Neureuther: Olympia entwickelt sich in die falsche Richtung
Felix Neureuther sieht die Zukunft der Olympischen Spiele gefährdet. "Ich verdanke dieser Bewegung sehr viel, aber die Entwicklung, die sie in den vergangenen 25 Jahren genommen hat, geht in die falsche Richtung", sagte der ehemalige Weltklasse-Skirennläufer im Interview mit dem SID. Peking 2022 hält er für die "Fortsetzung" der umstrittenen Winterspiele in Sotschi 2014 und Pyeongchang 2018 - in vielerlei Hinsicht. Seine Erkenntnis: "Die Vergaberichtlinien sind nicht mehr zeitgemäß."
Neureuther macht sich derzeit nicht zuletzt für Klimaschutz und Nachhaltigkeit stark, Themen, die in Sotschi und Pyeongchang praktisch keine Rolle spielten. Es brauche "Umdenken und Veränderung", sagt der 37-Jährige, der seine aktive Karriere im März 2019 beendet hatte. Die Zukunft der gesamten Bewegung stehe auf dem Spiel: "Die Olympischen Spiele müssen ganz klar nachhaltiger werden, sonst werden sie aussterben."
Neureuther treibt mit Blick auf Peking auch das Problem im Umgang mit den Menschenrechten um. Ein Boykott, glaubt er, wäre ein Lösung, auch wenn er "im Grunde natürlich dagegen sei", zumindest so lange, wie er den Sportlern schade. Er wolle keinem die Chance auf eine Medaille nehmen, "aber der Druck von allen Seiten muss einfach erhöht werden." Auch hier sei vor allem die Politik gefordert.
Davon abgesehen würde sich Neureuther bei kritischen Themen eine stärkere Einmischung der Sportler wünschen. "Ich höre oft den Satz: Ich muss mich auf meinen Sport konzentrieren. Das ist ja auch richtig, denn letztlich geht es in erster Linie um die eigene Leistung", sagte er. Und "trotzdem halte ich es für extrem wichtig oder auch für eine Pflicht, dass sich gerade erfolgreiche Sportler zu solchen Themen äußern."
(Y.Leyard--DTZ)