Deutsche Tageszeitung - Digitalisierung des Schullebens soll vorankommen - Opposition vermisst Konkretes

Digitalisierung des Schullebens soll vorankommen - Opposition vermisst Konkretes


Digitalisierung des Schullebens soll vorankommen - Opposition vermisst Konkretes
Digitalisierung des Schullebens soll vorankommen - Opposition vermisst Konkretes / Foto: ©

Bund und Länder wollen die Digitalisierung des Schulbetriebs weiter vorantreiben - Details sind aber weiter offen. Bei einem Treffen im Kanzleramt wurde unter anderem der "gemeinsame Wille" festgestellt, alle Lehrer mit Dienstcomputern auszustatten. "Lose Absichtserklärungen" brächten aber nichts, kritisierte am Freitag FDP-Fraktionsvize Katja Suding. Die Lehrergewerkschaft VBE reagierte hingegen zufrieden.

Textgröße ändern:

Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundesbildungsministein Anja Karliczek (beide CDU) und SPD-Chefin Saskia Esken hatten am Donnerstag mit den Kulturministern von sechs Bundesländer informell im Kanzleramt getagt. "Bund und Länder erkennen die Digitalisierung als gemeinsame Aufgabe an", erklärte am Abend Regierungssprecher Steffen Seibert.

Es sei der "gemeinsame Wille" der Teilnehmer des Treffens, "schnellstmöglich alle Schulen in der erforderlichen Weise an das schnelle Internet anzuschließen, Schülern zu Hause einen bezahlbaren Zugang zum Internet zu ermöglichen und Lehrer mit Endgeräten auszustatten", berichtete er. Am Freitag sagte Seibert zudem, Merkel wolle das Gespräch mit allen Kultusministern "in sehr überschaubarem Zeitraum" fortsetzen.

Karliczek erklärte, es sei "gut, dass wir in der Digitalisierung der Schulen jetzt das Tempo nochmals anziehen". Sie habe schon früher darauf hingewiesen, dass Lehrkräfte einen Dienstlaptop und eine dienstliche E-Mail-Adresse brauchten. Außerdem müssten sie entsprechend fortgebildet werden. "Wir werden mit den Ländern sprechen, wie wir sie als Bund hier unterstützen können."

Die Kosten für die Geräte der Lehrer belaufen sich Esken zufolge auf 500 Millionen Euro. "Ich bin sehr vertrauensvoll, dass die Länder das schaffen", sagte sie am Freitag.

Für die Ausstattung von Schülern mit Endgeräten gibt es bereits ein staatliches Programm. Karliczek berichtete, sie habe außerdem die Telekommunikationsanbieter angeschrieben "und darum gebeten, günstige Tarife zu ermöglichen". Die Rückmeldungen der Unternehmen seien positiv.

Das Vorhaben, Schülern zu Hause einen bezahlbaren Zugang zum Internet zu ermöglichen, sei ein "wichtiger Meilenstein", erklärte der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann. Er lobte auch die Verabredung, alle Lehrer mit Endgeräten auszustatten.

Die Opposition reagierte hingegen enttäuscht auf den Schulgipfel. "Es hat viel zu lange gedauert, bis die Bundesregierung endlich erkennt, wie wichtig digitales Lernen ist", erklärte FDP-Fraktionsvize Suding. "Mit ihren losen Absichtserklärungen ohne konkreten Fahrplan wird die Modernisierung des Bildungssystem aber weiter ausbleiben. Die angekündigten Maßnahmen springen viel zu kurz."

Linken-Parlamentsgeschäftsführer Jan Korte erklärte, die Ergebnisse des Treffens "enttäuschen auf ganzer Linie". Die Schulen hätten mit einem Investitionsstau von 44 Milliarden Euro zu kämpfen "und die Verantwortlichen reagieren darauf mit unverbindlichen Verabredungen für 500 Millionen Euro".

Auch der Bundeselternrat äußerte sich kritisch. Der Schulgipfel hätte vor den Ferien stattfinden müssen, sagte der Vorsitzende Stephan Wassmuth den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Er äußerte die Befürchtung, dass es wegen steigender Corona-Infektionszahlen bald viele Schulschließungen geben werde.

Die mangelnde Digitalisierung des Schulwesens wird auch im neuen Bildungsmonitor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) kritisiert. "Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass das Bildungssystem in Deutschland, besonders im Bereich der digitalen Ausstattung, massive Defizite aufweist", erklärte der Geschäftsführer Hubertus Pellengahr.

(U.Beriyev--DTZ)

Empfohlen

Israel beginnt neue Militäroffensive im Gazastreifen

Israel hat eine neue Militäroffensive im Gazastreifen gestartet. Die israelische Armee erklärte in der Nacht zu Samstag, sie habe mit "umfassenden Angriffen" begonnen und Soldaten verlegt, um die Kontrolle über weitere Teile des Palästinensergebiets zu erlangen. Deutschland äußerte sich besorgt über das israelische Vorgehen. Die islamistische Hamas erklärte derweil, dass in Doha eine neue Runde indirekter Verhandlungen mit Israel "ohne Vorbedingungen" begonnen habe, um den Krieg zu beenden.

Büttner zur FDP-Generalsekretärin gewählt - Parteitag beschließt Leitantrag

Mit der Wahl einer neuen Generalsekretärin und der Verabschiedung eines Leitantrags hat die FDP auf ihrem Bundesparteitag die Neuaufstellung vorangetrieben. Die KI-Unternehmerin Nicole Büttner wurde am Samstag zur Generalsekretärin gewählt und gab mit dem Motto "Zukunft gestalten" statt "Vergangenheit verwalten" den Ton ihrer künftigen Arbeit vor. Im Leitantrag formuliert die Partei klassische liberale Themen - in Abgrenzung zur Politik der schwarz-roten Regierung.

Von Türkei freigelassener schwedischer Journalist: "Es lebe die Freiheit"

Ein fast zwei Monate lang wegen des Vorwurfs der Präsidentenbeleidigung in der Türkei inhaftierter schwedischer Journalist hat am Samstag seine Freiheit gewürdigt. "Ich habe darüber nachgedacht, was ich in diesem Moment sagen soll und es ist: 'Es lebe die Freiheit, die Pressefreiheit, die Meinungsfreiheit und die Bewegungsfreiheit'", sagte Joakim Medin auf einer Pressekonferenz in Stockholm. Der 40-jährige Journalist war zuvor aus einem türkischen Hochsicherheitsgefängnis entlassen worden und am Freitag zurück nach Schweden geflogen.

Israel meldet Tötung von Hisbollah-Kommandeur im Südlibanon

Die israelische Armee hat im Südlibanon am Samstag nach eigenen Angaben einen örtlichen Kommandeur der Hisbollah-Miliz getötet. Das libanesische Gesundheitsministerium teilte mit, bei einem israelischen Drohnenangriff auf ein Fahrzeug im Bezirk Tyros sei ein Mensch getötet worden. Ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP sah das ausgebrannte Wrack eines Autos in Abu al-Aswad rund 30 Kilometer von der israelischen Grenze entfernt.

Textgröße ändern: