzfahrtschiff war durch die Explosion zerstört worden. Zwei Besatzungsmitglieder wurden getötet, sieben weitere verletzt. Laut ANI ist dies die "erste Klage dieser Art" und sie könnte den Weg für weitere Verfahren ebnen.

(V.Korablyov--DTZ)

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